~ 26. Kapitel ~

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»Pretty Girl (Maggie Lindemann)«

Schon wieder betätige ich dieselbe Klingel.

Schon wieder höre ich das dumpfe Läuten hinter der Tür, und sich leise nähernde Schritte.

Und schon wieder steht das Mädchen im Türrahmen, was inzwischen komischerweise eine bessere Freundin geworden ist, als meine eigentliche beste Freundin.

"Was willst du schon wieder hier?"

Oder doch nicht.

"Kann ich reinkommen?", frage ich leise und Serafina öffnet mir die Tür, wenn auch ziemlich zögerlich. "Eigentlich soll ich auf die Zwillinge aufpassen."

Ich betrete ihr Haus und ziehe mir meine Schuhe aus, während sie mich dabei abwartend mustert. "Also fasse dich bitte kurz."

Serafina hebt eine Augenbraue, um das Gesagte zu unterstreichen und läuft vor mir her in ihr Zimmer. Sie setzt sich schwungvoll auf ihr Bett während ich es mir auf dem Boden bequem mache. Das Bett, auf dem ich die Nacht verbracht habe ist nicht mehr in dem Zimmer, sie hat es wohl schon wieder weggepackt.

"Wo sind denn deine Eltern, wenn du auf deine Geschwister aufpassen musst?", stelle ich trotzdem noch eine Frage, bevor ich zum eigentlichen Grund meines Erscheinens komme. Die hat mich nämlich schon länger interessiert.

Serafina mustert mich kritisch und scheint abzuwägen, ob sie mir überhaupt etwas erzählen soll. Dann jedoch seufzt sie und scheint sich dafür zu entscheiden. "Ich schätze mal mein Vater ist arbeiten.", ihr Blick fliegt zur Uhr. "Und meine Mutter betrügt ihn wohl mit irgendeinem anderen Typen."

Ich starre Serafina an. Was redet sie denn da?

"Schau nicht so. Sie macht da kein Geheimnis draus. Von wegen Doppelschichten. Mein Vater ist der einzige, der das Ganze nicht mitbekommt."

Sie erzählt das so locker und schlicht, als wäre es das normalste auf der Welt. Ich mustere sie eingehend, auf der Suche nach Anzeichen, dass das Ganze nur ein Scherz ihrerseits war. Doch da ist nicht das geringste Mundwinkelzucken oder irgend etwas, was sie verraten würde.

Dafür zuckt sie mit den Schultern. "Ist ja nicht dein Problem. Wieso bist du eigentlich hergekommen? Doch sicher nicht, um mich nach meinen Eltern auszufragen."

Ich warte noch einige Sekunden, bis ich ihre Erklärung verdaut habe. Ich denke mal, nicht jeder hat das Glück ein Elternpaar zu haben, welches sich wirklich liebt und sich treu ist. Aber ich kenne nur solch eines und so ist es mir total fremd, wie Serafina damit umgeht. So, als würde sie einfach über ein fremdes Leben berichten, was sie in keinster Weise etwas angeht.

Helfen kann ich ihr dabei sicher nicht. Das ist eine Sache zwischen ihren Eltern, die mich eigentlich so gar nichts angeht. Also versuche ich das Gehörte zu verdrängen und mich auf mein Problem mit Elena zu konzentrieren, das auf einmal in den Hintergrund gerückt ist.

"Ich glaube Elena hasst mich.", fange ich also an, bevor mir doch noch etwas einfällt. "Kennst du sie überhaupt noch?"

Serafina rollt mit den Augen. "So vergesslich bin ich auch wieder nicht. Ihr habt wie die Kletten aneinander geklebt. Aber ich habe sie seit sie von der Schule gegangen ist nicht mehr gesehen.", sie scheint zu überlegen. "Ehrlich gesagt interessiert sie mich auch nicht."

Ich seufze. Serafina ist mal wieder so ehrlich wie immer. Aber irgendwie kann ich sie da auch verstehen. Sie hatte, bevor Elena gegangen ist, nichts mit ihr zu tun, was sollte es sie dann auch jetzt interessieren.

Mein Name ist Rosa.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt