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Als wir das Flugzeug verließen, kam uns eine warme, frische Mittagsbrise entgegen. Ein Temperaturunterschied von geschätzten 10° Grad. In Frankreich waren es gerade mal 15° Grad und hier ist es jeden Tag so schön. Draußen vor dem Flughafen wartete schon ein Taxi, welches mein Vater für uns vor dem Abflug bestellt hatte.
Der Fahrer des Taxis verließ seinen Wagen, um unsere Koffer zu verstauen. Mir ging es mittlerweile wieder besser. Den Traum im Flugzeug, hatte ich fürs erste verdrängt.

Die Fahrt zu unserem neuen Haus dauerte nochmal eine weitere Stunde, da der Flughafen in einem größeren Nachbarschaftsort lag.
Maxime und ich hatten das Haus bisher nicht gesehen. Nur unsere Eltern kannten es. Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus, als das Taxi vor einem großen, neuerbauten Haus hielt. Es lag etwas abseits der Stadt, in einer nicht viel befahrenden Straße. Sofort fielen mir die Fenster auf, die ein Großteil der Fassade ausmachten. Der Rest strahlte in einem weiß. Das Dach war flach, sodass eine große Dachterrasse vorhanden war. Im Vergleich zu den anderen Häusern in der Straße, konnte man feststellen, das meine Eltern einiges an Kosten hineingesteckt hatten. Unser Haus war um einiges exklusiver und moderner, als die anderen Anwesen in der Gegend. Dieses war hell und modern, während viele teilweise noch aus Holz gebaut wurden. Maxime holte sich die Schlüssel von unserem Vater und rannten auf das Gebäude zu. Wir waren beide neugierig, wie unser Haus von innen aussah. Der Eingang, ging direkt in den Wohnbereich über. Es gab keinen richtigen Flur, sondern beim Betreten des Hauses, war man direkt mitten drin. Dem Wohnraum schloss sich die offene Küche an, die unsere Eltern bereits in Frankreich ausgesucht hatten. Sie war hochmodern in einem weißen, cremigen Ton gehalten. Ebenso befand sich ein weiteres Zimmer und ein großes Bad im Erdgeschoss. Wie man von draußen schon erahnen konnte, war alles durch die Fenster sehr hell. Noch bevor unserer Eltern ins Haus kamen, gingen Maxime und ich in die erste Etage. Dafür liefen wir die weiße große Treppe hinauf, mit gläsernem Treppengeländer. Drei weitere Zimmer und ein Bad waren hier vorzufinden. Ebenso, wie die Treppe die offensichtlich zur Dachterrasse führte. Anders als erwartet, gab es bei der Zimmerverteilung zwischen Maxime und mir keine Streitigkeiten. Wir haben uns jeweils für ein anderes Zimmer entschieden. Meine Schwester kam auf die Idee, das Zimmer dazwischen als begehbaren Kleiderschrank zu nutzen. Ich war mir der Sache allerding nicht ganz sicher. Immerhin waren unsere größten Streitereien der Kleidung zuzuschreiben.

