Die Kette

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Alice erholte sich, dank der medizinischen Kenntnisse der Eingeborenen, sehr schnell. Nach einem Tag war sie bereits wieder auf den Beinen und sprühte nur so vor Energie. Eifrig und mit vollem Körpereinsatz half sie, das Boot 'seetüchtig' zu machen. "Morgen fahren wir los", verkündete Marlow, "Am besten ruhen Sie sich alle noch einmal gut aus, bevor wir den Schutz des Dorfes verlassen." Noch einmal überprüfte jeder, ob alles an seinem Platz und gut verschraubt und befestigt war. Danach ging einer nach dem anderen in die Zelte, welche extra für sie aufgestellt worden waren. Alice wusste allerdings nicht, in welchem Zelt sie untergebracht war, schließlich hatte sie die letzte Nacht bei den Medizinerinnen in der Holzhütte verbracht. Allerdings wollte sie auch nicht zugeben, dass sie unsicher war, weshalb sie wartete, bis alle anderen das Boot verlassen hatten. Die Nacht wollte sie auf dem Boot verbringen, obwohl das wahrscheinlich ziemlich ungemütlich werden würde. Doch zugeben, dass sie unsicher war und sich eigentlich gar nicht traute, zu fragen, wollte sie schon zweimal nicht, dazu war ihr ihr Stolz im Weg. Jetzt hockte sie also alleine auf dem Boot und sah in die dunkle Nacht. Sekunden, Minuten, vielleicht sogar Stunden verstrichen, doch plötzlich hörte sie Schritte auf sich zukommen. Sie drehte den Kopf und erkannte, trotz der Dunkelheit, die Silhouette von James. "Sollten Sie sich nicht ausruhen, Conrad?", fragte sie. "Dasselbe könnte ich zu Ihnen sagen", entgegnete James und musterte sie. Alice seufzte genervt und stand auf. "Was wollen Sie hier?", fragte sie. "Nachsehen warum Sie immer noch hier sind", antwortete James, "Ich gehe davon aus sie wissen nicht, in welchem Zelt sie unterkommen sollen, wollen es aber nicht zugeben." "Was lässt Sie das glauben?", fragte sie und schaffte es tatsächlich, zu verbergen, dass er genau die Wahrheit vermutet hatte. "Glauben Sie im Ernst es wäre mir nicht aufgefallen, dass sie alles doppelt und dreifach kontrolliert haben, was zuvor schon von Marlow und mir kontrolliert wurde? Ich bin Tracker, soetwas entgeht mir nicht", antwortete er. Alice zog eine Augenbraue hoch. "Ich dachte Sie wären inzwischen Söldner", meinte sie provokant. James schwieg einen Augenblick. "Ich dachte Sie wären inzwischen kriminell", sagte er dann, "Packard hat zumindest ein paar Mal soetwas angedeutet." "Kriminell kann man es nicht nennen", entgegnete Alice, stritt es allerdings nicht ab, denn James hatte schon ein bisschen recht. "Sie bestreiten es nicht", stellte dieser erstaunt fest. "Sie haben auch nicht bestritten ein Söldner zu sein", sagte Alice nur. Danach schwiegen beide eine Weile, bis James das Schweigen brach. "Kommen Sie, es ist spät", sagte er und ging ein paar Schritte. "Ich habe immer noch kein Zelt", entgegnete Alice. "Meins ist groß genug für zwei", sagte James nur und ging voraus. Alice zögerte einen Moment, doch als ein erstaunlich kalter Wind über das Dorf wehte, folgte sie ihm doch. James hielt ihr den Zelteingang auf wie ein Gentleman. "Das nennen Sie groß?", fragte Alice, nachdem sie sich umgesehen hatte. Das Zelt war wirklich nicht sehr groß. Es hatte gerade Platz für ein Lager aus Decken, eine kleine Feuerstelle in der Mitte und etwas Freiraum, wo James gerade die Hälfte der Decken ausbreitete. "Besser wie auf dem Boot zu schlafen", entgegnete