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7. Niederlage

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Murrend verschränke ich die Arme vor der Brust und starre Mason hasserfüllt an, was er mir stumm nachtut. Wir sitzen uns nun schon seit einigen Minuten gegenüber und veranstalten einen Starrwettbewerb, während wir die Standpauke seiner Mutter über uns ergehen lassen.

"Das kann doch nicht wahr sein, dass ihr euch jedes Mal an die Gurgel springen müsst, wenn einer mal nicht hinschaut!", höre ich Lorens wutverzerrte Stimme, die mich unerwartet zusammenzucken lässt.

Verdammt! Ich habe geblinzelt!

Auf Masons Gesicht macht sich ein siegessicheres Grinsen breit, da er nun genau weiß, dass er unseren Starrwettbewerb gewonnen hat. Wütend ziehe ich die Augenbrauen zusammen und überlege mir das zweite Mal an diesem Abend, wie ich ihn später, wenn er schläft, am besten ermorden kann.

Hach, die Vorstellung allein ist wirklich zu schön.

"Wollt ihr nichts dazu sagen?!" Loren stellt sich jetzt direkt vor uns beide und sieht uns erwartungsvoll an. Dabei hat sie ihre Hände in die Hüften gestemmt und wenn wir jetzt in einem Comic wären, würde ihr sicherlich Dampf aus den Ohren und der Nase kommen.

"Ich habe nicht angefangen", verteidige ich mich eingeschnappt.

Mason funkelt mich wütend an. "Ich habe auch nicht angefangen. Du bist in mein Zimmer gekommen und hast mich belästigt, nicht andersrum."

Mit vor Schock geweiteten Augen starre ich ihn an.

Nein, das hat er nicht gesagt.

"Du bist so ein elender-"

"Rina!", unterbricht mich Loren mit einem mahnenden Blick und Ich verstumme augenblicklich.

Mason grinst breit.

Elender Bastard.

"Ich will endlich, dass das aufhört. Ein für alle Mal. Ich kann euch nicht einmal allein lassen, aus Angst, dass, wenn ich zurückkomme, einer von euch irgendwie verletzt ist. Ihr seid verdammt nochmal keine Kinder mehr."

Genervt verdrehe ich die Augen. Um mich braucht sie wirklich keine Angst zu haben, denn wenn jemand einen Schaden tragen würde, dann wäre es eindeutig Mason. Denn er bringt mich manchmal so auf die Palme, dass ich keine andere Wahl habe, als gewalttätig zu werden.

"Wenn ich noch einmal sehe, dass ihr euch daneben benehmt, wird das Konsequenzen haben", beendet sie ihre Rede und atmet hörbar aus. So ist es jedes Mal, doch nie lässt sie ihre Drohung wahr werden. Trotzdem muss ich in der nächsten Zeit aufpassen, denn heute schien sie noch wütender als die letzten zehn Male.

"Ich möchte, dass ihr euch beide entschuldigt!"

Schockiert sehe ich zu Loren, die nun als Einzige einen siegessicheren Gesichtsausdruck hat. Auch Mason starrt seine Mutter mit weit aufgerissenen Augen an, in denen sich deutlich die Ungläubigkeit spiegelt.

"Ich werde mich niemals bei dieser Schnep-"

"Mason!" Loren sieht ihn fassungslos an.

"Bei diesem Mädchen entschuldigen", korrigiert er sich stattdessen und schenkt mir einen bösen Blick.

Ich erwidere ihn genauso feindselig.

Loren schnaubt laut. "Und wie ihr das werdet. Bevor nicht einer von euch den Anfang macht und sich bei dem anderen entschuldigt, wird keiner von euch von diesem Stuhl aufstehen. Keiner!"

"Aber das kannst du doch nicht machen! Ich bin dein Sohn!", ruft Mason und deutet mit einer Handbewegung auf sich.

"Und ich bin das Mädchen, das du noch mehr magst als deinen Sohn!", kommentiere auch ich und ignoriere Masons verächtliches Schnauben.

"Und wie ich das kann! Keiner von euch steht auf, bis ich eine vernünftige Entschuldigung gehört habe." Mit diesen Worten dreht sich Loren um und läuft wieder zum Ofen, dabei lässt sie uns jedoch nicht aus den Augen.

"Wow, Dankeschön."

Mein Blick schießt zu Mason, dessen Kiefer zu zucken beginnt.

"Du hast doch angefangen!", zische ich wütend.

"Ich habe nicht-"

"Ich höre euch!"

Erschrocken sehen wir beide zu Loren, die etwas weiter weg steht und uns finster mustert. Ich weiß genau, dass sie erwartet, dass einer von uns den Anfang macht, doch das kann sie bei aller Liebe vergessen.

Denn ich werde mich niemals bei Mason entschuldigen.

"Was ist jetzt?"

Überrascht sehe ich zu Mason. "Huh?"

"Willst du dich jetzt endlich bei mir entschuldigen, oder sollen wir wegen dir wirklich den ganzen Abend auf diesen beschissenen Stühlen sitzen? Ich habe, um ehrlich zu sein, noch Pläne für heute gehabt."

Ich muss kurz innehalten. Ich kann einfach nicht glauben, dass er das wirklich ernst meint.

"Ich werde mich bestimmt nicht bei dir entschuldigen, du Idiot. Du machst schön den Anfang. Sonst kannst du dir deine Pläne sonst wohin stecken." Ich schenke Mason ein zuckersüßes Lächeln und verschränke die Arme vor der Brust.

"Weißt du eigentlich, dass du eine unausstehliche Zicke bist?" Mason lächelt, während er spricht, da Loren zu uns sieht, und glaubt mir, es ist amüsant mit anzusehen, wie verkrampft er versucht, nicht auszurasten.

"Ich denke, du verwechselst mich da mit jemandem."

"Nein, das bezweifle ich", brummt Mason nur, ehe er seinen Kopf in den Nacken legt und stöhnt.

Ich lache. "Ist das bisschen Sitzen zu viel für dich?"

"Halt deine Klappe." Mason wirft mir einen scharfen Blick zu, doch ich kann mein Lachen einfach nicht unterdrücken.

"Was ist denn hier los?"

Alle Blicke richten sich auf die Tür, vor der eine mehr als nur verwirrte Liana steht. In ihren Händen hält sie eine Einkaufstüte, was mich daran erinnert, dass sie bis eben ja noch im Supermarkt war.

"Die beiden haben sich wieder in die Haare bekommen", erklärt Loren, die ihr die Tüte abnimmt und mit einem kurzen Kopfnicken auf uns deutet.

"Wird das noch lange dauern?"

Ich weiß genau, dass Liana mit ihrer Frage auf unsere Strafe anspielt, und das macht mich wirklich stinkig.

Loren nickt.

"Gut, dann gehe ich schonmal hoch."

Fassungslos starre ich Liana an.

"Du kannst mich jetzt doch nicht im Stich lassen!", rufe ich meiner besten Freundin hinterher, die mitten in der Bewegung innehält.

"Tut mir leid, Süße. Komm einfach hoch, wenn du fertig bist." Und mit diesen Worten winkt sie mir noch einmal zu, ehe sie mich alleine lässt.

Mit Mason.

Der nebenbei bemerkt, der größte Vollidiot ist, den die Menschheit je zu Gesicht bekommen hat.

You are enough ✓Where stories live. Discover now