Chapter 3

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In meinem Leben, in diesem einen Jahr, haben alle mit mir gemacht, was sie wollten. Ich kam neu an die Schule, habe niemanden was gemacht, und wurde gemobbt.

Alle konnten mich herumkommandieren, wirklich alle.

Aber jetzt, jetzt sollte ich zum Direktor und wisst ihr was?! Es ist mir sowas von scheiss egal. Die haben mir immer wirklich immer gesagt was ich tun muss und jetzt, jetzt können die mich mal.

Ich war immer gut in der Schule, das wird wohl nicht schlimm sein, wenn ich jetzt den Rest des Tages fehle.

Mit Harry war ich ein anderer Mensch. Klar, ich hatte vorhin schon Selbstvertrauen, und hatte mir nur von bestimmten Menschen etwas sagen lassen. Doch mit Harry, mit Harry war es anders. Ich habe einen Scheiss drauf gegeben was die Anderen von mir denken.

Ich hab mein Ding einfach durchgezogen.

Doch jetzt, jetzt ist er weg. Jetzt, bin ich weg.

Denn ich lebe nicht mehr. Ich existiere nur noch.

Harry, wärst du, du und dieses eine Versprechen nicht gewesen, würde ich schon lange nicht mehr leben, nicht mehr existieren.

Ich würde nicht mehr gemobbt werden, geschlagen, bespuckt und gedemütigt werden.

Obwohl, wärst du nicht vor meinen Augen gestorben, wäre ich nie wieder so weich und zerbrechlich geworden.

Doch was passiert ist, ist passiert.

Und ich bin froh, dankbar, dass ich dich kennengelernt habe, denn ohne dich, hätte ich mich selbst nie gefunden, und es tut mir so unendlich leid, dass ich mich, mein wahres Ich, nicht verwirklichen kann.

Frustriert seufze ich auf.

Egal. Nein, eigentlich nicht.

"Herein." Ertönt die gedämpfte Stimme des Direktors, als ich leise geklopft hab. Ja, ja es stimmt, ich bin trotzdem gegangen.

Tut mir leid.

Mein wahres Ich hätte das nicht getan.

Mein wahres ich... Mein wahres ich wäre zu seinem Grab gelaufen, und hätte vorher was im Mc geholt, mein wahres Ich, hätte einen Scheiss darauf gegeben, dass ich jetzt eigentlich beim Direktor sein müsste.

Doch mein wahres Ich existiert nicht mehr. Mein wahres Ich ist mit ihm, von dieser Welt gegangen.

Leise öffne ich die Tür, und blicke schüchtern in die müden braunen Augen des Direktors.

"Brooke Smith?!" Fragt er schon fast ausser sich und sieht mich erstaunt an.

Denn, eigentlich muss ich nie zum Direktor.

Naja, nicht für das..

"Ich sagte doch, dieser Lehrer hasst mich." Meine ich nur mit einem etwas aufgesetztem Lächeln. Wieder ein mal machen sich meine Regelschmerzen bemerkbar. Gequält verziehe ich mein Gesicht.

"Tja wenn das so ist... Was hast du denn dieses mal 'getan'?" Fragt er und deutet mit der Hand auf den Stuhl vor sich, als Zeichen dass ich mich hinsetzen soll.

Leise, mit kleinen, sachten Schritten gehe ich näher, und lasse mich leicht auf das weiche Polster plumpen.

"Ich hab nicht aufgepasst und wurde rausgeschickt." Sage ich neutral und blicke ihm direkt, aber leicht unsicher in die Augen.

"Okay?" Fragt er nur und schaut mich leicht verwirrt an.

Sicher eine halbe Minute sitzen wir beide nur so da, starren stumm an irgendeinen Punkt, und hängen unseren Gedanken nach.

"Uhm..." räuspere ich mich kurz. Langsam erhebt er den Kopf und schaut zu mir auf.

"Und jetzt?" Frage ich unsicher, während ich auf meine schwarz lackierten Fingernägel schaue.

"Kann es sein, dass du sehr starke Bauchschmerzen hast? Und du nach Hause musst?" Sagt er ruhig und zwinkert mir zu.

Woher weiss er Bitteschön, dass ich sie wirklich habe, und heute Mittag sogar Tabletten nehmen musste?!

Okay. Einbildung.

"K-kann sein?" Stottere ich.

"Na also. Dann werde ich dich abmelden, du darfst gehen." er und lächelt mich warmherzig an.

"G-Gehen? Danke. Wirklich. Denn.. Ich habe echt starke Schmerzen...." Sage ich herumdrucksend, während ich auf meine Fingernägel schaue.

In solchen Momenten bin ich einfach nur froh, so einen guten Draht zu unserem Direktor zu haben.
Leider nicht gut genug, sodass er etwas von diesen Mobbingattacken mitbekommt..

Erfreut stehe ich auf, und versuche ihm ein wahres, warmes Lächeln zu schenken. Doch ich glaube das ist mir ein Bisschen misslungen.

"Auf wiedersehen Mr. Lankford."

Sein 'Auf wiedersehen' oder was es war, bekam ich nicht mehr mit, da ich aufgesprungen bin, die Tür geöffnet habe, und völlig in meinen Gedanken aus dieser Schule, aus dieser Hölle gestürmt bin.

Ich habe einen Plan, einen kleinen Plan, wo ich jetzt hingehen werden.

An diesen Ort.

An diesen Ort, an dem ich das Gefühl habe, er sei hier.

Nein, nicht an unseren Ort.

Nein, nicht an den See.

|| Ich habe es aufgrund eines Logikfehlers überarbeitet. Ich hoffe so ist es besser.

Meinungen?

Died.Where stories live. Discover now