79. Was für ein Vater tut so etwas?

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Heyhey meine Miezen, weiter geht's! Lest selbst, was heute passiert! <3

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* Stella *

Einige Tage nach dem Shoppingmarathon sind Marco und ich bei meiner Mutter zum Grillen eingeladen. Lea wollte auch unbedingt mitkommen, weshalb ich sie gerade eben von Zuhause abgeholt habe und nun zur Adresse meiner Mum fahre. Marco will einen Augenblick später nachkommen, er dreht noch eine Runde mit Bambi. Gut gelaunt schließe ich mit meinem Zweitschlüssel die Haustür auf, Lea faselt gerade etwas davon, wie sehr sie sich schon darauf freut Patentante zu werden, als ich die Stimmen aus dem Inneren des Hauses höre. Unverkennbar - das ist mein Vater.

Erschrocken schaue ich zu Lea, die mit den Schultern zuckt. Das ist keine gesittete, freundliche Unterhaltung, die dort geführt wird - mein Vater schreit meine Mum an, dieser wehrt sich verbal, dazwischen ertönt immer wieder eine dritte Stimme - Jonas, mein Bruder.

Sicherlich wäre es klüger einfach umzudrehen und zu verschwinden, aber das kann ich nicht, das konnte ich in solchen Momenten nie. Zumindest ab dem Zeitpunkt, als ich alt genug war, um meinem Vater die Stirn zu bieten - weil ich Angst um meine Mutter hatte. Bevor Lea mich zurückhalten kann, eile ich schon durch den Flur ins Wohnzimmer. Dort steht meine Familie, meine absolut verkorkste Familie, brüllt sich gegenseitig an und beachtet mich gar nicht.

"Dass du das zulässt! Dass du zulässt, dass deine Tochter den Namen unserer Familie so in den Dreck zieht!", faucht mein Vater wutentbrannt, fuchtelt dabei mit einer Zeitung vor der Nase meiner Mum herum, die zurückweicht. "Ja, Mama, du unterstützt das auch noch!", meldet sich Jonas gehässig zu Wort. Ehe das endgültig eskaliert, beschließe ich das zu beenden. "Hallo?! Was wird das hier?", rufe ich laut, baue mich vor den Dreien auf, überrascht fahren sie herum, starren mich an. "Stella, Schatz - geh bitte einfach", bittet mich meine Mutter mit gebrochener Stimme, in ihren Augen spiegelt sich die Angst wider, die ich noch von früher kenne und ich weiß, dass ich das nicht tun werde - wieder gehen. "Lass Mama in Ruhe!", befehle ich meinem Vater, der mich streng mustert. Sein Blick ist kalt, abwertend und genauso widerlich wie eh und je. "Wann hattest du vor es mir zu erzählen? Dass du dir ausgerechnet von diesem Proleten ein Kind machen lässt? Wann?!", keift er, geht auf mich zu, mein Körper verspannt, ich spüre Lea, die dicht hinter mir steht und vermutlich genau wie ich den Atem anhält.

Die große, kräftige Statur meines Vaters wirkt bedrohlich, doch ich rühre mich keinen Zentimeter, obwohl mein Herz so schnell schlägt, dass mir schon übel wird. Ich werde nicht nachgeben, er soll verschwinden. "Er ist kein Prolet!", entgegne ich bitter, strafe ihn mit einem verachtungsvollen Augenrollen und harre aus. "Aus der Zeitung muss ich es erfahren! Du billiges Flittchen! Habe ich dich dazu erzogen? Damit du dich einem überbezahlten Idioten an den Hals wirfst? Was ist aus dir geworden? Eine verantwortungslose Hure? Zu dumm zum Verhüten! Ich fass es nicht!", wirft er mir vor, knallt die Zeitung auf den Couchtisch. Ich erhasche nur einen kurzen Blick auf die Schlagzeile: "Marco Reus wird Vater!"

Schwer schlucke ich, es musste ja irgendwann rauskommen. Dass leider auch mein Vater davon Wind bekommt, hatte ich nicht wirklich bedacht. Seine Unterstellungen, die Beleidigungen treffen mich sehr, obwohl ich mit so etwas gerechnet hatte. Es tut dennoch schrecklich weh - immerhin ist es mein eigener Vater, der mich als Flittchen und Hure beschimpft. Mein großer Bruder steht nur mit verschränkten Armen hinter ihm, wirft mir einen Todesblick nach dem anderen zu und schweigt. Natürlich nimmt er mich nicht in Schutz. Dass meine Mum jetzt nichts dazu sagt, registriere ich zwar, nehme es ihr aber nicht übel. Ich weiß, dass sie nicht so von mir denkt, sie schützt mit diesem Verhalten uns beide, sowohl mich, als auch sich selbst, weil sie meinen Vater, meinen Erzeuger nicht noch weiter reizt. Der kann nämlich sehr ungehalten werden.

