Mein Name ist Rosa.

~ 20. Kapitel ~

»Lot to Learn (Luke Christopher)«

Ich sitze jetzt hier schon seit einer knappen Stunde und ich muss sagen, dass mir langsam mein Hinterteil ganz schön wehtut. Die Holzbank ist im Laufe der Stunde immer unbequemer und härter geworden. Keine Ahnung woran das liegt.

Irgendwie ist das Spiel zudem langweiliger als ich dachte, wobei es die Jungs und Serafina anscheinend viel spannender als alles andere finden.

Unsere Schulmannschaft ist, soweit ich das beurteilen kann, gar nicht so schlecht. Jedenfalls haben wir den ersten Satz haushoch gewonnen und den zweiten ganz knapp, aber die gegnerische Mannschaft scheint immer besser zu werden.

Ich habe zwar wenig Ahnung von dem Spiel an sich, da hat mir meine Wikipedia- Recherche auch nicht viel geholfen, aber wenn ich auf die Punktetafel schaue, sehe ich einen leichten Rückstand unserer blauen Spieler. Und nur noch zwei Punkte, dann geht der Satz an den Gegner und es muss noch einer gespielt werden. Das hält mein Hintern sicher nicht mehr aus.

Ausserdem ist das Gebrüll von Anton und Joshua im Laufe des Spiels immer lauter geworden. Sicheres Zeichen, dass wir am verlieren sind, flüstert mir jedenfalls Serafina vorhin ins Ohr.

"Jetzt reißt euch mal zusammen!"

"Bewegt euch, ihr steht da wie angewurzelt, kein Wunder, dass ihr den Ball nicht hattet!"

"Vorne muss geblockt werden und dahinter abgesichert. Wir haben das doch alles trainiert, dann setzt es auch gefälligst um!"

Ich sage es: so sieht pure Verzweiflung aus.

Der Sportlehrer der Jungs kommt auf einmal zu uns an die Bank getreten und ich blinzle ihn von unten herauf an. "Ich muss ehrlich sagen: ich habe keine Lust, das hier heute zu verlieren. Einer von euch beiden wird jetzt eingewechselt.", stellt er bestimmend fest und Anton springt förmlich auf, als würde er auf heißen Kohlen sitzen.

"Ich mache das.", sagt er und stellt sich schon an den Rand des Spielfeldes.

Der Lehrer gibt dem Schiedsrichter ein Zeichen und Anton klatscht sich mit dem Jungen ab, für den er eingewechselt wird.

Ich schaue zu Joshua, dessen Augen zusammengekniffen von Spieler zu Spieler huschen. Ich hätte viel lieber ihn spielen sehen.

"Alles in Ordnung?", frage ich ihn, da ich seine Anspannung bemerke.

"Es war eine schlaue Idee, neuen Schwung in die Sache reinzubringen.", er wiegt seinen Kopf hin und her, "Aber frag' mich noch mal in fünf Minuten, dann kann ich dir sagen, ob alles in Ordnung ist."

Ich merke, dass er sehr fokussiert und angespannt ist und lasse ihn deswegen in Ruhe mit meiner Fragerei.

Der Pfiff ertönt wieder zum gegnerischen Aufschlag und der Spieler schickt seinen Ball gekonnt über das Netz. "Hinten!", ertönt der Ruf von Anton und seine Mitspieler scheinen endlich aufzuwachen und neue Energie zu schöpfen. Einer nimmt den Ball mit einer Leichtigkeit an, die ich zu Beginn des Spiels zum letzten mal gesehen habe und passt den Ball zu Anton, der ihn hoch in die Luft spielt, um dem mittleren Spieler, vor dem Netz, das perfekte Zuspiel zu liefern. Dieser trifft den Ball mit enormer Kraft, die ich dem dünnen Jungen nie zugetraut hätte und der Ball landet im gegnerischen Feld mit einem Knall auf dem Boden.

Joshua hält es nicht mehr auf seinem Platz. Er tigert neben dem Spielfeld hin und her und ruft weitere Tipps zu den einzelnen Spielern.

Die Mannschaft scheint allerdings wirklich neuen Willen durch den Wechsel bekommen zu haben und nun ist Anton an der Reihe mit einem gepfefferten Aufschlag.