*IV

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Sobald alle bei den Lehrern standen, sagten diese zu ihrer Gruppe: „Los folgt mir bitte." So bewegte sich jede Gruppe zu einem Tisch, auf welchem die Unterlagen lagen. Eric lief am Schluss seiner Truppe. Nick und Richard fanden Projekte bescheuert und waren deshalb im Klassenzimmer geblieben. Wenn die wüssten, was das für Projekte waren. Die würden ausrasten, dass sie nicht mitmachten. Doch irgendwie war er auch froh. So konnten sie eine Woche lang, oder wie lange die Projekte auch dauerten, nicht wissen, was er wann machte und ihn aufspüren. Auch wenn dies bei Auslandaufenthalten sowieso schwer werden würde. Beim Tisch angekommen, blieb Frau Schär stehen und deutete ihrer Gruppe sich um sie zu verteilen. Der Tisch war mit Sprachaufenthalten, Bauernhöfen, Supermärkte und sonstigen Prospekten belegt. Eric war sofort von einem Aufenthalt in der USA fasziniert. „Ihr habt jetzt Zeit, euch zu entscheiden, wo ihr am liebsten hinwollt und was machen. Diesen Prospekt nehmt ihr euch dann. An jeden Ort kann nur jemand von euch! Ihr müsst euch schnell entscheiden oder verhandeln."

Mit diesen Worten machten sich alle auf die Suche nach einem geeigneten Prospekt. Ich schnappte einem Mädchen die Broschüre mit dem USA-Aufenthalt vor der Nase weg. Sie sah mich verärgert an, sagte aber nichts. Mit Genugtun sah ich mir den Prospekt genauer an.

Es war ein Aufenthalt für Sprachschule, Kulturunterschiede kennenlernen, Zurechtkommen in einem anderen Leben und Gastfamilie. Der Ort war in der USA. Dort war er noch nie und wollte schon immer mal in die USA. Also die perfekte Gelegenheit.

„Bekomme den Prospekt wohl nicht zum lesen", sagte das Mädchen, welcher ich den Prospekt weggeschnappt hatte. Weiter die Broschüre lesend schüttelte er den Kopf. Mit einem Seufzen machte sie sich auf die Suche nach einem anderen Angebot.

Sobald alle einen Prospekt in der Hand hielten, meinte Frau Schär, dass man noch den passenden Infobrief für die Eltern mitnehmen muss. Er stellte sich in die Schlage und als Frau Schär fragte, was er mache, antwortete er: „Sprachaufenthalt in der USA." Sie nickte und schrieb sich wahrscheinlich auf, wer was machte. Nachdem sich alle für ein Angebot entschieden und den Elternbrief hatten, schickte die Lehrerin sie wieder in den Regelunterricht. Eric schlüpfte leise ins Klassenzimmer und nahm lautlos auf seinem Stuhl Platz. Nick, welcher neben ihm sass, schob ihm einen Zettel mit der Aufschrift ‚Und? Wie ist es gewesen?' zu. Doch Eric schrieb nur ‚Später' auf den Zettel. Nick liess es wortlos über sich ergehen und folgte weiter dem Unterricht. Eric nahm aber die Broschüre und legte sie vor Nick. Dieser zog den Prospekt zu sich und fing mitten im Unterricht an, diese ausführlich zu studieren. Viel stand sowieso nicht drin. Wo, wann und dass man bei einer Gastfamilie wohnt, während der Zeit.

Nach der Lektion, Eric hatte sich mal wieder keine Notizen gemacht, erhielt er von Nick mit der Broschüre auch gleich die ganzen Notizen. Dankend nahm er ihn entgegen. „Ist irgendwie schade, dass nicht mehrere an denselben Ort können", meinte sein bester Freund auf einmal. Eric sah ihn erstaunt an und erwiderte: „Finde ich gar nicht. Hat man Zeit neue Leute kennen zu lernen und man hängt nicht immer mit den gleichen ab. Also, ich bin froh." Nick sah Eric verwundert an und liess das Thema fallen. Gemeinsam gingen sie in die Kantine.

Am Nachmittag, nach dem Unterricht, ging Eric schnell nach Hause. Schon vor der Haustür wusste er, dass dicke Luft im Haus herrschen würde. Sein Vater stand im Wohnzimmer mit seiner Neuen und meiner Mutter. Sie schrie gerade: „Und trotzdem getraust du dich hier mit dieser ... aufzutauchen? Damit ich sie kennenlernen kann und Eric ebenfalls?" Den ganzen Satz stand in Entenfüsschen, welche sie mit den Fingern darstellte. Ohne gross nachzudenken, stellte ich mich auf die Seite meiner Mutter. „Schön, dass du da bist. Das ist...", fing sein Vater an, doch Eric unterbrach ihn barsch. „Ist mir egal, wer das ist. Sie verschwindet ebenso wie du mit deinen Sachen. Wir wollen nichts mehr mit dir zu tun haben." Alle drei starrten ihn sprachlos an. Mutter konnte sich als erste aus ihrer Starre lösen und nickte bestätigend. Sein Vater wollte noch etwas sagen, doch seine neue Flamme zog ihn mit sich. Draussen im Flur hörte er sie ihn fragen, wo seine Sachen seien. Da keine Antwort von ihm kam, rief Eric: „Im Keller. Nehmt sie mit und kommt nie wieder!" Mit diesen Worten drehte er sich um und führte seine Mutter zur Couch. Sie liess sich ins Polster fallen und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Von unten hörten sie die Beiden, wie sie die Sachen von seinem Vater zusammensuchten. Einige Zeit später beendete die zuknallende Tür alle Geräusche. Eric fand die Situation nicht passend, um seiner Mutter mitzuteilen, dass er in die USA gehen wird und sie alleine daheim sein wird. Auch wenn sie schon wusste, dass er an einem Schulprojekt teilnahm.

„Mam, ist es okay, wenn ich in mein Zimmer geh oder möchtest du über das vorher reden?" Besorgt sah er sie an, doch anscheinend hatte sie sich schon wieder gefasst. Sie nickte bloss und deutete ihm an, er solle gehen. Auf dem Zimmer lass er die Broschüre genau durch und strich das Wichtigste an. Es stand, dass er sich über die Schule anmelden sollte und Bescheid erhalte er per Mail und eventuelle weitere Informationen.

Titania I - Die EntdeckungWhere stories live. Discover now