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Tyler

Nachdem Josh sich wieder gefasst und seinen Kaffee ausgetrunken hatte gingen wir in sein Zimmer. Es war größer als meins, offener und heller. Sofort ließ er sich auf sein Bett fallen, grinste mich an. "Was?" Meine Stimme sprühte nur so vor Verwunderung. "Komm aus dem Türrahmen raus und in mein Zimmer.  Du musst keine Angst haben." Er fing an laut zu lachen, ich stimmte mit ein.

"Willst du irgendwas zocken?" Ich nickte. Hatte mich neben Josh auf sein bequemes Bett gelegt. Seit ich mich in seiner Nähe aufhielt war meine Krankheit für mich zweitrangig geworden. Meine Gedanken wie manipuliert. Ich brauchte ihn, das stand fest. Irgendetwas hatte er an sich. Es war mir schon im ersten Moment aufgefallen hatte jedoch noch nicht herausgefunden was es war. Vielleicht war es einfach Josh und seine ganze Art welche mich so elektrisierte. "Erde an Tyler!" Der Junge mit dem pinkfarbenen Haar schnipste mit seinen Fingern vor meinen Augen, grinste belustigt. "Zocken klingt gut."

Schnell hopste Josh von seinem Bett, hin zu seinem Fernseher und der Konsole. Er fragte mich, ob wir Mario Kart spielen wollten was ich sofort mit einem nicken bejahte. Hustete kurz, spürte wie Blut meinen Mund füllte. Presste meine Hände davor. Das durfte jetzt nicht passieren, bitte nicht jetzt. Josh war sofort aufgesprungen und reichte mir ein Taschentuch sowie eine Wasserflasche. Seine braunen Augen ruhten auf mir. Spiegelten Trauer und Mitleid.

Beschämt presste ich meine Augenlider zusammen, senkte meinen Kopf. Tränen sammelten sich erneut in meinen Augen, wischte diese jedoch so schnell wie nur möglich weg. "Ty..." ignorierte ihn. Regte mich nicht, keinen Millimeter.

Eigentlich sollte er mich alleine lassen.

Der Lungenkrebs wird mich früher oder später einholen und mit ihm werde ich Josh's Herz brechen müssen. Er muss mich gehen lassen, eines Tages muss er mich gehen lassen. "Warum sagst du sowas? Tyler..." "Es ist doch so!" Ich schluckte schwer. Hatte nicht realisiert dass ich es laut ausgesprochen hatte. Spürte, wie sich zwei muskulöse Arme stürmisch um meinen dünnen Körper legten. Josh fuhr mit seinen Fingern meinen Rücken entlang. Drückte mich an ihn heran. Obwohl er mir noch so fremd war fühlte ich mich sofort geborgen.

"Toll, jetzt hab ich dein Shirt versaut" sagte ich grinsend als ich einen großen blutigen Fleck auf dem hellen Stoff entdeckte. Verwundert blickte er auf sich herunter, fing anschließend an laut zu lachen. "Das geht ja mal gar nicht. Verdammt Tyler wie konntest du nur", spielte Josh patzig als er sich das Oberteil über den Kopf zog und auf seinen Schrank zu ging. Ich konnte nicht anders als zu gaffen. Er sah gut aus. Durchtrainiert aber nicht zu viele Muskeln, schlank aber nicht zu dünn. Einfach Perfekt. Griff nach einem der Controller um mich abzulenken. "Hey Josh wenn du dich umgezogen hast können wir dann endlich zocken?" Er fing an zu lachen.

Es war Freitag Mittag. Schon wieder war ich bei Dr. Way doch dieses Mal stand Josh mir bei. Er hatte darauf Bestanden.

"Du hättest wirklich nicht mitkommen müssen. Brendon hätte mich auch fahren können." Das Wartezimmer war leer weshalb Josh und ich uns laut unterhalten konnten. Ich hatte meinen Eltern immer noch nichts von meiner Lage erzählt, ebenso wenig meinen anderen Freunden oder dem Direktor unserer Schule. "Ich hab dir versprochen, dass wir das zusammen schaffen also sehe ich es als meine Pflicht dir zur Seite zu stehen." Verdrehte meine Augen. Verdammt war das niedlich.

Die blonde Arzthelferin von vorgestern betrat den kleinen Raum. Ich hatte herausgefunden, dass sie Jenna hieß. "Mr. Joseph, Sie müssen in das dritte Arztzimmer. Dr. Way erwartet Sie bereits." Ohne weiteres war Jenna auch schon wieder verschwunden. Spürte erst jetzt wie aufgeregt ich war. Josh griff nach meiner zitternden Hand, übte einen leichten Druck darauf aus. Flüsterte mir ein 'soll ich mitkommen?' Entgegen. Nickte, stand auf und zog ihn mit nach oben. "Wenn wir damit fertig sind werde ich dich auch bei deinem Basketballspiel anfeuern."

"Wie ich sehe kommen Sie heute in Begleitung." Dr. Way hielt Josh die Hand hin. Dieser schüttelte sie kräftig während ich mich umsah. Eine Tür führte direkt zum Röntgen, der Raum wirkte dunkel und kalt. Als ich das erst mal hier war hatte man mich schon geröntgt warum muss ich da nochmal rein? Anscheinend hatte meine Begleitung meine Gedanken gelesen. "Warum muss Tyler da rein? Haben sie nicht schon Röntgenbilder?" Der Arzt nickte. "Ich muss untersuchen wie weit der Tumor sich seit der ersten Untersuchung ausgebreitet hat."

Ängstlich betrat ich den Nebenraum. Es wirkte eher wie eine kleine Abstellkammer, eng und stickig und ungemütlich. Bloß keine Panik. Aus dem Zimmer nebenan ertönte eine Stimme welche mir den Vorgang erklärte. Ich blendete diese gekonnt aus. Denk nicht so viel sonst wird dir alles zu viel. Meine Gedanken schweiften ab, ich schweifte ab. Dachte an Josh. Er hatte mir heute einiges von sich erzählt, zum Beispiel, dass er Schlagzeug spielt. Zudem hatte er mir anvertraut, dass er noch nie eine Freundin hatte. Ich musste schmunzeln. Wie konnte so jemand noch nie jemanden gehabt haben? Die Stimme meines Arztes riss mich aus meinen Gedanken.

"Sie sind fertig Mr. Joseph. Ich werde Ihnen die Ergebnisse vorlegen sobald ich sie ausgewertet habe. Bis dahin entspannen Sie sich. Es ist noch nichts verloren."

I will not kiss you-Joshler (German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt