"Seit wann bist du wieder hier?", frage ich ihn. Er steht da und fährt sich mit der Hand durchs Haar, trägt seine graue Jogginghose und ein graues, ausgeleiertes Shirt das kaum seine ausgeprägte Brustmuskulatur bedeckt. Ich erinnere mich noch genau wie gut es sich angefühlt hat, seine Brust zu berühren. Bevor die Gedanken mit mir durchgehen, räuspere ich mich wieder und lege die Akten auf die Kommode. Mir fällt auf, dass die Tür immer noch offen ist, also schließe ich sie und lege das Kleid auf die Lehne der Couch. Noch immer hat Dex nicht geantwortet, was mich etwas ärgert. Aber wahrscheinlich ist er einfach nur müde. 

"Willst du was trinken?", fragt er mich plötzlich. Ich ziehe mir gerade die zwölf Zentimeter Heels aus, und schaue ihn perplex an. "Gerne", antworte ich und sehe wie er mit seinem sexy Raubtiergang zur Küche geht und dort eine Flasche Wein aus dem Regal holt. Ich setze mich auf die Couch und mache es mir gemütlich. Was mit einem ziemlich eng geschnittenen Zweiteiler nicht ganz so gut geht, aber ich mache das Beste daraus. Als Dex wiederkommt reicht er mir das dickbäuchige Rotweinglas und stellt die Flasche auf den hölzernen Salontisch, ehe er sich neben mich setzt. "Auf einen ruhigen Abend nach einem strengen Arbeitstag", meint er und hebt sein Glas hoch. Ich ziehe eine Braue nach oben und stoße mit ihm an. "Auf einen ruhigen Abend nach einem anstrengenden Arbeitstag", wiederhole ich lächelnd. Die Gläser erklingen und das angenehme Geräusch erfüllt den Raum. 

Der Wein, den er ausgesucht hat, schmeckt köstlich. Ich erinnere mich das Elisha ihn ausgesucht hat. Sie haben wohl den gleichen Weingeschmack. Was sie wohl sonst noch alles gemeinsam haben? Keine Ahnung weshalb ich eifersüchtig auf meine beste Freundin werde, doch als ich daran denke, dass sie sich bereits seit einigen Jahren kennen und das gut, wenn man bedenkt, dass sie ihm ihr Zimmer einfach so überlassen hat, ärgert mich dann doch. 

"Gibt es einen Anlass?", fragt er und deutet auf das Kleid, das in einer grauen Schutzfolie eingepackt ist. Ich nehme noch einen Schluck und verdränge die Gedanken und die Eifersucht und stelle es auf den kleinen Tisch vor uns. "Bloß eine Spendengala eines Freundes. Das dumme ist nur, dass meine Begleitung kurzfristig abgesagt hat", sage ich ohne Hintergedanken. Doch als ich Dex ansehe, und in seine braunen Augen blicke, kommt mir plötzlich eine Idee. 

"Komm doch mit!"

Ehe ich es ausgesprochen habe, weiß ich, dass ich das nicht hätte fragen sollen. Klar, wir hatten mal was miteinander und wohnen jetzt zeitweise zusammen, aber das macht uns noch lange nicht zu Freunden. Und ihn einfach so danach zu fragen, kommt mir etwas übereilt vor. Doch die Frage ist raus, also kann ich keinen Rückzieher mehr machen. Aber als ich Dex wieder ansehe, merke ich, wie er sich das ganze überlegt und schließlich nickt. "Wieso nicht. Wann ist die Gala denn?" Überrascht schaue ich ihn einige Sekunden lang an, ehe ich anfange zu blinzelnd. "Morgen, um acht", antworte ich etwas zögerlich. 

"Dann werde ich dich von der Kanzlei abholen", meint er und nimmt einen großen Schluck. Immer noch etwas perplex über seine Antwort, nicke ich und lächle ihn an. "Das hört sich gut an", erwidere ich schließlich. Dex lächelt ebenfalls und fragt mich über den Zweck der Gala aus. Ich halte mein Glas in der Hand, während ich von Richter Miller's Engagement für die Krebsstiftung seiner Frau erzähle. "Seitdem er seine Frau vor sechs Jahren an Eierstockkrebs verloren hat, richtet er jedes Jahr eine Spendengala aus. Sarah war eine tolle Frau, ich durfte sie einmal kennenlernen, eine wahre Grazie", sage ich und nehme einen kleinen Schluck Wein. 

Dex nickt mitfühlend und schenkt mir nach einem fragenden Blick noch einmal nach. "Danke", sage ich lächelnd und genieße seine Nähe. "Wie bist du Anwältin geworden? Ich meine es ist ein harter Job, den fast ausschließlich Männer ausüben", meint er und sieht mich mit einem interessierten Blick an. Ich schaue kurz auf den Aktenstapel den ich eigentlich noch bearbeiten sollte, bevor es morgen zum letzten Verhandlungstag geht. Doch im Moment genieße ich dieses Gespräch und will es auch noch eine Weile weiterführen. Denn ich möchte mehr über ihn wissen, und wie es aussieht, geht es ihm genauso. 

Electric Hearts verliebe dich nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt