Von Bestien und Spiegelbildern

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Als Maurice das nächste Mal die Augen öffnete, sah er an eine Zeltdecke. Sein Kopf schmerzte, ebenso wie seine Hüfte. Dennoch schaffte er es irgendwie, sich aufzurichten. ,,Ah, du bist endlich wach! Du musst aufstehen, wir müssen sofort weg hier!", sagte Ori auch gleich zu ihm. ,,Was? Wieso? Was ist überhaupt passiert?", versuchte Maurice sich Klarheit zu verschaffen. ,,Na, sie haben dich untersucht! Du warst ohnmächtig, irgendein Schwert hat dir in der Lawine die Hüfte aufgerissen! Sie haben von uns erfahren! Und jetzt beweg' deinen Hintern und mach' dich vom Acker!", erklärte Ori und zerrte mit seinen Tatzen seine Decke weg. Erst in diesem Moment bemerkte Maurice, dass er zur Hälfte nackt war, und sein Mal hell leuchtete. Nun voller Panik sprang Maurice auf und warf sich ein Hemd über, doch es war zu spät. Devillius betrat das Zelt und sah ihn abfällig an. ,,Hauptmann, es ist wach!", rief er, packte ihn am Kragen und warf ihn aus dem Zelt, direkt vor Zombeys Füße. ,,Zombey, es-", setzte er an zu erklären, doch dieser sah ihn nicht mal an. Die ganze Mannschaft versammelte sich neugierig um ihn und Devillius begann zu sprechen:,,Nun, meine Soldaten, ich muss euch etwas mitteilen! Dieses Ding, was da vor euch sitzt, hat uns alle verraten, hintergangen und wollte uns vermutlich alle umbringen! Maudado, wie es sich nennt, ist kein Mensch, es ist eine Lichtbestie!" Dramatisch riss Devillius seinen Ärmel ab und enthüllte so sein Lichtmal. Ein Raunen ging durch die Menge und Maurice begann zu frieren. Doch plötzlich war da etwas anderes ihn ihm, außer Trauer und Panik, es war...Wut. ,,Mein Name ist Maurice!", sagte er bestimmt und funkelte Devillius böse an. ,,Und ich bin ein Lichtwesen, keine Bestie!" ,,Bestie, Wesen, das macht keinen Unterschied! Wichtig ist nur, dass alle solche Wesen in unserem Lande hingerichtet gehören! Hauptmann, vollstrecke das Urteil!" ,,Nein!", rief Manuel und kämpfte sich durch die Menge, gefolgt von Paluten. ,,Das können Sie nicht machen! Mauda-Maurice ist nicht gefährlich! Er hat uns allen das Leben gerettet!", meinte Paluten und die beiden stellten sich schützend vor Maurice. ,,Die Gesetze besagen alle Bestien zu töten. Nun geht aus dem Weg, es hat keinen Schutz verdient!", keifte Devillius, doch sie wichen keinen Schritt zur Seite. ,,Wie ihr wünscht: Hauptmann, entsorgt auch diese beiden, sofern sie keinen Platz machen." ,,Bitte, geht.", sagte Maurice und sah sie bittend an. ,,Maudado, wir können dich doch nicht einfach sterben lassen!", sagte Manuel bestimmt. ,,Geht, bitte. Ihr sollt nur wissen, dass es mir Leid tut. Ich wollte das nie.", antwortete Maudado und sah sie entschuldigend an. ,,Bitte.", flüsterte er und sprachlos traten die beiden zur Seite. ,,Hauptmann, vollstrecke das Urteil. Das ist ein Befehl!", räusperte sich Devillius und die ganze Aufmerksamkeit richtete sich nun auf Zombey. Voller Trauer senkte Maurice seinen Kopf, als Zombey mit dem Schwert seines Vaters in der Hand auf ihn zu kam. Wie hatte er nur je denken können, normal zu sein? Freunde finden zu können? Wie konnte er je geglaubt haben, Zombey könnte ihn mögen? Und am schlimmsten, wie hatte er sich je in Zombey verlieben können? Um nun doch ein letztes Stück seines Stolz zu bewahren, nachdem er sich so in Zombey getäuscht hatte, hob er seinen Kopf und sah seinem Tod ins Auge. Streng blickte er ihm entgegen, erhob das Schwert und senkte es mit voller Kraft.

Nun war es also vorbei. Vorbei die Zeit mit Zombey, vorbei die Zeit mit Paluten und Manu. Vorbei.


,,Mein Leben gegen deins."

Dann fiel das Schwert vor ihm zu Boden. Wortlos drehte Zombey sich um und ging. ,,Aber Hauptmann!", rief ein empörter Devillius. ,,Das war ein Befehl!" ,,Nur der Hauptmann darf über das Schicksal eines Soldaten entscheiden, Devillius. Paragraph drei, Absatz sieben der Armeevorschriften.", zischte Zombey ihn böse an. ,,Wir packen unsere Sachen. Der Kaiser erwartet uns bestimmt schon, jetzt, wo die Mataner besiegt sind.", fügte er in lautem Ton an seine Truppe hinzu.

