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Na Ri und ich haben nicht sehr lange gespielt. Dadurch, dass es sehr kalt draußen ist und dieser Vollpfosten von Frau nicht daran gedacht hat, sich warm anzuziehen, habe ich ihr einen Teil meiner Kleidung geborgt. Und da soll noch einer sagen, sie wäre ein Genie. Was so was angeht, frage ich mich oft, wo ihr logischer Menschenverstand bleibt.
Nach einer Weile wurde mir aber trotz der Bewegung auch kalt, weswegen wir entschieden haben, dass es besser wäre, nach Hause zu gehen, bevor eine, oder sogar beide krank werden würden.

Etwa eine halbe Stunde später stehe ich nun in der Dusche und genieße den warmen Strahl. Am liebsten würde ich Stunden unter dieser Wärmequelle verbringen, aber ich möchte kein Wasser verschwenden. Ich würde mich dann einfach nachher in einen meiner KPop Hoodies schmeißen, denn von denen besitze ich sehr viele und sie sind dazu noch warm. Ich habe von jeder Gruppe mindestens einen mit dem Namen meines Bias darauf, aber auch mit den Namen anderer Member.

Nachdem ich fertig mit dem Duschen bin, föhne ich mir über die Haare. Normalerweise lasse ich sie Lufttrocknen, da so die Naturwelle, die ich von meiner Mama mitsamt der Haarfarbe geerbt, und ich sehr gerne habe, besser hervorkommt, da meine Haare durch das Föhnen eher glatt werden. Doch während der kälteren Monate trockne ich sie immer an, sodass sie nur feucht und nicht mehr nass sind, damit das Risiko, krank zu werden, sinkt.

Nur mit einem Bademantel bekleidet gehe ich vom Bad, das sich meine gesamte Familie teilt, in mein Zimmer. Dort tausche ich den Bademantel gegen einen langen Pyjama. Dazu ziehe ich noch Flauschsocken an, die meine Füße angenehm warm halten würden, denn auf diesen bin ich wirklich verfroren und sobald meine Zehen kalt werden, fröstle ich auch am Rest meines Körpers. Nun stehe ich vor meinem Kasten und überlege, welche Gruppe heute dran kommt.

Gestern war es ein Pullover mit BtoB's Maknae Sungjae. Hmm ... ich greife in den Stoß und fische einen Hoodie von BTS heraus. Lächelnd ziehe ich ihn über und setze die Kapuze auf. Die Ärmel ziehe ich mir über meine Hände. Auf meinen Rücken prangt nun groß der Name meines Bias: Jin.

Ich schaue auf die Uhr. Es ist erst etwas nach dreiviertel sechs. Ich weiß nicht, wie lange er trainieren wird und bei dem Gedanken an ihn werde ich wieder nervös. Ablenkung! Ich drehe meinen Laptop auf. Vielleicht hat ja der Professor noch eine Aufgabe auf die Lernplattform gestellt. So hätte ich was zu tun und wäre abgelenkt.

Das Glück scheint auf meiner Seite zu sein, denn der Vortragende hat tatsächlich etwas für uns zu tun. Wir sollen einen Text von Franz Kafka lesen und dazu eine Interpretation schreiben. Es ist eine freiwillige Aufgabe.
Ich facepalme mich innerlich. Natürlich ist es auf freiwilliger Basis. Texte dieses Autors sind schwer zu lesen und verstehen, selbst für Muttersprachler, und dann soll man es noch interpretieren. Ich frage mich, warum der Professor keinen einfacheren Text ausgewählt hat.
Trotzdem setze ich mich hin und befasse mich mit der Aufgabenstellung, denn es ist die perfekte Ablenkung.

Nach etwas mehr als drei Stunden bin ich fertig. Glücklich strecke ich mich und bin mit mir selber sehr zufrieden. Ich liebe dieses Gefühl. Das war schon damals in der Schule so, wenn ich mit meinem Tageslernplan durch war und ganz besonders schön war dann das Gefühl, wenn ich mal wieder unter die Top 10 gekommen bin.

Na Ri konnte es nie verstehen, warum ich stolz auf mich deswegen war, denn obwohl sie jedes Mal unter den Top 5 gewesen ist, hatte sie nie dieses Gefühl. Sie ist ein Genie. Sie hat nie viel gelernt und viele Schüler, die hart an ihren Noten arbeiteten, waren oft eifersüchtig auf sie.

Obwohl ich stolz auf mich war, fanden sowohl sie, wie auch ich, dass dieses System der Platzierungen eine irrsinnige Stressquelle für viele Schüler war. Meine Eltern waren diesbezüglich eine Ausnahme, besonders, da meine Mutter gegen dieses Schulsystem gewesen ist, aber Na Ris, genauso wie viele andere Eltern unserer Mitschüler, übten auf ihre Kinder extremen Druck aus, denn sie müssten später auf eine der drei Eliteuniversitäten Seouls, genannt SKY, gehen. Der Fakt, dass unsere Schule privat war, verstärkte das Ganze nur noch, denn schließlich zahlten die Eltern viel Geld für die Bildung ihrer Kinder und wer da keine guten Noten nach Hause brachte, hatte sich gehörig was anzuhören. Auch die Lehrer.
Nur mit einem Abschluss von einer der SKY-Universitäten hätten sie später Erfolgschancen, hieß es. Bei einigen Schülern, sowie auch bei Na Ri, ging das zu einem Ohr rein und beim Anderen wieder raus, aber ein paar Schüler hielten den Druck nicht aus und wollten sich umbringen. Ein schlimmes Schulsystem, das sich so schnell aber nicht ändern wird.

Online-Dating mit BTS | unbeendetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt