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Die Sonne schien durch einen kleinen Spalt der Vorhänge ins Zimmer. Die Lichtstreifen blendeten Eric genau ins Gesicht. Er drehte sich grummelnd von der Sonne weg und schaute auf seinem Handy nach der Zeit. Die Bettwäsche raschelte, als er sich auf den Rücken drehte und die Augen rieb. Lust zum Aufstehen hatte er keine, auch wenn er nachher stressen musste, um rechtzeitig in der Schule zu sein. Kurze Zeit später stand er doch auf und tapste zum Kleiderschrank aus Holz. Eine Jeans und ein blaues Shirt sollten genügen. In der Küche war er alleine, da seine Eltern schon auf dem Weg zur Arbeit waren. Mit einer Birne in der einen und der Schultasche in der anderen Hand machte er sich auf den Schulweg.

Vor der Schule angekommen, sah er schon Nick und Richard, seine besten Freunde, stehen. Sobald er in Reichweite war, wurde er in eine freundschaftliche Umarmung gezogen.

"Hey Eric", begrüssten ihn beide gleichzeitig.

"Hey Leute. Wie war euer Wochenende?", wollte er von beiden wissen, obwohl er es sich denken konnte.

"Party und Chillen. Nichts Besonderes." Richard stimmte Nick mit einem Kopfnicken zu.

"Und bei dir daheim?", fragte Richard Eric. "Alles im Lot?" Mit einem kurzen Blick brachte Eric beide zum Schweigen. Sie wussten beide, dass bei ihm daheim nichts mehr gut lief. Aber sie mussten es ihm ja nicht auch noch unter die Nase reiben. Zu dritt gingen sie Richtung Klassenzimmer. Dort war, wie fast jeden Morgen, eine kleine Party im Gange. Eric kämpfte sich durch das ganze Schulzimmer zu seinem Platz in der hintersten Reihe durch. Müde plumpste er auf seinen Stuhl. Als der heutige Wachesteher 'Sie kommt' rief, rannten alle schnell auf ihren Platz, damit sie keine Strafarbeiten aufgebrummt bekamen. Frau Haller rauschte in den Raum und schrieb 'Projekt-Planung' gross an die Tafel.

"So Schüler, von der Schule aus wurde überlegt, ein Projekt zu starten. Die Frage ist nur, was für ein Projekt und würden genug mitmachen. Daher bitte ich euch aufzustrecken, wenn ihr Interesse an einem Projekt hättet. Danach wird über die ganze Schule eine Umfrage stattfinden, was für ein Projekt das genau sein soll."

Aufgeregtes Murmeln ging durch die Klasse. Richard drehte sich zu Eric nach hinten um, zum ihn nach seiner Meinung zu fragen. Lies es aber bleiben, als er sein nachdenkliches Gesicht sah. Eine Hand nach der Anderen hob sich in die Luft und Frau Haller schrieb die Namen der Interessierten auf. Kurz bevor Frau Haller beim letzten ankam, hob auch Eric seine Hand. Seine besten Freunde sahen ihn erstaunt an. Er wusste, sie würden wissen wollen, warum er sich für das Projekt gemeldet hatte. Doch sie würden von ihm keine Antwort erhalten, da er es selbst nicht recht wusste. Nur der Gedanke, dass die Möglichkeit bestand, von seinen Eltern weg zu kommen, war verlockend gewesen.

Die Schulglocke klingelte zum Ende der Stunde. Eric schnappte sich seine volle Tasche und liess seine Freunde mit ihren Fragen alleine. Über die Mittagspause hinweg war er am Handy und zockte. Für ihn ging der Mittag schnell rum und der Nachmittag noch schneller. Froh, endlich der Schule zu entkommen, lief er nach Hause. Auf dem Heimweg überlegte er sich, was er alles erzählen sollte. In seiner Strasse sah er, dass das Auto seines Vaters nicht auf dem Parkplatz stand. Dass hiess, entweder war niemand daheim oder wenn, seine Mutter. Vor der Haustür suchte er den Hausschlüssel und schloss die Tür auf. Hinter sich schloss er diese wieder. Sobald die Schuhe von den Füssen waren, ging er in Socken in die Küche nachsehen, ob Mutter sich dort aufhielt. Die Küche war leer und er beschloss, etwas zu trinken. Im Wohnzimmer fand er sie.

"Hey Mam. Ich bin wieder da." Sie sah vom Fernseher auf und fragte: "Wie war's in der Schule?" Das lief ja wie am Schnürchen für ihn.

"Es war gut. Uns wurde gesagt, dass es ein Projekt geben wird und ich mache mit." Seine Mutter hob verwundert die Augenbraue. Wunderte ihn auch nicht. Normalerweise hing er nur im Zimmer rum und machte sonst nichts.

"Ach echt? Weisst du schon, was angeboten wird?" Man, ist die heute neugierig, schoss es ihm durch den Kopf. Schnell schüttelte er den Kopf und antwortete: "Ich teile es dir dann mit. Geh jetzt Hausaufgaben machen." Seine Mutter wandte sich ohne weiteres wieder dem TV zu und Eric ging in sein Zimmer. Auf Hausaufgaben hatte er eigentlich keine Lust. Noch weniger würde er später haben. So holte er seine Tasche vom Eingang und schloss die Zimmertür hinter sich ab. Er wollte Ruhe haben. Auf seinen Vater hatte er gar keine Lust. Seit zwei Jahren ging in seiner Familie alles drunter und drüber. Er wollte nicht mehr viel mit seinen Eltern zu tun haben. Vater war immer weg und Mutter verschlossen. Daher war er vorhin verwundert, als sie nachfragte. Es passte nicht mehr zu ihr. Er riss sich aus seinen Gedanken und suchte seine Matheaufgaben aus der Tasche. Dort musste er noch drei Gleichungen lösen und in Geschichte einen Text zusammenfassen. Eine halbe Stunde später hatte er alle Rechenaufgaben erledigt und suchte Geschichte. Da er schon sehr müde war, fasste er das Wichtigste vom Wichtigsten zusammen und legte die Bücher für den morgigen Tag in die Tasche. Schnell griff er in den Schrank neben dem Pult und schnappte sich eine Boxer. Nur in dieser öffnete er das Fenster und kroch unter die Decke.

Titania I - Die EntdeckungWhere stories live. Discover now