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,,So meine hübschen Frauen, wir sind da. Ihr könnt schon mal aussteigen, während ich den Wagen in den Terminal fahre. Ich will mit einem guten Gefühl in das Flugzeug steigen und wissen, das mein Wagen ordnungsgemäß in ganzen Stücken nach Australien kommt." Ich verdrehte die Augen. Typisch mein Vater. Er liebte nicht nur den Sport, sondern auch Autos. Vor allem der schwarze Van hat es ihm angetan. Mein Vater pflegte ihn täglich, wie ein kleines Kind. Es ist ja nicht so, das wir kein Geld für einen neuen Wagen gehabt hätten. Mein Vater verdient ordentliches Geld, sodass wir nie ein Problem hatten. Es wäre vermutlich sogar billiger gewesen, als dieses Auto per Luftpost nach Australien zu verschicken.
Ich ertappte ihn dabei, wie er sanft das Armaturenbrett des Wagens streichelte. Auch meine Mutter und meine Schwester empfanden seine Liebe zu Autos auch oft nervend und abstoßend. Trotz allen Eigenarten, habe ich mich mit meinem Vater immer besser verstanden, als mit meiner Mutter. Er war zwar oft arbeitsbedingt, lange weg und hatte je älter ich wurde immer weniger Zeit, aber er war lange Zeit nicht nur mein Vater, sondern auch mein bester Freund. Je älter ich wurde, desto größer wurden meine Probleme. In der Schule nahmen dann die Boshaftigkeiten seinen Höhepunkt an. Umso älter ich wurde, um so merkwürdiger wurde mein Umfeld zu mir. Sie reagierten anders, wenn sie mich sahen. Ich eingeschlossen. Es gab Momente da fühlte ich mich, als wäre ich nicht ich.
,,Seit vorsichtig, wenn ihr die Koffer aus dem Auto holt." Ich konnte schwören, in den Worten lag eine leichte Drohung. Aber mehr Zeit darüber nachzudenken und zu analysieren, was er damit meinen könnte hatte ich nicht. Maxime regte sich neben mir.
,,Du glaubst doch nicht im Ernst, das ich hier Koffer tragen werde. Ich würde eher sagen, das dieses deiner Aufgabe obliegt. Immerhin bist du der Mann im Haus und ich will mir um Gotteswillen nicht die Fingernägel ruinieren. Außerdem würde ich sicherlich einen Kratzer in den Lack machen." Maxime stieg aus dem Auto aus, sie wusste das sie damit unseren Vater rumbekommen hat. Die Angst das seinem Auto was geschehen könnte, hielt unseren Vater nicht länger in seinen Sitz. Widerwillig trug er den Koffer seiner jüngsten Tochter aus dem Auto. Anschließend nahmen auch meine Mutter und ich unseren Koffer aus dem schwarzen Van. Maximé war bereits auf dem Weg zum Eingang des Flughafens. Mühselig schleppte sie ihren Koffer hinter sich her, während sie davon stolzierte. Die obligatorische Sonnenbrille auf der Nase durfte natürlich nicht fehlen. Meine Schwester möchte gerne prominent sein. Allerdings hat sie keinerlei schauspielerische Talente. Da kann sie sich noch so sehr anstrengen.

