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Da standen sie nun. Klara ging einen Schritt zurück und schob Lia in den prunkvollen Saal. Stille umfing Lia. Verwundert sah sie sich zu Klara um.
"Geh!"
Der Saal war gross. Festlich gedeckt und farbenfroh dekoriert. Überall standen Blumen, wunderschön gesteckt. Im Hintergrund lief leise Musik. Die Kronleuchter leuchteten in voller Pracht, auf den Tischen unzählige Kerzen.
Dann eine Stimme.
"Hallo Lia." Aus sämtlichen Ecken und Erkern tauchten ihre Freunde auf, die sich dort versteckt gehalten hatten.
Lia war Fassungslos. Ungläubig schüttelte sie den Kopf, als ihre Freunde „Überraschung" riefen. Und Lia war überrascht.
Lia konnte nicht glauben, was hier passierte.
Wieder die Stimme.
"Lia." Da stand Erik mit dem Mikrofon.
Langsam schritt Lia durch den Saal, Klara folgte ihr langsam.
"Wir alle", und Erik zeigte mit seinem Arm auf alle ihre Freunde. "Wir alle wollen dir endlich einmal danken für deine Freundschaft."
Lia spürte, wie ihre Augen feucht wurden. Sie konnte keinen Ton heraus bekommen.
"Du bist immer da für uns, stehst uns bei. Egal, wie gross deine Sorgen oder dein Kummer ist, du bist da." Erik schluckte.
"Mich hast du gerettet. Als ich mich verloren sah, hast du an mich geglaubt. Niemals hätte ich gedacht, dass es Menschen wie dich gibt. Entweder beachtete man mich gar nicht, oder nur mit Mitleid. Durch dich kann ich auch wieder an den Menschen glauben. Das Leben ist durch dich wieder lebenswert.... Danke." Er übergab das Mikrofon an Sydney und ging auf sie zu. Er umarmte sie fest und zog sich wieder zurück.
Eine Träne löste sich aus ihrem Auge. Ihr Herz schlug wild, als alle ihre Freunde begannen zu klatschen. Sie blickte sich suchend um, aber fand nicht das, was sie zu finden wünschte. Matthias....
"Ich bekam von Lia vor ein paar Monaten eine Email", begann nun Sydney. "In ihrer Mail waren Informationen zu meinem Bruder. Seine Situation schien hoffnungslos. Doch Lia war für ihn da. Aus dieser Mail konnte ich entnehmen, wie sehr sie meinen Bruder mochte und an ihn glaubte. Meine Mum, ich und Helena haben Erik so sehr vermisst. Lia haben wir es zu verdanken, dass wir uns endlich wieder gefunden haben. Ich hatte dich sofort gern, schon als ich deine Mail lass, wusste ich, daß du ein Mensch mit einem riesigen Herzen bist. Ich bin so froh, dass ich dich kennen lernen durfte. Danke!" Auch sie reichte das Mikrofon weiter ging auf Lia zu und zog sie in eine feste Umarmung. Nun konnte Lia sich nicht mehr halten und schluchzte laut auf.
Aber auch André und Silke hatten etwas zu sagen.
"Lia ist ein außergewöhnlicher Mensch und herzlicher Kollege, immer ein offenes Ohr für unsere Sorgen. An einem Tag betrat ein herunter gekommener Mann unsere Bücherei. Lia war so mutig und kümmerte sich sofort um ihn, ohne zu fragen, ohne darauf zu achten, was andere denken. Du bist einzigartig und auch wir lieben dich. Danke!"
Das Mikro wurde wieder weiter gereicht. Lias Beine fühlten sich inzwischen an wie Wackelpudding. Sie konnte kaum glauben, was hier passierte. Und ehe sichs Lia versah, wurde sie wieder umarmt und geküsst.
Dann stand Klara am Mikrofon.
"Lia, seit Jahren meine Freundin, nein, meine Schwester."
Lia's Beine drohten zu versagen und ihr wurde schwindlig, als sich von hinten eine warme Hand in ihre schob. Sie musste sich nicht umschauen, um zu wissen, wessen Hand es war. Matthias. Sie konnte es spüren, und sie drückte wissend und haltsuchend zu.
"Ich durfte miterleben, wie sich eine Freundschaft entwickelte. Die zwischen Erik und ihr. Am Anfang hab ich mir ziemlich Sorgen gemacht. Ich habe aber schon bald festgestellt, daß es unnötig war. Sie half einem Freund, genau so, wie sie immer für mich da gewesen ist. Zuletzt nach meinem Unfall. Ich danke dir für die vielen wundervollen Jahre, dieser bedingungslosen und ehrlichen Freundschaft. Meine Süße, ich lieb dich und bin so froh, dass es dich gibt. Mit diesem Abend wollen wir die zeigen, wie wichtig du uns bist und wie sehr wir dich lieben. Lass dich darauf ein Lia!
Danke!" Klara legte das Mikro zur Seite und rannte stürmisch auf Lia zu. Die warme Hand gab Lia frei. Denn Lia musste nun eine weinende Klara auffangen. Sie schluchzten um die Wette und hielten einander fest.
Als sie sich wieder lösten sprach Lia: "Ich... danke! Ihr alle habt mich heute unglaublich glücklich gemacht. Ihr habt mir gezeigt, dass ich so gut bin, wie ich bin. Es ist auch schön, solche Freunde wie euch zu haben.... Ich möchte keinen einzelnen von euch je missen wollen." Daraufhin kam das Serviceteam mit einem Tablett Sekt.
"Darauf stossen wir an", jauchzte Klara. Jeder bekam ein Glas in die Hand und man stiess auf die Freundschaft an.
Als Lia sich umdrehte, entgegnete sie Matthias Blick. Und sie ertrank förmlich in seinen Augen. Seine Anwesenheit machte ihr Glück vollkommen. Vorsichtig lächelte sie ihn an. Und als ob ihn dieses Lächeln stärken würde, näherte er sich ihr. Verständnisvoll ging jeder einen Schritt zurück. Nun stand Matthias vor Lia. Ihr Herz schlug einen Purzelbaum, und tausende Schmetterlinge begannen in ihrem inneren zu flattern. Ihr Atem stockte als er ihr tief in die Augen sah. Sekundenlang starrten sie einander an.
"Lia", hauchte Matthias. Ganz langsam und behutsam näherte sich sein Gesicht dem ihrem. Warm strich sein Atem über ihre Haut und sie zog tief seinen Duft ein. Eine kleine Träne löste sich aus ihren langen, dunklen Wimpern. Sie schloss die Augen als seine Lippen zärtlich die ihren traf. Ein Hauch nur, doch war es das schönste, was beide je erlebt hatten. Sie blickte in seine Augen und sah nichts als Liebe. Sie lächelten sich noch einmal wissend zu, ehe sie in einen langen, nicht enden wollenden Kuss versanken. Klara strahlte. "Na endlich", seufzte sie. Und alle lachten dazu.

Endlich, endlich war Lia wunschlos glücklich. Sie hatte Freunde, die sie liebten und Matthias. Sie hatte alles, was sie brauchte. Und so dachte sie noch einmal an ihre Träume. 'Lebt wohl Mam und Dad! Und Großmutter Weide, du hattest recht, die Liebe hat mich gefunden, endlich'

Einsames Herz Where stories live. Discover now