~ 7. Kapitel ~

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»Ride (Twenty One Pilots)«

"Wo willst du denn hin, verdammt?", rufe ich Serafina hinterher, doch sie denkt nicht mal daran, mir zu antworten. Stetig läuft sie immer weiter, vorbei an vielen verschiedenen Häusern und sogar in Straßen entlang, die ich schwören könnte, noch nie betreten zu haben.

Obwohl, sicher war ich hier überall schon mal, schließlich ist das meine Heimatstadt, aber mein Orientierungssinn lässt wirklich zu wünschen übrig.

Als wir in der Innenstadt ankommen- und ich wieder weiß, wo ich bin- bleibt sie endlich vor dem größten Kaufhaus der Stadt stehen. "Hier will ich hin.", antwortet sie mir endlich auf meine Frage und wirft damit gleichzeitig noch mehr Fragen in meinem Kopf auf. Doch bevor ich auch nur eine von ihnen stellen kann, läuft sie schon wieder zielstrebig vornweg und betritt einen der Läden.

Sofort werde ich von einem starken Parfümduft und ziemlich lauter Musik eingelullt. Als wären wir, mit dem Betreten des Geschäfts, gleichzeitig in eine komplett neue Welt eingetaucht. "Wir gehen jetzt shoppen.", klärt Serafina mich auf und macht sich schon daran, die Kleiderständer zu durchsuchen.

Ich schaue mich kurz in dem Laden um. "Das ist überhaupt nicht mein Stil hier.", meckere ich und halte zur Bestätigung ein ziemlich kurzes und wohl eng geschnittenes Oberteil hoch. Serafina stoppt in ihrer Bewegung und lässt ihren Blick prüfend über das Teil und dann über meinen Körper wandern. "Du hast überhaupt keinen Stil.", bemerkt sie trocken und wendet sich wieder den anderen Klamotten zu.

Ein normaler Mensch wäre jetzt wahrscheinlich ziemlich sauer, aber da mein Selbstwertgefühl eh schon total am Boden ist werfe ich einen kurzen Blick an mir hinunter und beäuge die Sachen, die ich heute trage. Irgendwie hatte sie recht mit dieser, schon irgendwie ziemlich gemeinen Aussage, denn mit der Kombination von einem gestreiften shirt und einem pink-karierten Tuch habe ich mal wieder komplett ins Schwarze getroffen. Ein Mode Spezialist würde sicherlich bei meinem Anblick in Ohnmacht fallen.

Zu meiner Verteidigung: heute morgen hat mir diese Kombination noch gefallen, doch wenn ich jetzt so darüber nachdenke habe ich sicherlich schlicht und einfach meine Brille nicht aufgehabt.

"Ich habe aber nicht mal Geld mit.", versuche ich mich trotzdem noch ein letztes Mal zu retten, doch werde mit einem vernichtenden Blick von Serafina zum schweigen gebracht. Seufzend wendet sie sich erneut kurz mir zu: "vertrau mir, ich will dir nur helfen. Ich leihe dir das Geld erstmal. Geh schon mal zu den Umkleiden ich komme gleich nach."

Misstrauisch und ein wenig überrascht schaue ich ihr ins Gesicht. Wieso ist sie auf einmal so nett? Und was meint sie damit, dass sie mir nur helfen will? Was ist überhaupt in sie gefahren, mich einfach so hier herzuschleppen, ohne Vorwarnung und ohne mich überhaupt einmal gefragt zu haben?

Ein spitzer Spruch liegt mir schon auf der Zunge, da treffen sich unsere Blicke. Ich weiß nicht was es ist, was mich davon abhält, ihr doch mal meine Meinung zu sagen, aber unter ihren Augen schrumpfe ich förmlich.
Schnell wende ich meinen Blick von ihr ab und mache mich zögerlich auf den Weg in die Umkleiden.

Dann würde ich eben heute mit ihr shoppen gehen, schlimm konnte es schon nicht werden.

Nachdem ich ein paar Minuten gewartet habe kommt sie endlich mit einem riesigen Stapel Klamotten auf dem Arm zu den Umkleiden. Flink lässt sie sich auf einen der großen roten Sessel fallen, die vor den Kabinen aufgestellt sind und wahrscheinlich sonst eher von der männlichen Sorte Mensch bevölkert werden, die gelangweilt auf ihre Freundinnen warten, um endlich von einem langen shopping-Trip wieder heimfahren zu können.

Serafina zieht eine normale Jeans aus dem Stapel und reicht sie mir zusammen mit einem lockerem weißen Shirt und einer karierten Bluse. Ich gehe gleich in die Kabine und beäuge die neuen Sachen an mir mit kritischem Blick. So schlecht sehen sie gar nicht aus.

Als ich mich draußen vor Serafinas Augen einmal um mich herum drehe, sieht sie ziemlich zufrieden mit sich aus. "Gar nicht schlecht. Probier die mal.", rät sie mir und wirft mir einen neuen Stapel Klamotten zu.
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Nachdem ich mich durch gefühlt hundert Sachen durchprobiert habe unter denen meiner Meinung nach auch welche dabei waren, die mir zu normalerweise viel zu gewagt waren- unter anderem ein bauchfreies Top- hat mich Serafina tatsächlich überredet manche von ihnen zu kaufen. Jetzt besitze ich sogar ein neues, Kleid und einen schwarzen kurzen Rock, der laut Serafina: "perfekt für die Schule" ist.

Den Sinn dieser ganzen Shopping Aktion habe ich bis hierhin immer noch nicht verstanden. Grübelnd über die ganze Situation laufe ich mit meinen riesen Tüten, voll mit neuen Klamotten hinter Serafina her und bemerke erst gar nicht, dass wir schon wieder ein neues Geschäft betreten haben, bis ich fast in sie hineinlaufe. Blinzelnd löse ich mich von meinen Gedankengängen und schaue mich um.

Der Raum ist komplett in ein helles, künstliches Licht getaucht, welches die Poster an den Wänden, die verschiedene Frauen und Männer mit den unterschiedlichsten Frisuren zeigen und die riesigen Spiegel glänzen lässt. Vor den Spiegeln steht jeweils ein kleiner Tisch mit einem drehbaren Stuhl davor.

Was zum Teufel mache ich in einem Frisörsalon?

Genau diese Frage will ich Serafina stellen, die jedoch schon gar nicht mehr vor mir steht. Suchend schaue ich mich um, bis ich sie neben einer anderen blondhaarigen Frau entdecke. Zögerlich laufe ich auf die beiden zu, die sich schon angeregt unterhalten. Als ich neben Serafina stehen bleibe unterbricht sie ihr Gespräch sofort und deutet auf mich. "Das ist übrigens Rosa.", stellt sie mich vor und die andere Frau begrüßt mich mit einem Nicken.

"Cassandra.", lächelt sie und wendet sich wieder Serafina zu. "Ist sie das?" Mein Blick fliegt zu Serafina und ich bekomme gerade noch ihr Nicken mit.

Ist wer was?

Das sie über mich reden bemerke ich, als mir Cassandra noch einen prüfenden Blick zuwirft um sich dann in Bewegung zu setzen und mich einmal zu umrunden. "Sollte machbar sein.", ist ihr Kommentar, als sie endlich aufhört mich wie ein Tier im Käfig zu begutachten.

Mit einem zufriedenen Grinsen schubst mich Serafina auf einen der drehbaren Stühle und schiebt mich vor einen Spiegel. Was hat sie denn jetzt vor?
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Würde mich freuen wenn ihr mal kommentiert was ihr bis jetzt von der Geschichte haltet :)

Mein Name ist Rosa.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt