Kapitel 44 - der Morgen der Wahrheit

492 24 11
                                    

Als ich aufwachte war mir warm und wohlig. Ich hatte zwar Kopfschmerzen, aber keinen Filmriss. Ich erinnerte mich wie Bones mich zurück gebracht hatte. Auch wenn ich ihn so verletzt hatte, war er doch für mich da. Ein angenehmer Geruch von Zuhause und Geborgenheit stieg mir in die Nase. Mein Blick fiel auf das T-Shirt, das ich trug und mir wurde klar, warum ich mich so wohl fühlte. Ich streckte mich, drehte mich nun um und erschrak. Bones lag ohne Shirt neben mir und schlief tief und fest. Jetzt kräuselten sich meine Lippen zu einem Lächeln. Ich rutschte an ihn heran und kuschelte mich in seine Arme. Kurze Zeit später war ich wieder eingeschlafen.

Ein sanftes Streicheln über mein Gesicht weckte mich schließlich ganz auf. Ich sah auf und in das angespannte Gesicht von Bones. Er wirkte besorgt und ich fragte mich, was der Grund dafür war. Aber als unsere Blicke sich trafen, wurde sein Blick ganz weich und zärtlich. Ich richtete mich leicht auf und kam ihm langsam näher. Er beobachtete mich genau und blickte mir weiterhin tief in  die Augen. Der Abstand zwischen uns wurde immer kleiner und seine vorher noch gekräuselte Stirn glättete sich leicht. Ich war etwas verunsichert, was passieren würde, aber dass war komplett unberechtigt, denn Bones legte nun seine Hand in meinen Nacken und zog mich zu sich runter. Wir küssten uns zuerst sanft und ich hatte den Eindruck, dass er sehen wollte, wie sehr ich ihn mochte. Unsere Küsse wurden tiefer und inniger und unsere Zungen schlangen sich umeinander. Da ich sowieso schon halb auf ihm lag, ging ich noch ein bisschen weiter und legte mich nun ganz auf ihn. Mir wurde warm und ich wurde langsam ungeduldig und ihm schien es ähnlich zu gehen. Er zog mir gekonnt das T-Shirt über den Kopf aus und strich mit seinen etwas rauen Händen über meinen Rücken bis zu meinen Schultern. Ich seufzte innerlich und genoss die Gänsehaut, die diese Berührung auslöste. Er lächelte in unseren Kuss hinein und ich konnte nicht anders, als meine Augen zu öffnen, mich leicht von ihm zu lösen und den lächelnden Bones zu betrachten. Er wirkte glücklich und in seinem Blick lag so viel Zuneigung, Wärme und Zufriedenheit, aber auch Lust und genau aus diesem Grund lehnte ich mich wieder runter um ihn zu küssen. Plötzlich drehte er sich mit mir auf ihm so schnell, dass  er nun über mir lag. Er sah mich an, strich mir noch einmal zärtlich über die Wange und dann vertieften wir unser Liebesspiel.

Ich machte mir einen Tee und nebenbei einen Kaffee für Leonard, der gerade duschen gegangen war. Ich hatte vor ein paar Stunden bzw. Tagen das Gefühl gehabt, dass ich in so einem Gefühlschaos stehen würde, dabei schien jetzt alles so einfach. Ich war überglücklich und strahlte vor mich hin. Plötzlich klopfte es an meiner Tür. Ich schrak auf. Vielleicht war es Chekov, der sich bedanken wollte, oder Uhura, die nach mir sehen wollte… oder Jim…