James nur und widmete sich dem kleinen Feuer. Alice ließ sich auf dem Deckenlager nieder und beobachtete ihn, schließlich hatte sie nichts zu tun. Als das Feuer wieder richtig brannte, richtete er sich wieder auf und zog doch tatsächlich sein Tshirt aus. Alice konnte sich nicht zurückhalten und ließ ihren Blick über seinen Oberkörper schweifen. Als sie es realisierte, schüttelte sie leicht den Kopf. Er tat das mit Absicht, das war ihr durchaus bewusst, doch gerade als sie sich abwenden wollte, bemerkte sie eine Kette, welche er um den Hals trug. "Woher hast du das!?", fragte sie und sprang auf. James sah sie einen Moment verwirrt an. "Was?", fragte er dann. "Die Kette!", antwortete Alice forsch und ging auf ihn zu. James berührte die Kette kurz. "Sie gehört dir, richtig?", stellte er halb fragend fest, ebenfalls ohne zu bemerken, dass sie sich gegenseitig mit du ansprachen. "Ich habe sie beim Sturz aus dem Helikopter verloren", erklärte Alice, "Aber anscheinend wurde sie ja gefunden, weshalb ich sie gerne wieder zurück hätte!" James zögerte einen Moment und sah sie an, bevor er die Kette abnahm. Alice riss ihm die Kette beinahe schon aus der Hand und legte sie sich selbst um den Hals. Das heißt, sie wollte es, doch James hielt ihre Hände fest. Überrascht und etwas verwirrt sah Alice zu ihm auf. "Lass mich das machen", sagte er erstaunlich sanft und drehte sie an den Schultern um. Ehe sie überhaupt reagieren konnte, legte James ihr von hinten die Kette um den Hals und drehte sie dann wieder zu sich um. "Ein Pentagram, nicht wahr?", sagte er. Alice konnte nicht mehr, wie nicken, denn plötzlich fühlte sie sich unwohl, so nah bei ihm zu sein. Es war kein unwohl fühlen im negativen Sinne, eher war sie etwas nervös. "Ich hoffe, es gibt keine Hexen in deiner Familie", meinte er dann mit einem verschmitzten Lächeln. "Wer weiß...", entgegnete Alice geheimnisvoll, "Vielleicht habe ich dich ja schon längst verhext." Ihr Grinsen wurde etwas breiter. "Möglich...", meinte James und strich über das Amulett. Alice bekam eine Gänsehaut, doch plötzlich realisierte sie, was gerade passierte. Sie trat einen Schritt zurück. "Was ist?", fragte James. "Ich weiß, was du von mir willst", antwortete Alice mit voller Ernsthaftigkeit. James sah sie im ersten Moment verwirrt an, bevor er begriff, was sie meinte. "Ich...will gar nichts von dir", sagte er, doch Alice war nicht entgangen, dass er gezögert hatte. "Oh doch! Glaub mir, ich kenne diesen Blick bei Männern, dieses Blitzen in den Augen!", entgegnete sie und entfernte sich noch weiter von ihm. "Ich weiß nicht, wovon du sprichst", beharrte James, obwohl er genau wusste, was Alice dachte. "Und ob du das weißt!", zischte Alice und hob eine Decke auf, "Ich werde dann wohl doch auf dem Boot schlafen." Sie drehte sich um und ging nach draußen. Allerdings ging sie nicht zum Boot, sondern zu dem Zelt, in welchem Mason verschwunden war. "Mason sind Sie noch wach?", fragte Alice, während sie vorsichtig ins Zelt lugte. "Halbwegs", hörte sie Masons müde Stimme aus dem dunklen Zelt. "Dann will ich nicht lange stören", meinte Alice, "Ich wollte Sie nur fragen, ob ich vielleicht hier schlafen könnte?" "Klar", sagte Mason nur. "Danke", sagte Alice und legte sich mit der Decke auf den Boden. Bereits kurz darauf hörte sie Masons ruhigen Atem und versuchte selbst einzuschlafen.

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