,,Mädels, kommt ihr bitte in den Wohnraum runter. Wir müssen was besprechen." Unsere Mutter rief von der Treppe zu uns hoch. Das gab mir die Gelegenheit, mich aus der anstehenden Ankleidezimmer Diskussion vorerst zu entziehen. Ich lief die Treppe, dicht gefolgt von meiner Schwester, hinunter. Erst jetzt warf ich einen weiteren Blick auf den Wohnbereich. Eben war ich viel mehr damit beschäftigt, mein Schlafzimmer auszuwählen, als genauer hinzuschauen. Mitten im Raum stand ein hellbraunes Sofa. Die Sitzfläche war so groß, das man sich dort ausgestreckt hinlegen konnte, ohne Angst zu haben runterzufallen. Ebenfalls im Wohnbereich, war ein Kamin in die Wand integriert. Die Küche wurde abgegrenzt durch einen großen Tresen, mit vier Hockern. An diesem werden wir in Zukunft essen. Außerdem besaß die Küche eine große Kochinsel. Ich musste zugeben, meine Mutter bewies Geschmack. Sie konnte sich nach all den Jahren voll ausleben, bei dem einrichten der Wohnung. Allerdings fehlten noch einige Möbelteile. Meine Eltern hatten nur die Küche, als auch das Sofa bestellt. Die kleineren Möbel besorgten wir am nächsten Tag. Einzig die Betten, durften Maxime und ich in Frankreich aussuchen. Laut meinem Vater werden diese, am heutigen Tage noch geliefert, damit wir die erste Nacht schon auf weichen Matratzen schlafen konnten.
,,Wenn es um die Zimmerfrage geht, die haben Saphire und ich schon besprochen." Maxime zeigte auf die obere Etage. Unsere Eltern schauten sich vielsagend an. Sie wussten vermutlich, das wir uns so entscheiden würden.
,,Die obere Etage ist ganz für uns alleine. Außer die Dachterrasse, die dürft ihr mitbenutzen. Ich finde, das ist das Mindeste nachdem wir mit euch nach Australien gezogen sind." Ich verdrehte die Augen, wenn Maximé so weiterredete, durften wir nicht in die erste Etage, zumindest sie nicht.
,,Wie freundlich Maxime, das du uns den Zutritt zu unserer Dachterrasse nicht verwehrst. Pass du auf, das du nicht hier ins untere Zimmer ziehst." Meine Mutter reagierte wie erwarten schnippisch auf ihre jüngere Tochter und zeigte auf das Zimmer im Erdgeschoss.
,,Eigentlich hatten wir vor, einer von euch beiden das Zimmer hier unten zu geben. Ihr habt euch so oft in den Haaren, das eine kleine räumliche Trennung mehr als angemessen wäre. Wir haben keine Lust das ihr euch da oben die Köpfe einschlägt." Recht hat sie, dachte ich.
,,Aber wir geben euch eine Chance, zusammen da oben zu leben." Meine Mutter ergänzte meinen Vater, ehe meine Schwester oder ich dagegen protestieren wollten. Maxime und ich klatschten uns freudig ab und liefen wieder nach oben. Seit meinem Traum im Flugzeug, war meine Schwester anders. Ich konnte es nicht ausdrücken warum, aber ich wusste das es im Zusammenhang mit den Geschehnissen im Flugzeug zu tun hatten. Dementsprechend willigte ich ein, das dritte Zimmer als Ankleidezimmer zu nutzen.
Ein unbeschwertes Gefühl, was ich seit langem nicht mehr gespürt hatte, breitete sich in mir aus. Seit dem Traum und die Stimme die mit mir sprach, fühlte ich mich angekommener.

,,Saphire unsere Betten, sind noch gar nicht aufgebaut." Maxime fielen die Kartons an den Wänden auf, die mir bisher nicht für Wichtig erschienen sind.
,,Stimmt unsere Betten, dir wir in Frankreich aussuchen durften. Wieso hat man die nicht aufgebaut?"
,,Ich hole Papa, der kann die für uns aufbauen." Ich hielt Maxime am Arm fest, um sie davon abzuhalten.
,,Wir schaffen das auch alleine. Lass die beiden auch mal Zeit für sich. In letzter Zeit war alles nicht leicht. Unsere ständigen Streitereien und mein verletzendes, stures Verhalten dem Umzug gegenüber. Das war für die beiden sicherlich auch stressig und nervenaufreibend. Wir sollten es zumindest versuchen. Es kann doch nicht so schwierig sein anhand einer Anleitung, zwei Betten aufzubauen." Meine Worte überraschten mich selber. Aber in dem Moment fühlte es sich richtig an. Ich zog Maxime in das linke Zimmer, welches ihres werden sollte und legte das Paket vorsichtig auf den Boden. Daneben lag ein Sack, wo die neuen Bettutensilien vermutlich drin waren.
Das Zimmer war identisch zu meinem. Die Fensterwand, bestand zum Großteil aus reinstem Glas, sodass der Raum lichtdurchflutet wurde. Unsere Zimmer waren doppelt so groß wie in Frankreich. Auch über die Wandfarbe haben wir schon gesprochen. Während meine Schwester verschiedene Pinktöne bevorzugte, wollte ich lieber einen Braunton mit einen Lilaton kombinieren.
Das Paket mit dem Bett lag in der Mitte des Raumes, damit wir genug Platz hatten. Beim Öffnen des Paketes, wurde mir klar, das eine Menge Arbeit vor uns liegt. Eine Menge Arbeit verpackt in vielen Einzelteilen. Maxime griff sich siegessicher die Anleitung.
,,Wir werden an dem Teil, Stunden sitzen. Können wir nicht doch Papa holen?" Kopfschüttelnd legte sie die Anleitung wieder in den Karton. Von ihrem eben noch vorhandenen Siegeswillen, war nichts mehr übrig beim Anblick der viele Seiten.
,,Das kriegen wir schon hin. Wir haben doch früher immer die Einrichtungssendungen geschaut, da sah das auch kinderleicht aus." Ich versuchte Maxime mit meinem Elan anzustecken, was mir offensichtlich gelang. Sie setzte sich neben mich auf dem Boden und zusammen holten wir die einzelnen Teile aus dem Paket und sortierten sie. Zunächst lief es schleppend, aber mit der Zeit, gingen die Handgriffe wie von alleine. Nach ungefähr zwei Stunden, waren wir mit dem ersten Bett fertig.
,,Wir haben es geschafft. Saphire sei nicht sauer, aber dein Bett auch noch aufzubauen, schaffe ich nicht. Ich bin so müde. Du schläfst heute einfach bei mir und morgen früh bauen wir dann dein Bett auf." Maxime ließ sich auf ihr Bett fallen und zog mich mit sich. Auch ich war müde, das musste ich zugeben. Ich stimmte Maxime zu, das ich heute bei ihr mit übernachte.
Das letzte Mal, das einer von uns bei dem jeweiligen anderen geschlafen hatte, lag Jahre zurück. Irgendwann auf einmal, wollte Maxime das nicht mehr.
,,Aber wehe du schnarchst Saphire." Ich warf Maxime mit einem Kissen ab, für den Spruch. Es folgte eine Kissenschlacht, mit lautstarkem Lachen.

