Kapitel 1 ➳ Fliegen

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Es fühlte sich an wie fliegen.

Alles war wie in Zeitlupe.

Eine Menge vom Wasser war schon gefroren und Astrid hoffte sie würde nicht auf dem Eis landen.

Sie hatte Angst vorm Landen.

Was würde danach passieren? Würde sie ertrinken, weil sie nicht schnell genug unterm Eis schwimmen konnte? Würde der Aufschlag allein sie umbringen? Würde sie erfrieren?

Fragen hinter fragen. Ihre Arme wehten lose in der Luft genauso wie ihr Kleid. Es verdeckte gerade noch ihre Oberschenkel doch es war ihr egal. Im Hintergrund hörte sie lauter Stimmen die nach ihr riefen. Doch sie verstand nicht was. Sie beachtete es nicht. Ihr Kopf dröhnte und alles um sie rum verschwomm. Es kam ihr vor als würde sie nicht mehr aufhören zu fallen. Doch Astrid konnte ihre Augen nicht öffnen. Sie wollte es, aber sie konnte es nicht. Sie hoffte nur das sie kämpfen könnte. Sie wollte nicht schwach sein. Sie wollte nicht so sterben. Sie wollte nicht sterben. Astrid war erst siebzehn. Sie hatte ihr Leben noch vor ihr.

Dann spürte sie das eiskalte Wasser zuerst ihren Rücken und dann ihren gesamten Körper erschlagen. Die wärme die sie vom Rennen spürte war innerhalb von einer Sekunde durch eiserne Kälte ersetz wurden. Sie bekam eine Gänsehaut, aber nicht die, die man bekam wenn eine Geliebte Person einen berührt oder man sein lieblingssänger hört. Nein, es war nicht so eine Gänsehaut. Es war eine, die man nicht haben will. Eine die man einfach nur loswerden will. All ihre Knochen waren innerhalb von Sekunden erstarrt, sie konnte sich nicht bewegen. Sie sank einfach. Immer mehr. Ihre Augen waren geschlossen. Sie schließ instinktiv ihren Mund und Verbot es ihr selbst, durch die Nase zu Atmen. Es war das einzige wozu sie in der Lage war; sich verbieten zu sterben.
Doch retten konnte sie sich nicht.

Seth schaute auf die Stelle von der sie gesprungen war. Dann - einige Sekunden später - auf die, auf der sie gelandet war.
Er konnte nicht denken, nicht handeln, war zu nicht in der Lage. Er fühlte sich so nutzlos. Und das während seine Seelenverwandte gerade um ihr Leben kämpfte.

Tu was!

Dachte er,

Rette sie, bevor es zu spät ist!

Das war das letzte was seine innere Stimme ihm sagen musste, bevor er seine Gedanken in die Tat umsetze. Er rannte auf dem Eis, überraschender Weise ohne auszurutschen.
Das Eis brach dort wo sein Fuß zuvor gelandet war.

"Seth! Seth, bleib stehen, komm zurück!" Hörte er seinen Rudelführer nach ihm Rufen und zum ersten mal in seinem Leben, gehorchte er ihm nicht. Denn sie könnte jeden Moment sterben, und das konnte er nicht zulassen. Nicht ohne sie vorher gekannt zu haben. Nicht ohne mit ihr alt zu werden.

Ungefähr weitere 500 Meter lagen vor ihm, die ihm weiter erschien als sie tatsächlich waren. Das Eis wurde immer dünner, bis es Schließlich zu Ende ging. Doch er hatte es erwartet, sich vorbereitet. Sein T-Shirt war schon lange weg, sein Körper angespannt und bereit das Wasser jeden Moment zu betreten.

Astrid spürte ihren Körper schwächer werden. Sie konnte die Luft nicht länger anhalten, das wusste sie. Von oben gesehen, wurde ihr Körper immer kleiner umso tiefer sie sank.
Der Druck wurde immer mehr, bis sie endlich dem Salzwasser Zugang zu ihrer Lunge gab. Es war erleichternd, sie fühlte sich befreit. Doch sie wollte nicht sterben. Aber tun konnte sie nichts mehr. Sie konnte sich nicht selber retten, das war unmöglich.