Meine Mutter riss mich mal wieder aus den Gedanken.
,,Hallo jemand anwesend. Wir müssen so langsam in den Flughafen, sonst wird das noch alles zu knapp. Ich möchte nicht, das unsere Koffer hier stehen gelassen werden, weil sie nicht pünktlich durch den Check kamen. Also wach bitte endlich aus deinen Gedanken auf. Du hast gleich im Flieger genug Zeit, um vor dich hinzumeditieren." Meine Mutter winkte mir mit der Hand vors Gesicht, was mich nun endgültig wieder in die Realität holte.
,,Ist ja gut. Ich habe dich verstanden." Ich nahm meinem Koffer und lief wiederwillig neben ihr her. Der Flughafen in Bartoen liegt eine Autostunde von LaHopeness entfernt. Er ist nicht sonderlich groß, sodass wir mehrere Wochen auf einen passenden Flug warten mussten. Von innen wirkte er viel größer als er zu sein schien. Viele Passagiere warteten auf ihren Flug. Einige kamen gerade durch die Flughalle und liefen auf ihre Familien und Freunde zu. Freudig fielen sie sich in die Arme. Ob ich jemals das Glück habe, das mich jemand so freudig empfängt?
Jetzt in diesem Moment, kam es mir vor als würden wir mit der Familie einfach nur in den Urlaub fliegen. Maxime stolzierte vor uns her, während wir hinter ihr her trotteten. Wobei normalerweise würden wir miteinander reden, zusammen lachen und uns nicht anschweigen oder anschreien. Ich hoffe inständig, das wir wieder die Kurve kriegen und als Familie wieder unbeschwert Zeit miteinander verbringen können. Langsam musste ich mir echt abgewöhnen so viel vor mich herzudenken, denn ich war kurz davor gewesen, Maxime in die Hacken zu laufen. Sie blieb anscheinend mitten im Flughafen stehen, weil sie ohne uns nicht weiterkam.
,,Wie lange braucht denn Papa, um sein Auto in den Terminal zu fahren? Ich habe keine Lust mir die Beine in den Bauch zu stehen. Können wir uns nicht einfach anstellen und da auf ihn warten?" Maxime verlagerte genervt ihr Gewicht von der einen zu anderen Seite. So stand sie da arrogant und selbstverliebt wie immer.
,,Kannst du dich nicht einmal gedulden, Maxi Maus. Es dauert bestimmt nicht mehr lange. Du kennst doch deinen Vater, der will nun mal unbedingt wissen, das sein Auto in gute Hände kommt. Außerdem können wir nicht vorgehen. In der Eile eben, hat dein Vater die Flugtickets bei sich behalten. Außerdem sind wir eine Familie, wir warten aufeinander. Ich finde es es sehr unverschämt von dir, das du nur an dich denkst. Ständig hast du was auszusetzen. Dir kann man es nicht mehr Recht machen. Maxime du bist fünfzehn, also verhalte dich auch dementsprechend so. In deinem Alter, hatte ich viel mehr Verantwortung zu tragen und musste mich dementsprechend ordentlich verhalten, sonst gab es was auf die Finger. Du kennst immerhin deine Großeltern, die sind strenger als wir es bisher immer waren." Jetzt fiel Maxime nichts mehr ein. In den meisten Fällen wurde ihr Verhalten toleriert. Vermutlich war meine Mutter immer noch in Austeillaune nach heute Morgen. Endlich bekam auch Maxime mal zu spüren, das sie nicht immer mit ihrem Gezicke durch kam. Innerlich machte sich Genugtuung breit. Während ich es weiter innerlich genoss das Maxime auch mal mit unserer Mutter aneinandergeraten war, konnte ich unseren Vater von weitem sehen. Er hatte uns gesehen und kam direkt auf uns zu.
,,Da hinten kommt Papa." Ich zeigte in die Richtung, aus der er kam. Nach der Häufigkeit nach zu urteilen, wie oft er sich die Haare mit der Hand durchfuhr, konnte ich erkennen das er sehr nervös war.
,,Ach hier seid ihr. Ich habe euch schon überall gesucht. Die Leute vom Flughafen meinten, das mein Auto erste eine Woche später in Australien eintrifft und dafür bezahle ich auch noch Geld, das sie mich unnötig auf mein Wagen warten lassen. Anscheinend können die ihren Job nicht richtig ausführen. Heutzutage kannst du dich einfach auf niemanden verlassen. Vermutlich wäre das Auto schneller in Australien, wenn ich es selber fahren würde. Aber lasst uns jetzt nicht unsere Laune damit verderben." Wieder fuhr er sich durch die Haare. Ich konnte mir nicht verkneifen, zu sagen, das meine Laune sich dadurch nicht mindert, wenn sein Auto auch noch später kommen würde. Meine Mutter, als auch meine Schwester konnten sich ein Lächeln nicht verkneifen.
,,Jetzt beruhig dich mein Liebling. So schlimm ist es doch nicht. Du wurdest immerhin vorgewarnt das es länger dauert ein Auto einfliegen zu lassen. Du kriegst es ja bald wieder und solange kannst du dir einen anderen Wagen kaufen oder leihen. Daran wird es doch jetzt nicht scheitern." Meine Mutter versuchte ihren Mann zu besänftigen. Sie legte einen Arm um seine Hüfte und schmiegte sich sanft an seine Schulter. Gerade wirkten sie wie ein frischverliebtes Paar. Es war ein schönes Gefühl meine Eltern so verliebt zu sehen. Meine Mutter war zwar sonst die Unterkühlte, aber Papa schaffte es doch immer wieder aus meiner Mutter Emotionen rauszuholen. Sie waren schon ein gut eingespieltes Paar.
,,Können wir uns denn jetzt bitte anstellen am Check In? Eben hatten wir es noch ganz eilig." Maxime schaffte es mal wieder die Stimmung zu ruinieren.
,,Ja du hast Recht, die Uhr tickt langsam." Maxime ging wieder vor und stellte sich an die ihr am nächst liegendste Schlange am Check In an.
,,Übrigens über das Maxi Maus sprechen wir in Australien noch einmal. Du weißt ganz genau das ich so nicht mehr genannt werden möchte und vor allem nicht in der Öffentlichkeit. Weißt du eigentlich wie peinlich das ist? Aber da ich ja ein großes Mädchen bin und aus deinen Lektionen lerne, vertagen wir die Diskussion auf nach den Flug. Am besten nach meinem ersten Sonnenbad."
Unsere Mutter reagierte darauf nicht und schüttelte nur unmissverständlich den Kopf. Die Lust nach einem neuen Streit schien hier bis auf Maxime wohl niemand zu haben. Schweigend blieben wir in der Schlange stehen. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an die wir mit warten verbrachten. Mein Vater versuchte immer wieder ein Gespräch anzufangen, aber meine Mutter hielt ihn mit einem ernsten Blick davon ab. Vermutlich hatte sie Angst, das die Stimmung noch schlechter wurde.

Es war wirklich kurz vor knapp, als wir am Check In unsere Koffer abgaben.
,,So jetzt ab zum Flugzeug, es wurde schon aufgerufen, das wir einsteigen können." Meine Eltern nahmen sich an die Hand und gingen vor, während dieses mal Maxime hinter ihnen her ging.
Mir wurde Übel bei Gedanken, wirklich in den Flieger ein zu steigen. Ich hatte mir zwar eben noch vorgenommen, nicht alles schwarz zu sehen, aber sobald das Flugzeug abhebt, beginnt mein neues Leben.

Blut einer Elfe - Erwacht Where stories live. Discover now