Wir bekamen beide nicht mit, wie unsere Eltern an der Tür standen. Vermutlich haben sie uns von unten gehört und wollten sicherstellen das wir noch lebten.
,,Ihr habt es wirklich geschafft ein Bett aufzubauen. Auf einmal wurde es ruhig und wir haben euch nur hin und wieder fluchen gehört. Wir hatten eigentlich damit gerechnet, das ihr runterkommt und Hilfe anfordert. Aber ich bin echt erstaunt. Wir sind eigentlich nach oben gekommen, um euch zu fragen, ob ihr Unterstützung benötigt." Unser Vater war wirklich immer noch perplex und erstaunt. Sein Gesicht sprach Bände. Er hatte vermutlich eher damit gerecht, das einer von uns sich verletzt oder wir bockig aufgaben.
,,Da staunst du oder? War echt kinderleicht. In fünf Minuten, hatten wir das Bett aufgebaut, aber Saphires Bett dazu haben wir keine Lust mehr. Du kannst ja zeigen, was du drauf hast Papa. Vielleicht bist du handwerklich geschickter als wir und schaffst es in unter fünf Minuten." Maxime provozierte unseren Vater mit Absicht. Sie versuchte ihn bei seinem Ehrgeiz zu packen und ihn dazu zu bringen, mein Bett aufzubauen.
,,In meinem Koffer liegt Bettwäsche für euch. Eure eigenen Sachen kommen, ja erst in ein paar Tagen an. Bitte bezieht eure Betten bevor ihr schlafen geht." Meine Eltern verließen Maximes zukünftiges Zimmer und verschwanden in meinem. Ich wusste, das Papa Maximes Aussagen nicht auf sich sitzen ließ und er baute mein Bett zusammen. Auch wenn ihm klar war, das wir länger als fünf Minuten gebraucht haben. Er war natürlich um einiges schneller als wir. Aber das hatte ich auch nicht anders erwartet.
Meine Schwester und ich bezogen zusammen die Betten. In der ganzen Hektik und Zeitaufwand beim Aufbau, waren wir noch gar nicht auf der Dachterrasse. Dies holten wir nach, als das letzte Kissen bezogen, auf das Bett geworfen wurde. Wir stiegen die Treppe hinauf zur Terrasse.

Mittlerweile wurde es dunkel in Australien und am Himmel konnte man die Sterne leuchten sehen. In Frankreich hat man dies eher selten mitbekommen, da der Himmel meistens von Wolken übersäht war. Wenn allerdings eine klare Nacht vorausgesagt wurde, verbrachte ich oft Nächte draußen. Ich lag draußen in unserem Garten, zusammen mit River und schaute hinauf zu den Sternen.

Blut einer Elfe - Erwacht Where stories live. Discover now