Titania I - Die Entdeckung

*III

"Hey Eric, warte auf uns!" Richard stand winkend neben Nick, welcher eben gerufen hatte. Er blieb widerwillig stehen. Auch wenn sie immer die Pausen zusammen verbrachten, so wollte er jetzt seine Ruhe. "Wir werden dich nicht mit deinen Problemen alleine lassen. Wer weiss, ob wir dich dann jemals wieder sehen würden." Ohne ein Wort drehte er sich um und machte sich auf den Weg in die Kantine. Die Beiden folgten ihm auf den Fersen. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatten, brachte man sie nicht mehr so schnell davon ab. Egal wer. In der Kantine war schon Hochbetrieb und so nahmen sie ihr Essen nach draussen an die Sonne. Schweigend assen sie ihr Mittagessen. Nach einer gefühlten Ewigkeit brach Richard das Schweigen. "Hey Eric, was ist jetzt bei dir zuhause los? Du weisst, wir lassen dich erst in Ruhe, wenn du uns die ganze Geschichte erzählt hast."

Diesem schossen sofort die Bilder von heute Morgen durch den Kopf und die von gestern Abend. Bevor er vor seinen Freunden in Tränen ausbrach, drehte er sich zu ihnen um und schrie schon fast: "Man, lasst mich einfach in Ruhe. Ich komme zu euch, wenn ich Hilfe brauche. Dies ist jetzt einfach nicht der Fall!"

Mit dieser Aussage hatte er die beiden zum Verstummen gebracht und lief ins Gebäude in seine den anderen unbekannte, ruhige Ecke. Dort dachte er in Ruhe über alles nach. Seine Mutter musste sich von ihrem Noch-Ehemann scheiden lassen und das alleinige Sorgerecht für ihn bekommen. Er wollte nichts mehr mit seinem Vater zu tun haben. Bloss war er nur das Kind. Er durfte zwar Aussagen, aber wer wusste, ob seine Aussage für den Entscheid berücksichtigt wurde.

Die Schulglocke ertönte und er fragte sich, ob die schon immer so laut war oder es ihm nur so vorkam. Widerwillig erhob er sich aus der Versteckecke und schlurfte in sein nächstes Schulzimmer. In der hintersten Reihe wurde er von Richard und Nick schweigend erwartet. Sie haben wohl verstanden, was er ihnen vorhin sagte.

„Heute bekommt ihr genauer gesagt, um was es in den Projekten geht. Ja, es gibt verschiedene. So viele haben sich gemeldet, da dachten wir, mehrere Angebote anzubieten. Aus diesen könnt ihr euer Favorit aussuchen. Aufgabe, für welche sich gemeldete haben. Ihr geht jetzt in die Aula mit euren Sachen. Dort bekommt ihr alle Informationen. Die Anderen bleiben sitzen und wir machen weiter mit dem Unterricht." Frau Haller nickte und gab das Zeichen zu gehen.

Die Mehrheit der Klasse blieb sitzen, obwohl zu Beginn alle mitmachen wollen. So erhob sich Eric mit seiner Tasche und lief mit den Wenigen Richtung Aula. Unterwegs trafen sie ein paar andere Schüler. Die Aula war mit viel mehr Stühlen bestückt, als notwendig waren. Alle setzten sich irgendwo hin, während Eric abzuschätzen versuchte, wie viele sie waren. Er schätze so fünfundzwanzig Schüler. Der Rektor trat nach vorn und begrüsste sie alle zusammen.

„Schön dass ein paar für das Projekt gekommen sind. Wir schauen jetzt, wer sich für was interessiert und bitte geht dann zu den Ansprechpersonen. Diese erklären das Projekt dann genau." Man hörte ein Rascheln, als alle zustimmend nickten. "Also, dass erste Projekt ist etwas für Naturfreunde. Es ist die Umgestaltung des Schulgeländes mit Gärtnern. Professionelle Hilfe bekommt ihr. Das Zweite ist ein Auslandaufenthalt, so lernt ihr fremde Kulturen kennen. Das dritte ist einen kleinen Job irgendwo zu machen. Das erhaltene Geld dürft ihr selbstverständlich behalten. Herr Lüthi ist für die Verschönerung auf dem Schulgelände verantwortlich. Frau Schär für den Auslandaufenthalt und Frau Schneider für die Jobs. Bitte geht zu der Person mit dem für euch spannendsten Thema."

Im Raum wurde immer mehr Geflüstert und manche erhoben sich in Gruppen und stellten sich zur Lehrperson. Eric entschied sich für den Auslandaufenthalt. Da hatte er sicher Abstand zu allem. Vor allem zu seiner Familie. Und Gärtner war nicht sein Traumjob und arbeiten würde er später noch genug. Wenn er jetzt schon wüsste, was auf ihn zukommt, hätte er vielleicht anders entschieden.