Natürlich, wie könnte es auch anders sein, stand James T. Kirk nun vor meiner Tür. Er sah mich leicht verlegen an und hatte eine Hand in der Hosentasche und die andere in seinem Nacken. „Hey, guten Morgen…“ sagte er langsam, als ich keine Anstalten machte ihn rein zu lassen. Ich hörte, wie Bones das Wasser abdrehte. „Dir auch einen guten Morgen, Jim.“ Sagte ich ruhig. Und auch wenn nun James vor meiner Tür stand und Leonard unter meiner Dusche, waren meine Gefühle noch immer unverändert. Mein Herz hatte zwar einen kleinen Hüpfer gemacht, als ich Jim erblickte, aber es war lange nicht so intensiv wie bei Bones. „Darf ich rein kommen?“ fragte er vorsichtig. Ich musterte ihn von oben bis unten und überlegte kurz. „Ja, aber nicht lange.“ Erwiderte ich freundlich. Wenn er schon mal hier war, dann konnte ich die Situation auch jetzt mit ihm klären. Ich hoffte nur ein kleines Bisschen, dass Bones nicht mitbekommen würde, das Jim hier war. James schien leicht verwirrt zu sein, trat dann aber doch ein. „Elli… ich wollte fragen, ob du schon einen Antwort hast?“ fragte er nun vorsichtig. Ich  sah ihn direkt an, atmete tief ein und sagte schließlich: „Ja, James. Ich kann dir keine Chance geben. Es tut mir leid, aber es geht nicht.“ Ihm entglitten alle Züge und er sah mich ungläubig an. „Wa-warum…?“ fing er an zu stottern. Mir war klar, dass ich ihm gerade weh tat, aber ich hatte keine andere Wahl. Ich musste ehrlich zu ihm sein: „Ich weiß jetzt, was ich fühle. Mein Herz gehört jemand anderem.“ Sprach ich sanft. Ich hatte für den Bruchteil einer Sekunde, den Eindruck, dass er Tränen in den Augen hatte. „Es ist Bones, nicht wahr?“ Er beobachtete mich nun ganz genau. Ein deutliches „Ja“ kam aus meinem Mund, während ich mit dem Kopf nickte. Nun wurde sein Gesicht dunkel. Er sah zornig aus. „Ich… ich… ich gehe.“ Sagte er noch, bevor er sich auf dem Absatz umdrehte, und zur Tür lief. „Jim, ich liebe ihn. Trotzdem sollt du wissen, dass ich dir nichts vorgespielt habe und es tut mir leid, dass es so gekommen ist, wie es gekommen ist! Aber meine Gefühle sind mir klar geworden und daran kann und will ich nichts ändern. Ich hoffe, dass ich eure Freundschaft nicht kaputt gemacht habe…“ Rief ich ihm noch zu. Er blieb kurz stehen, drehte sich aber nicht um und verschwand dann durch die Tür.

Ich atmete schwer aus und trank einen großen Schluck meines Tees. Ich lehnte mich mit dem Rücken an die Theke und umklammerte meine Tasse Tee sehr fest. Ich hörte, wie die Badezimmertür aufging und Bones heraus trat. Er sagte kein Wort. Er hatte bis jetzt sowieso fast noch nichts gesagt. So wortkarg… er kam näher und stand plötzlich vor mir, was ich daran merkte, dass er den Fleck versperrte, den ich gerade angestarrt hatte. Ich sah auf und seine warmen, grünen Augen sahen mich ernst an. Er nahm mir vorsichtig die Tasse aus der Hand, stellte sie ab und umschlang mich mit seinen Armen. „Ich habe gehört, was ihr beredet habt.“ Flüsterte er mir entgegen, während mein Kopf auf seiner Brust ruhte. Sein Herzschlag war einfach so beruhigend und auch wenn ich für Bones wirklich Liebe empfand, tat mir das mit Jim auch gerade weh. „Elli… gibst du uns eine Chance?“ fragte er mit heiserer Stimme. Der Satz hörte sich zwar fast genauso an, wie die Frage, die mir James erst gestern gestellt hatte, was der Grund war, warum ich mich schnell von Bones löste, aber ich wollte es. Ich wollte und eine Chance geben. Ich nickte und meine Mundwinkel gingen wieder leicht nach oben. Als würden wir unseren Vertrag besiedeln wollen, küssten wir uns eng umschlungen einige Male.