Zwei Stunden später saß Maurice alleine im Schnee und schluchzte. Alles war schiefgelaufen! Nicht ein einziges Mal konnte er was richtig machen! Langsam schlich Ori auf ihn zu. Gewissensbisse plagten ihn. Zum ersten Mal auf dieser Reise hatte er nicht im Kopf, was er am Ende für eine Belohnung bekommen würde und es tat ihm furchtbar Leid, Maurice mit in die Sache hinein gezogen zu haben.

,,Ist nicht so glatt gelaufen, wie erhofft, oder?", sagte er leise und ließ sich neben Maurice nieder. ,,Wäre ich doch nur zu Hause geblieben, Ori! Dann säße ich nicht hier und du schon dreimal nicht! Es tut mir so Leid.", schluchzte Maurice. ,,Schht! Nicht weinen.", versuchte Ori ihn zu beruhigen. Er war nie der beste gewesen, wenn es um Gefühle ging. ,,Ich weiß gar nicht mehr, warum ich überhaupt von zu Hause fort gegangen bin. Ich glaube, ich wollte einfach irgendwann in den Spiegel sehen und jemanden sehen, auf den man stolz sein kann. Und nicht jemanden, der sich sein ganzes Leben lang versteckt hat. Doch wenn ich jetzt mein Spiegelbild betrachte, dann sehe ich gar nichts, außer den jämmerlichen Versuch, jemand zu sein.", meinte Maurice und starrte traurig in die Ferne. ,,Weißt du, was ich sehe?", fragte Ori leise und hielt Maurice sein Schwert vor die Nase, in dem er sein Spiegelbild nun tatsächlich betrachten konnte. ,,Ich sehe ein stolzen, jungen Mann, der losgezogen ist, aus reiner Nächstenliebe zu seinem Vater. Einen Mann, auf den man stolz sein kann und wird." Dann hielt er das Schwert vor sich. ,,Ich dagegen wollte das Ganze nur zu meinem Vorteil nutzen und habe dir Steine in den Weg gelegt, wo ich nur konnte. Es tut mir Leid. Meine Aufgabe war es dich zu schützen, doch ich habe genau das Gegenteil bewirkt." Erstaunt sah Maurice Ori an. So kannte er ihn gar nicht. ,,Hey, vielleicht ist bei uns beiden wirklich nicht alles so glatt gelaufen, aber lass' uns das zu Ende bringen. Zusammen.", lächelte Maurice durch seine Tränen hindurch. ,,Ja, wir ziehen das durch! Ich begleite dich, wohin du auch gehen magst!", sagte Ori euphorisch. ,,Sattel die Kuh und wir machen uns auf den Heimweg", rief er und brachte Maurice so zum schmunzeln. ,,Du hast recht, auf nach Hause. Auch wenn ich Paluten und Manu echt vermissen werde.", stimmte Maurice zu, als ein Schrei sie erzittern ließ.

In weiter Ferne sahen sie, wie der Shi Toang seinen Kopf aus dem Schnee streckte und sich müsham hinaus kämpfte. Nach und nach tauchten immer mehr Mataner aus den Überresten der Lawine auf und versammelten sich. Gemeinsam erhoben sie die Schwerter und ein lautes ,,Das gibt Rache!", brachte die Berge zum Beben.

,,Ori, ich glaube, es geht doch noch nicht nach Hause.", sagte Maurice und betrachtete das Spektakel besorgt. ,,Wieso? Ich habe mich schon auf das Leben einer normalen Katze eingestellt, jetzt-" ,,Wir müssen Zombey warnen! Die Mataner ziehen ihnen nach!", unterbrach Maudado Ori und zeigte auf die Feinde, die gerade losgezogen waren. ,,Heidewitzka!", rief Ori überrascht auf, als er die Mataner sah, schien allerdings immer noch nicht ganz überzeugt von der Idee. ,,Was ist? Gehen wir den Weg jetzt gemeinsam zu Ende, oder nicht?", fragte Maurice herausfordernt. ,,Natürlich tun wir das! Wir haben gemeinsam begonnen, geimeinsam beenden wir das auch jetzt! Auf in die Schlacht!" , rief Ori und hüpfte auf den Rücken von Maudados Pferd. Grinsend stieg Maurice ebenfalls auf.

Er wusste nun, dass er niemals alleine war, selbst, wenn alles schief gegangen war.

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Hallihallo!

Laaanges Kapitel! Nagut, nur 200 Wörter länger als der Durchschnitt, aber naja. Immerhin etwas! :D

Was sagt ihr daszu? Schreibt mir gerne eure Meinugen zu der Story, da viele von euch Mulan ja nicht mehr so ganz genau kennen, würde ich die gerne Mal kennen lernen, da vor allem auch dieses Kapitel wieder sehr stark angelehnt ist.

Macht's gut, Yolomaudadolo!

Lg Kiki

Zomdado-Story | ReflectionWhere stories live. Discover now