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"Halt mich fest", bat sie. Und er zog sie noch fester in seine Arme. Oh, dieses Gefühl der Geborgenheit.
Wie schön es doch war gehalten und geliebt zu werden. Ein Mensch an ihrer Seite, der sie verstand, mit ihr fühlte, der sie einfach so nahm, wie sie war. Der sie liebte! Seufzend lächelte sie vor sich hin und genoss die Wärme.

"Lia, steh auf!"

Er verblasste... "Nein, geh nicht weg", flehte Lia verzweifelt und krallte sich an ihm fest.

"Verdammt, Lia, komm schon!"

Er verpuffte, Kälte kroch ganz langsam in ihr Herz.
Erschrocken schlug Lia die Augen auf und blinzelte. Oh nein, wieder nur ein Traum, und es wird wohl einer bleiben.
Klara stand in der Tür und schaute vorwurfsvoll auf ihre Uhr.
Ui, sie musste wieder eingeschlafen sein nachdem sie den nervtötenden Wecker ausgeschalten hatte. Es war auch zu gemütlich in ihrem Bett, so schön warm.
"Ich mach ja schon, Klara, sorry."
Sie schlug die Bettdecke von sich, schwang die Beine aus dem Bett, holte sich frische Wäsche aus dem Schrank und wetzte unter die Dusche. Sie ließ sich das lauwarme Wasser über den Körper laufen und driftete mit den Gedanken ab. Wer war der Mann aus ihren Träumen? Schwarzes Haar, blaue Augen, von grosser Statur... Ein Traum eben, nicht die Wirklichkeit. Er war nicht real! So was gibt es nicht, das hatte Lia schon erfahren müssen.
Die Realität sah ein wenig anders aus. Sie hatte schon viele Menschen kennen gelernt, aber so etwas wie Seelenverwandtschaft hatte sie noch nie gespürt, jemanden, der sie verstand, mit dem sie durch dick und dünn gehen konnte.

Ihre Lebensgeister meldeten sich zurück. Raus aus der Dusche, rein in Blue Jeans und hellblauer Tunika. Ein neuer Tag!

Lia liebte das Leben, ihr Leben. Eine Wohngemeinschaft mit ihrer Freundin Klara, die sie schon aus dem Kindergarten kannte, mit der sie schon so viel erlebt hatte.
Ihr Job in der kleinen Bibliothek, mitten im Herzen von Berlin. Denn Bücher waren ihre Welt. Lesen und Träumen. Ja, sie war hoffnungslos verträumt und romantisch. Realitätsfremd sei sie, sagte man ihr nach. Versponnen.

Ihr braunes Haar band sie zu einem Zopf zusammen. Ein leichtes Make up, Mascara und einen dezenten Lipglos. Fertig.
Klara hatte, wie jeden Morgen, den Kaffee schon fertig. Der Duft strömte Lia schon entgegen.
"Gott, na endlich", atmete Klara erleichtert aus.
Lia musste lachen. "Entschuldige Klara, aber es war so schön kuschelig", grinste sie.

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Hmmm, was haltet ihr davon? Seid ehrlich!

Einsames Herz Where stories live. Discover now