| 45. COUNTDOWN

Beginne am Anfang
                                    

»Oder ob sie wirklich derart einzigartige Leistungen vollbracht haben«, unterbrach Lyme Helios' Ausführungen und warf ihm einen mahnenden Blick zu, der mir nicht verborgen blieb.

Ich fragte mich, was Helios damit meinte - Tribute, die eine Gefahr waren, ja, aber eine Gefahr für wen? Für ihre Gegner - oder für das Kapitol?

»Also, im Endeffekt kannst du dir sicher sein, bei deinem Leistungsstand mindestens eine acht zu erreichen«, fuhr Helios fort und lächelte gequält.

Cato grummelte etwas Unverständliches; mit der Annahme des Mentors offenbar deutlich unzufrieden. Ich warf ihm einen schnellen Blick zu. Die Art und Weise, wie Cato seinen Löffel umklammert hielt, verriet, dass ihm eine acht kaum reichen würde.

Cassia, die meinen Blick bemerkt hatte, wandte sich nun mir zu.

»Und du, Clove? Was willst du vorführen?«

»Ich dachte ans Messerwerfen - natürlich. Dann vielleicht noch Schwertkampf. Und Bogenschießen - Glimmer wollte mir das heute beibringen. Sollen wir auch etwas an den Überlebensstationen machen?«, fragte ich, darauf bedacht, ihre Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten, und von meiner Antwort abzulenken. Es klappte besser als gedacht.

»Die Überlebensstationen sind dafür gedacht, Wissen zu sammeln, das euch in der Arena nützt. Selbst Karrieretribute profitieren von den knapp drei Tagen, die einem zur Verfügung stehen, um vergessene Techniken aufzufrischen oder neue Fähigkeiten zu trainieren. Aber fürs Einzeltraining sind diese Stationen ziemlich unspektakulär - zumindest für euch. Die Spielmacher wollen begeistert werden. Da zählen nur bemerkenswerte, aufregende Kampftechniken. Nichtsdestotrotz, die Trainingsergebnisse der letzten Tage werden in eure Bewertung miteinfließen. Abgesehen von ein paar kleinen Ausfällen«, Rainas strafender Blick blieb an mir hängen, und ich dachte mit Schrecken an den gestrigen Flechtkurs zurück, »wart ihr im Mittelfeld dabei - das sollte reichen.«

Ich nickte, während Cato schweigend die letzten Cornflakeskrümel verputzte. Als er sich zurücklehnte, fiel mir seine unnatürlich weiße Gesichtsfarbe auf, doch ich hielt den Mund, und kämpfte stattdessen mit dem Honigmuffin, dessen Teigbröckchen sich in meinem Mund zu vervielfältigen schienen, bis alles nur noch eine zähe Pampe war.

Gott, war mir schlecht.

»Wer von euch hatte eigentlich die höchste Punktzahl beim Einzeltraining?«, fragte Cato, wohl um sich abzulenken, und richtete den Blick auf unsere Mentoren, deren Augen schließlich allesamt an Enobaria hängen blieben.

»Elf«, sagte sie knapp, ging jedoch nicht weiter darauf ein, sondern wandte sich wieder ihrem Erdbeerkäsekuchen zu. Ich sah, dass ihre Hände leicht zitterten. Kurz fragte ich mich, was das zu bedeuten hatte - war bei ihrem Einzeltraining vielleicht etwas vorgefallen? - als Brutus wütend zur Rettung seiner Freundin herbeisprang, Cato anmotzte, und ihn dann auf sein Zimmer verwies, mit der höhnischen Bemerkung, er möge heute bloß nicht wieder einen seiner irrwitzigen »Einfälle« bekommen.

Cato, sofort auf die Provokation anspringend, verließ mit vor Wut gerötetem Gesicht und geballten Fäusten den Speisesaal.

Ich seufzte müde.

Fünf Minuten, und unzählige Verabschiedungen später, machte ich mich dann auf die Suche nach ihm, darauf hoffend, dass er nicht schon ohne mich nach unten marschiert war.

born to die ✘ the hunger games [1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt