*XVIII

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"Eric." Er hatte das Gefühl, dass sie panisch aussah. Jedoch verschwand der Ausdruck zu schnell wieder von ihrem Gesicht und es bereitete sich Freude aus. "Mam? Alles okay bei dir? Du wirkst anders als sonst." - "Ja, bei mir ist alles in bester Ordnung. Erzähl, was ist bei dir los. Fliegst du nun ins All? Wenn ja, wann?" Da Eric seine Mutter wortwörtlich schon vor der Geburt gekannt hatte, merkte er, dass sie ihn anlog. "Mam. Ich will nicht sagen, dass du mich anlügst. Also, was ist los?" Sie sah unruhig aus und als sie etwas sagen wollte, unterbrach Eric seine Mutter gleich wieder: "Ich erzähle erst etwas, wenn ich weiss, was bei dir los ist!" Niedergeschlagen liess sie den Kopf hängen. Da wusste er, dass er erfuhr, was daheim los war. Ohne aufzublicken fing sie an, zu erzählen. "Du weisst, dass du dein Ding durchziehen sollst und nicht auf mich schauen musst, oder?" Jetzt sah sie auf, um sein Nicken zu sehen. "Und ich will, dass du die Möglichkeit nutzt, welche sich dir bietet." Wieder nickte Eric und fragte sich im Stillen, wann sie auf den Punkt kam und wieso sie so darauf beharrte, dass er seine Change nutzte.

"Du hast mitbekommen, dass dein Vater und ich uns auseinander gelebt und uns getrennt haben. Vor Gericht muss noch das Sorgerecht über dich geklärt werden. Und dass nur noch, weil dein Vater das alleinige Sorgerecht beanspruchte. Das Gericht fand sein Argument, dass ich nicht gut genug für dich sorge und nicht fähig bin, nicht aussagekräftig. So zog sich der Prozess in die Länge. Bis jetzt ist der Prozess offen. Da dein Vater auch eine Geliebte hatte, während wir zusammen waren, konnte das Gericht ihm ebenfalls nicht das alleinige Sorgerecht zusprechen. Uns hat er nie eingeweiht und so wäre es eine Lüge, dass er sich gut um dich kümmern würde. Du wärst höchstens Mittel zum Zweck. Um mir weh zu tun. Als ob er das mit der neuen Freundin nicht schon genug gemacht hat. Nein, er muss alles zerstören!" Überrascht sah er seine Mutter an. Mit dieser Aussage hatte er nicht gerechnet. Er hatte zwar angenommen, dass seine Eltern sich trennen würden, aber nicht, dass sein Vater die Familie so sehr zerstören wollte.

"Also will er das Sorgerecht und mich von der Reise abhalten, um uns beiden Schmerzen zuzufügen? Aus keinem andren Grund?" - "Genau. Wenn du also abfliegst, bevor der Entscheid fällt, ist alles okay. Er kann keine Rakete aufhalten. Denk jetzt nicht, dass ich dich loswerden möchte. So ist es absolut nicht. Aber ich kann dein Vater diesen Prozess nicht gewinnen lassen. Er hat zu viel verbockt." - "Wann ist der nächste Gerichtstermin?" Eric wollte wissen, ob er genug schnell abheben würde, um seinen Vater machtlos zu machen. "In sieben Tagen schon. Warum?" Seine Mutter verstand den Zusammenhang nicht. Wieso sollte ihr Sohn das interessieren? Er war auf einem anderen Kontinent.

"Weil wir in sieben Tagen starten. Wenn weiter alles nach Plan abläuft. Wenn du ihn lange genug hinhalten kannst, sollten wir problemlos starten können. Und dann bin ich weg. Ich komme auch nicht mehr zurück. Einmal im All, für immer im All. Sollte ich aus irgendwelchen Gründen zurück auf diesen Planeten kommen, so werde ich erwachsen sein und da kann er auch nichts mehr machen" - "Stimmt mein Sohn. Ich finde es nur schade, dass wir so auseinander gehen müssen. Aber ich werde ihn hinhalten, sodass du fliegen kannst. Am Tag vor deinem Abflug möchte nochmals mit dir skypen. Im All geht das nicht."

Eric merkte, dass seine Mutter ihn nicht zu hundert Prozent gehen lassen wollte. Jetzt wusste sie, dass sie ihn nicht aufhalten könnte. Niemand konnte das. Und der Nebeneffekt, dass sein Vater, es wiederstrebte Eric, so an ihn zu denken, ihn niemals bekommen würde. Nie musste Eric auf heile Familie machen. "Nein, im All geht es wirklich nicht. Ich werde meinen Chef fragen, ob er dir anrufen kann, wenn der Raketenstart nicht mehr verhindert werden kann. So weisst du, dass mein Erzeuger keine Chance mehr hat, an mich ranzukommen." - "Oh Schatz, das wäre grossartig. Dann weiss ich, dass er dich wirklich nie bekommt. Ich hoffe, du nimmst es mir nicht zu persönlich dir gegenüber. Ich liebe dich, aber ich frage mich, wie ich mich in dein Vater verlieben konnte. Mach dein Ding, egal was ich später einmal sagen werde oder dir sonst jemand reinredet." - "Ja klar, hatte ich sowieso vor. Ich will ins All, bin der Koordinator, also ziehe ich das durch. Aber jetzt muss ich den Jungs anrufen und ihnen alles erzählen." Seine Mutter sah ihn mit strahlenden Augen an. "Mach das und denk an die Aussage. Ich hab dich lieb."

"Hab dich auch lieb und werde ich machen." Eric beendete den Anruf und atmete tief durch. Dass sein Vater soweit gehen würde, hatte Eric nicht gedacht. Sein Vater war es, der die Familie zerstört hatte und jetzt musste er seine Mutter noch mehr zerstören. Ihm war es egal, wie sein Sohn sich dabei fühlt. Hauptsache, er erreichte sein Ziel. Wie kann ein Mensch nur so weit sinken? Er hoffte, dass seine Mutter den Prozess gewinnen würde, auch wenn es für ihn keinen Unterschied machte.

Titania I - Die EntdeckungWhere stories live. Discover now