12.

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,,Von wem hat sie dieses Sture nur?", hörte ich meine Mutter sagen.
,,Also von mir definitiv nicht." Ironie lag in seinen Worten. Ich konnte buchstäblich spüren, das meine Mutter wieder anfing sich aufzuregen, achtete aber nicht weiter darauf, sondern wühlte in meinem Gepäck nach Kleidung. Ich entschied mich für eine beige kurze Hose und ein roséfarbenes Top mit Spitze an dem unteren Saum. Meine fast blasse Haut musste dringend Farbe bekommen. Außerdem war es um neun Uhr schon warm draußen gewesen. Meine Jogginghose klebte nach den ersten paar Metern schon an meiner Haut. Ich schlich ins Bad, da Maximes Tür immer noch zu war. Meine Mutter kann aber auch stressen, ihre andere Tochter liegt noch friedlich schlafend im Bett. Ich verdrehte die Augen und schloss das Bad. Es war ein schönes Badezimmer. Sehr hell durch das riesige Milchglasfenster. Die Fliesen an den Wänden waren weiß glänzend und die Bodenfliesen waren grobe, beige Platten. Eine große Eckbadewanne befand sich auf der gegenüberliegenden Seite. Von der Tür aus auf der linken Seite war die Toilette und zwei eckige und hoch edelwirkende Waschbecken, während auf der rechten Seite eine bodenebene Dusche mit Regenwaldduschkopf das moderne Badezimmer abrundete. Der Spiegel über den Waschbecken war in den Fliesen integriert, sodass dieser nicht hervorstach.

Ich zog mich aus und begab mich in die geräumige Dusche. Das Wasser war angenehm warm, wie es von meinem Körper abperlte. Ich folgte einem Wassertropfen mit dem Finger die Duschtür hinunter. Anschließend griff ich nach dem Shampoo. Ich könnte Ewigkeiten unter dem warmen Wasserstrahl verbringen. Auch jetzt konnte ich mich schlecht von der Wärme die mich umgab trennen. Während ich weiter duschte und hin und wieder mit den Tropfen spielte, hörte ich ein drängendes Klopfen an der Tür.
,,Saphire mach bitte die Tür auf. Mum bringt mich um, wenn ich nicht gleich fertig bin." Maxime schien wach zu sein. Vermutlich hatte sie unsere Mutter nun doch geweckt.
,,Ja einen Moment noch. Ich mache sofort die Tür auf." Einen kurzen Augenblick, wollte ich doch drunter stehen bleiben, aber ich beließ es dabei. Ich sollte meine Mutter erstmal nicht weiter provozieren. Wehmutsvoll öffnete ich die Duschtür und wickelte mir ein Handtuch um meinen Körper. Anschließend tapste ich mit nassen Füßen zur Zimmertür und öffnete diese meiner Schwester.
,,Warum hat Mum schon wieder so schlechte Laune? Bekommt ihr das Wetter nicht gut?" Ich musste schmunzeln, da ich der Grund war für ihre schlechte Laune.
,,Keine Ahnung. Ihr ist wohl buchstäblich die australische Hitze zu Kopf gestiegen." Ich zuckte unschuldig mit den Schultern.
,,Was hast du schon wieder gemacht?" Ich musste wohl zu viel Ironie benutzt haben, das meine Schwester sofort verstand, das ich der Grund war.
,,Ich habe den Zeitplan unserer Mutter durcheinandergebracht. Du kennst sie doch, wie einwandfrei sie organisiert ist und dann wollte ich einen Kaffee trinken, der noch nicht eingeplant war." Erneut zuckte ich mit den Schultern.
,,Man kann sich auch das Leben schwerer machen, als es ist. Sie braucht dringend eine Kur, wo sie ihre Zwänge therapieren kann." Wir mussten beide anfangen zu lachen. Eigentlich hat Maxime mit ihren Worten gar nicht so unrecht. Sie hat wirklich Zwangsstörungen. Meine Mutter hat ihre Strukturen und wenn diese mal gebrochen wurden, konnte sie echt gereizt werden. Ich weiß nicht wann genau das anfing. Früher war sie anders. Aber irgendwann fing sie an, das Leben strengstens zu planen. So älter ich wurde, desto angespannter wurde sie.
,,Beeil dich lieber Maxime, sonst gibt es Ärger." Ich lachte bei dem Versuch unsere Mutter nachzuahmen und verließ mit dem Handtuch um den Körper das Badezimmer. Kopfschüttelnd schloss Maxime die Badezimmertür hinter sich. Da stand ich nun, nur mit einem Handtuch bekleidet in einem Raum, wo außer dem weißen Bett und der schwarze Reisekoffer nichts zu finden war. Ich hatte in der Eile meine Klamotten im Bad vergessen und musste nun ein weiteres Mal in meinem Koffer suchen. Eine kurze blaue Hose und ein graues Top mit vielen kleinen Vogelprinten gewann die Wahl zum Outfit des Tages. Meine Haare band ich seitlich zusammen und flechtete sie. Einen Fön hatten wir noch nicht, sodass ich sie an der Luft trocknen musste. Anschließend tuschte ich mir die Wimpern und zog feine Linien auf mein Augenlid. Ein farbloser Glanzlipgloss und ich war fertig. Nicht zu viel, lieber dezent.

Blut einer Elfe - Erwacht Where stories live. Discover now