♯Cнαpтer O1 ~ Oɴce Upoɴ A Tιмe.

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Unser Essen war seit jeher immer knapp gewesen und Dad war schon immer der Meinung, dass er für zwei Kinder nicht sorgen konnte, insbesondere da meine kleine Schwester nicht einmal ein Wunschkind gewesen war. Mein Vater sagte, er könne uns doch einfach im Wald aussetzen. Keiner würde etwas bemerken, und wenn doch, dann wären wir schon längst verhungert. Damals fragte ich mich, wie man so grausam sein konnte. So kalt.Regelrecht gefühllos. Meine Mutter jedoch, die jedes kleine Wesen, und sei es noch so unnütz abgöttisch liebte, war strikt dagegen und protestierte entrüstet.

Sie stritten sich heftiger.

Alles ging ganz schnell.

Ich sah das entsetzte Gesicht meines Vaters; sah den Unglauben in seinen Augen.

Er wollte nicht wahrhaben, was er soeben getan hatte.

Und ich ebenfalls nicht.

Doch einem Impuls nach, den ich schon immer verabscheut hatte, konnte ich nicht anders, als zuzuschauen. Meine Mutter war zu Füßen meines noch immer geschockten Vaters zusammengeklappt; in ihrer Brust steckte das blutverschmierte Küchenmesser. Sie röchelte verzweifelt, wie um noch ein paar letzte Worte hervorzubringen, doch nach nur zehn Sekunden verwandelte sich ihr Röcheln in ein schmerzerfülltes Keuchen ...

Und dann ... hörte ich gar nichts mehr. Die hilflos ausgestreckte Hand meiner Mutter fiel mit einem lauten, ekelerregendem Geräusch auf die harten Fliesen.

Ich hörte ein leises Knacken, als ob ihr Handgelenk brach, während ihre wunderschönen blauen Augen blicklos wurden, mich jedoch noch immer eindringlich anstarrten.

Ein lauter Knall ließ mich aufschrecken und das Gesicht von meiner Mutter abwenden.

Tammy hatte ihre Puppen aus den Händen fallen lassen.
Sie schrie nicht, doch ihre Augen waren stark geweitet, als sie unsere tote Mom unter dem liebevoll gedeckten Frühstückstisch erblickte. Sie war erst drei Jahre alt.

So jung.

Zu jung.

Sie verstand nicht.

Ich dagegen schon.

Entschlossen nahm ich meine kleine Schwester bei der Hand.

Obwohl der Verlust meiner Mutter mich in einer seltsamen Schockstarre zurückgelassen hatte, so wusste ich doch, dass ich hier nicht mehr bleiben konnte. Auf gar keinen Fall.

Ich musste aus diesem Haus flüchten, da ich es nun nicht länger mein Zuhause nennen durfte. Ich hatte bereits einen Schritt auf die alte Holztür zugemacht, als sich plötzlich ein schweres Gewicht von hinten auf mich warf und mich eisern an den Beinen festhielt.

Verwundert drehte ich mein Gesicht und starrte direkt in das meines Vaters, was nun einen wilden und kaum noch menschlichen Ausdruck angenommen hatte. Ich keuchte.

Die Ader an der Schläfe meines Vaters pochte stetig und seine Augen fixierten mich aus Schlitzen, als wäre er ein Jäger und ich seine Beute. Obwohl ich nicht wusste, was ich nun tun sollte, da er noch immer auf meinem Rücken lag, versuchte ich, Tammy so gut wie mir eben möglich mit meinem Körper zu schützen, damit er sie nicht entdeckte.

Doch da hatte ich die Rechnung ohne meinen Vater gemacht; dem ehemaligen obersten Friedenswächter von Distrikt zwei. Wie ein Blitz rappelte er sich plötzlich auf und zerrte mich an meinem dünnen Hemdchen nach oben. Ich schrie und wehrte mich aufgrund der unsensiblen Behandlung, doch mein Vater ignorierte meine Schreie einfach.

Meine dünnen Beine, die ich mir den Tag zuvor beim Spielen mit den anderen Kindern aufgeschürft hatte, schmerzten, und die Wunden rissen erneut auf, als mein Vater mich achtlos über den rauen Holzboden schleifte. Ich brüllte vor Schmerz und konnte gleichzeitig auch einfach nicht so recht begreifen, das das alles wirklich geschah.

born to die ✘ the hunger games [1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt