Kapitel 57

654 68 36
                                    

Tara Kaiser - Vergangenheit
,,Was genau wollen sie?" Tara hielt ihre Stimme im Zaum, ein leichtes Zittern verriet sie jedoch. Ihr Temperament war schon immer etwas gewesen, was das ein oder andere Geschäft zum Platzen gebracht hatte. Sonst hatte Georg immer die Augen verdreht, nun musste er sich selbst zusammenreißen.
Lokav indes lächelte nur in sich hinein und führte seine Gäste durch das prunkvolle Haus hinab in den Keller. Sein Sohn blieb etwas hinter den Gästen zurück und beobachtete alles fasziniert.
,,Was wollen sie?" Wiederholte Tara ihre Frage. Das war ihr Kind um das es hier ging.
,,Meine Liebe, vergreifen sie sich nicht im Ton. Ihr Sohn bekommt das zu spüren." Lokav sagte das, während es um sie herum immer kälter wurde. Vielleicht war der Keller ein klischeehafter Ort, aber es war eben am praktikabelsten.
Tara erbleichte.
Ihre Unterlippe fing an zu zittern.
Nicht ihr Kind.
Wenn man sie nach dem Rest des Weges und der Unterhaltung fragen würde, dann könnte sie keine Antwort darauf geben.
Sie lief nur stumm hinterher.
Ließ ihren Mann machen.
Hoffte.
Wurde ausdruckslos.
Nichts falsch machen.
Sein Leben ging davon ab.
,,Nun denn, auf gute Zusammenarbeit. Freut mich mit ihnen Geschäfte zu machen."
Erst jetzt schaltete sich Taras Kopf wieder ein.
Sie waren mittlerweile unten angekommen und standen vor einer Tür.
,,Mein Sohn?" Ihre Stimme klang Rau. Zu viele unausgesprochene Dinge lagen ihr auf der Zunge.
,,Wenn sie sich benehmen, dann passiert ihm nichts." Daraufhin lächelte Lokav schmierig.
Tara schluckte und griff nach der Hand ihres Mannes. Er drückte sie sanft. Gab ihr Halt. War da.
Ihr Blick huschte zur Tür. War er dort? Wartete er?
,,Darf er zurück zu uns?"
,,Natürlich."
Tara seufzte leise.
,,In einem Jahr."
Sie schnappte nach Luft und hauchte:,,Sie krankes Schwein."
Und damit hatte sie die Grenze überschritten.
All die Bemühungen. Umsonst.
,,Krankes Schwein? Wie es scheint, möchte da jemand nicht den Deal haben. Sollen wir ihn etwa auflösen?"
Tara brannte.
Sie musste ruhig bleiben. Es ging um ihr Kind!
Sie musste kämpfen. Es ging um ihr Kind!
Sie war so lange ruhig geblieben.
Fast schon fauchend sagte sie:,,Dann ist der Deal eben hinfällig. Geben sie mir mein Kind zurück!"
Georg schloss die Augen.
Presste die Lippen aufeinander.
Oh bitte nicht.
Dieses Stoßgebet sendete er an den Himmel. Doch es blieb ungehört.
,,Gut. Meinetwegen. Am besten sie reden jetzt mit ihrem Kind."
Lokav versuchte seine Vorfreude vor dem Kommenden zu verbergen, als er die Tür öffnete. Dahinter lag ein kleiner Raum. Niemand war darin. Dafür sah man durch eine Scheibe einen anderen Raum.
Tara stürzte darauf zu, klopfte dagegen.
Das Kind, welches in dem Raum saß hob verängstigt den Kopf.
,,Schatz?"
,,Mama?"
,,Ja! Ich bin hier! Geht es dir gut Schatz?"
Tara sah fest in die Augen ihres Kindes. Wandte den Blick nicht ab.
Da war er.
Ihr Sohn.
Ihr kleiner Liebling.
,,Warum?" Flüstere der Junge traurig.
Tara zuckte erschrocken zusammen.
Warum was?
Ein leises Lachen kam auf Lokavs Kehle.
Über ein Mikro in seinem Ohr sagte er barsch:,,Jetzt."
Eine Frau trat aus dem Schatten zu dem Kind auf dem Boden.
Tara hielt die Luft an.
Nicht...
Ihr Mann starrte ebenso wie sie durch die Scheibe auf das Szenario.
Zu entsetzt irgendetwas zu tun.
Das Knacken ertönte zeitgleich mit dem hohen Schrei einer Mutter.
Der dumpfe Aufprall ertönte zeitgleich mit dem dunklen Ruf eines Vaters.
Etwas zerbrach.
Nichts materielles.
Eher etwas seelisches.
,,Sie haben meinen Jungen getötet." Gefährliche Ruhe lag in den Worten. Ruhe, die Lokav so sehr faszinierte. Diese Mordlust. Atemberaubend.
Und dann begann das Chaos.
Schrille Schreie vermischten sich mit röchelnden Atem und rasenden Rufen.
Tiere.
Verletzte Tiere, die ihr Junges verloren hatten.
Nicht mehr.
Nicht weniger.
Lokav kam lachend davon.
Seine Bodyguards hielten die Tiere in Schach.
Henry kam wimmernd davon.
Niemand hielt seine Angst in Schach.
Tara kam kreischend davon.
Niemand hielt die Leere in Schach.
Georg kam brüllend davon.
Niemand hielt die Schwärze in Schach.
Und niemand gab auf den kleinen Jungen acht.
...
,,Jetzt weißt du es. Ich bin perfekt, weil so etwas wie damals nie wieder geschehen soll und wird. Keines meiner Kinder wird dieses Schicksal noch einmal erleiden müssen, nur weil ich unperfekt bin."

Cheers Mates!
*unsicher hinter einer Ecke hervor schau*
Was meint ihr?
Okay?
Verständlich?
Ich hoffe es!
Denn an den drei Kapiteln hab ich mir ganz schön die Zähne ausgebissen 😅
Feedback und eure Gedanken in die Kommentare!
Bye Bye

Ich.bin.nicht.Schwul | Band 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt