Kapitel 1

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Langsam fuhr der Zug in den Bahnhof ein. Die Bremsen gaben ein ohrenbetäubendes Quietschen von sich. Mein Blick folgte den einzelnen Abteilen die an mir vobei glitten und allmählich zum stehen kamen. Die Türen öffneten sich und der Zug leerte sich ein wenig. Ich stieg die Stufe nach oben und suchte mir einen gemütlichen Platz in einer Vierersitzgruppe, da ich einen sehr großen Rucksack bei mir hatte. Während ich meine Jacke auszog, setzte sich der Zug in Bewegung. Ich legte meine Füße auf den gegenüberliegenden Platz und sah aus dem Fenster. Die Landschaft glitt nur so an mir vorbei. Ich dachte an den Brief den ich meiner Mutter auf den Küchentisch gelegt hatte bevor ich zum Bahnhof ging.

Liebe Mama,

ich haben viel über mein Leben nachgedacht. Ich führe schon immer ein langweiliges eintöniges Leben. Es ist nichts besonderes. Jeden Morgen stehe ich auf um mich irgendwie duch den Tag zu bringen. Du und Hannah, Ihr seid die einzigen Personen die mich noch lieben und mit denen ich noch was zu tun habe. Denn ich glaube, der Typ aus Starbucks, bei dem ich jeden Morgen meinen Kaffee hole interessiert sich nicht wirklich für mich und mein Leben. Mir fiel meine Entscheidung auch wirklich nicht leicht, aber ich habe mich entschlossen. Ich habe schon lange jeden Cent beiseite gelegt, den ich nicht unbedingt benötigt habe. Heute früh nachdem du zur Arbeit gefahren bist habe ich meine Sachen gepackt und dir diesen Brief geschrieben. Ich weiß nicht was mich auf meiner Reise erwarten wird und auch nicht wohin sie mich bringen wird.
Ich möchte Abenteuer erleben und nicht so ein langweiliges Leben führen wie bis jetzt. Ich spüre es tief in mir, dass ich für so etwas nicht auf die Welt kam.
Bitte weine nicht um mich. Vielleicht werde ich wiederkommen.
Schreiben werde ich dir auf jeden Fall.

In Liebe,
Leon

Ich wusste, sie würde weinen. Auch Hannah würde weinen. Ich hatte ihr einen ähnlichen Brief geschrieben. Seit wir uns im Kindergarten kennengelernt hatten, waren wir beide unzertrennlich. Jeden Tag haben wir uns gesehen. Wir hatten viel gelacht und viel unternommen. Aber seit wir beide für unser Abi pauken mussten, trafen wir uns immer seltener.

Ein Klopfen auf meiner Schulter riss mich aus meinen Gedanken.
"Junger Mann. So geht das aber nicht. Nehmen sie gefälligst Ihre Füße von der Sitzbank." Eine ältere Dame sah mich streng an. Ich hatte überhaupt nicht mitbekommen, dass wir schon an dem nächsten Bahnhof hielten. 
Ich nahm meine Beine von der Sitzbank und stellte sie auf dem Boden ab. Die Frau klopfte mit der flachen Hand auf die Sitzfläche. Der Staub der an meinen Schuhen hing und sich auf dem Polster gesammelt hatte wurde durch die Luft gewirbelt. Dann nahm sie Platz und holte eine Zeitung aus ihrer Tasche und begann darin zu lesen. Ich nahm meine Kopfhörer aus einer der kleinen Seitenfächer von meinem Rucksack. Ich setzte sie auf meinen Kopf und die leisen Klänge die sogleich aus den Lautsprechern kamen liesen mich entspannt in den Sitz zurücksinken.

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