"Ich bin keine Hure!", entgegne ich voller Zorn, plötzlich habe ich keine Angst mehr, obwohl mein Vater immer näher kommt und Lea mich bereits am Arm packt, um mich jeden Moment zurückzuziehen. "Du wagst es mir zu widersprechen?!", tobt mein Vater, seine Augen sind vor Hass weit aufgerissen, "Hast du gar keinen Anstand mehr, du kleines nutzloses Stück Dreck?!"

Seine flache Hand trifft mich wie aus dem Nichts unerwartet im Gesicht. Benommen taumle ich zurück, mein Ohr dröhnt, mit tränenden Augen blinzle ich in seine Richtung, meine Wange brennt wie Feuer. Zeitgleich schreien meine beste Freundin und meine Mum auf, Lea springt vor mich, auch meine Mutter geht dazwischen, will ihren Exmann zurückdrängen. Erschüttert stoße ich hervor: "Du Scheißkerl!" Dass er das tut, obwohl er weiß, dass ich schwanger bin, zerreißt mich innerlich beinah. Es ist nicht das erste Mal, dass er die Kontrolle verliert, doch jetzt? Das kann ich ihm nicht verzeihen. Er wütet weiter, stößt meine Mutter von sich, als hinter mir plötzlich eine Tür krachend zugeworfen wird, die Stimmen vermischen sich alle in meinem Kopf. Meine Augen sind nur auf meinen Vater gerichtet, der wild vor meinem Gesicht herumfuchtelt. Was er mir da noch an den Kopf wirft, höre ich gar nicht mehr. Mein Gehirn kann nichts mehr filtern, dort herrscht dasselbe Chaos, das nun im Wohnzimmer meiner Mum ausbricht.

Zuerst taucht Bambi auf, die in ganz unerwarteter Manier geifernd, zähnefletschend und knurrend an meinem Erzeuger hochspringt. Sie beißt ihn nicht, aber ich kann an seinem Gesichtsausdruck erkennen, dass sie ihm Angst macht. Er ist so perplex, dass er nur zurückweicht, die Arme schützend um den Oberkörper legt. Dann zerrt meine beste Freundin mich aus der Gefahrenzone zur Couch, reißt meine Mutter mit sich, damit sie nicht wieder zwischen die Fronten gerät. Anschließend entdecke ich Marco, der mit wutverzerrtem Gesicht meinen Vater am Arm packt und ihn gemeinsam mit Robin zur Tür hinausbefördert. Ich kann mich nicht einmal darüber wundern, wo Robin und Marcel jetzt auf einmal herkommen, ich zittere und kann kaum klar denken. Ehe Forni meinem Bruder zu nahe kommt, ergreift dieser die Flucht und folgt seinem Vater.

Dann endlich kehrt Ruhe ein. Schockiert und verängstigt hocke ich auf der Couch, Marco eilt sofort zu mir, nimmt mich in den Arm und stellt gefühlt hundert Fragen, von denen ich keine einzige beantworten kann, weil ich kein Wort herausbringe. Ganz fest hält meine Mum meine Hand und irgendwann höre ich sie leise sagen: "Das wird ihm noch leid tun, dass er das getan hat. Das wird ihm noch leid tun." Dabei drückt sie noch stärker zu, sodass meine Hand beinahe weh tut. Unsicher merkt Lea an: "Was für ein Vater tut so etwas?" Schweigend sitze ich dort, versuche meinen Herzschlag zu beruhigen und bleibe stumm. Ich kann nicht sprechen. Denn in meinem Kopf hat eben diese Frage Überhand genommen - was für ein Vater tut so etwas? Meiner. Mein Vater tut so etwas.

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Oha... Dass das Aufeinandertreffen mit ihrem Vater so sehr eskaliert, hatte vermutlich nicht einmal Stella mit einkalkuliert :(

Körperliche Gewalt, dann auch noch gegen das eigene Kind - das ist widerlich.

Wenigstens waren Marco, die beiden jungs und Bambi rechtzeitig zur Stelle und konnten verhindern, dass noch mehr passiert... Hoffentlich zieht Stella ihre Konsequenzen aus dem Ausbruch ihres Erzeugers. Und hoffentlich geht es den Kleinen gut...

So, nicht gleich auflippen, keine Sorge, ich verfalle nicht dauerhaft in das dramabehaftete Muster zurück. Nur ist ja nunmal so - dass der Herr Papa es erfährt, war ja klar. Und der ist einfach kein netter Mensch :(

Glaubt ihr, dass sie sich jemals wieder versöhnen werden? Und was ist mit Jonas, Stellas großem Bruder? Kommt der irgendwann zur Vernunft?

Ich bin gespannt auf eure Reaktionen...

Alles Liebe,

eure Mercy aka Floraly <3


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