Ihre Blasse Haut, ihre blauen Lippen. Alles deutete darauf hin das ihr Körper leblos war. Das sie Tod war. Doch ihr langsamer Herzschlag ließ ihr kälter werdendes Blut immernoch weiter laufen, ihr Gehirn immernoch funktionieren und ließ Seth immer weiter Kämpfen und Hoffen.

Er hörte das langsame Klopfen ihres Herzes. Deswegen wollte er nicht mehr warten, er wollte sie endlich in seinen Armen halten, ihre Gesichtszüge betrachten und ihre Stimme hören. Er sprang ins Kalte Wasser. Und er schwomm.
So schnell er konnte, immer tiefer bis er sie endlich sah. Er griff ihren Arm sanft, und dennoch fest und brachte sie beide an die Oberfläche.
Sein Herz klopfte schnell als er ihr Gesicht zum ersten mal von nahen sah. Er drückte sie fest an sich um sie nicht auf dem Weg zu verlieren. Er hatte es soweit geschafft, nun durfte nichts dazwischen kommen. "Seth!" Sagte Embry erleichterz als er ihm entgegen schwomm. "Schwimm zurück, wir sind hinter dir" sagte Seth gestresst. Er war glücklich seinen Freund zu sehen, keine Frage, nur wollte er das Mädchen dessen Namen er noch nicht kannte, so schnell wie möglich an Land bringen.

Und das schaffte er.

Er war noch nie so schnell in seinem ganzen Leben geschwommen. Seine Augen glänzten als er sie vorsichtig auf den Sand ablegte und sie anstarrte. In diesem Moment war er dankbar, im reservat gelernt zu haben wie man einen Menschen wieder belebt. Mit zitternen Händen Tat er das was er gelernt hatte.

30 mal drücken, zwei mal beatmen, 30 mal drücken, zwei mal beatmen, 30 mal drü-

Seine Innere Stimme hörte auf ihm zu sagen was er zu tun hatte als Astrid plötzlich ihre Augen aufriss und nach Luft schnappte. Alle Jungs die mittlerweile um sie rum saßen, machten große Augen. Doch Astrid schnappte immer noch nach Luft als würde sie etwas beim erholen stören.
"S-Sam, w-was hat sie... Wie- was..." Er schaute die hilflos an, dann zu Sam und dann wieder zu ihr. "Ich weiß nicht!" Sagte auch er panisch. "Sie wird es nicht schaffen, wenn wir nicht jetzt was tun!" Schrie er panisch und das Leuchten in seinem Augen wurde durch Tränen ersetzt. Astrid wollte ein Zeichen geben. Sie wusste nur nicht was. Sie gab sich Mühe zu reden, doch sie bekam nichts bis auf einige Geräusche die einem Fisch an Land ähnelten, raus. Dann erhob sie ihre Hand und zeigte auf ihren Bauch, versuchte ihr Kleid aufzureißen, doch ihr fehlte die Kraft dazu.

Seth verstand sofort und zögerte keine Sekunde, riss sofort ihr Kleid auf, was ihr die Luft abschnürrte.
Erleichtert atmeten alle auf als sie zurück fiel und durchatmete.

Seth schaute sie nun zum ersten mal an ohne Angst davor zu haben sie sterben zu sehen. Und eins konnte er sagen; sie war wunderschön. Selbst mit blasser Haut und trockenen, immer noch blauen Lippen. Ihre nassen, mittellangen, Braunen Haare hingen ihr im Gesicht und auf ihren Schultern und ihre Brust hob und senkte sich schnell. Ihre Braunen Augen, die sie wieder geschlossen hatte, öffnete sie langsam wieder.
"Astrid"
sagte sie und Schaute Seth genau in die Augen.
"Seth" lächelte er sie erleichtert an, was sie schwach erwiderte.

in her spell ➳ s.clearwater #Wattys2017Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