Es waren ein paar Tage vergangen und nun machte sich die  Enterprise zurück auf den Heimweg. Unsere Mission wurde um ein paar Tage verkürzt, angesichts der Umstände, die passiert waren und der Tatsache, dass viele Kadetten nun etwas verunsichert waren. Chekov war mir erst gestern über den Weg gelaufen. Der arme Kerl hatte einen ganz schönen Filmriss und hatte sich erstmal bei mir für meine Hilfe bedankt und gefragt, ob er irgendwas angestellt hätte. Er hätte wohl in der Vergangenheit doofe Sachen unter Alkoholeinfluss getan und auch wenn ich es wirklich wissen wollte und ihn versuchte auszuquetschen, er bleib hart und verriet kein Wörtchen. Nyota erzählte mir, dass es zwischendurch echt schwierig war, mit Spock und dass er hin und wieder zu gefühlslos schien und dass das sie sehr verletzte. Ich  erzählte ihr alles, was in den letzten Tagen so passiert war und sie fieberte mit. Und als ich ihr erzählte, dass Bones und ich es versuchen wollte, kreischte sie laut auf. „Ich wusste es! Er ist ein Traummann und er passt so gut zu dir! Ihr seid so süß zusammen!!!“ schrie sie laut. „Du hast uns doch noch gar nicht zusammen gesehen.“ Erwiderte ich mit einem Grinsen. Allein der Gedanke an Bones ließ mich lächeln. Als ich Nyota von Jims Reaktion erzählte, schien sie beunruhigt. „Hoffentlich stellt er nichts doofes an…“ sagte sie ruhig. Wir quatschen noch so viel und ich wusste, dass ich eine richtige Freundin in ihr gefunden hatte.

Ich hatte Bones gefragt, was er überhaupt an dem Morgen bei mir gemacht hätte, beziehungsweise warum er bei mir im Bett geschlafen hatte. „Eigentlich hatte ich an dem Abend Jim gesucht, weil ich mich bei ihn entschuldigen wollte, dass ich ihn zu zugerichtet hatte...“ fing er an. „-Warte!! Du hast Jim das Blaue Auge verpasst?“ fragte ich verwundert. Ich hatte Bones inzwischen auch erzählt, dass Jim danach bei mir gewesen war und auch wenn Bones das nicht gefiel, dass er über Nacht da geblieben war, war er doch froh, dass nichts weiter zwischen mir und Jim vorgefallen war. „Ja…“ sagte er verlegen und kratzte sich im Nacken. „Nun weiter im Text. Naja, dann habe ich aber dich und den jungen Kadetten in der Bar gefunden und weil ich ein bisschen neugierig und verunsichert war, beschloss ich euch zu folgen. Da musste ich auch nicht sonderlich unauffällig sein, da ihr sowieso stock betrunken wart. Als du den jungen Mann weggebracht hattest, war ich schon ganz verzweifelt, aber dann kamst du ja wieder und da du zu betrunken warst um zu laufen habe ich dich kurzer Hand selbst zurück gebracht… dann ging ein innerer Konflikt in mir los, einerseits wollte ich dich nicht allein lassen, und andererseits war ich unsicher, wie du über mich denkst, und ob es morgens nicht merkwürdig werden könnte. Im Endeffekt verlor die Stimme, die mir sagte, dass ich mich aus dem Staub machen sollte und so zog ich mich aus und legte mich zu dir.“ Erklärte er dann. Er war schob ein besonderer Mann.

Und doch machte ich mir Gedanken um Jim. Allerdings hatte ich zum ersten Mal seit dem Tod meiner Mutter wieder das Gefühl, richtig glücklich zu sein. Ich hatte Bones, der mich zum lächeln brachte, auch wenn mir nicht danach war. Ich hatte Nyota, die mir die Freiheit gab, die ich brauchte, mich aber trotzdem unterstützte und für mich da war und Chekov, der einfach immer so ein lieber Kerl war. Ich war Jim schon eine ganze Weile nicht mehr begegnet, aber eigentlich war ich auch ganz froh darüber. Auch Bones sagte, dass er Jim nicht wieder gesehen hätte. Ich konnte es kaum noch erwarten die Aakademiezeit hinter mir zu lassen und mit Bones, Nyota und Chekov auf Reisen durchs All zu gehen.

Star Trek FF Where stories live. Discover now