Tag 43 // Tag 40

Beginne am Anfang
                                    

Ich musste grinsen. Und dann antwortete ich Nathalie, dass ich kommen würde. Ich sagte Mum Bescheid, dann stieg ich in meinen alten Wagen und fuhr los.

Bei Nathalie klingelte ich und wartete, bis mir jemand aufmachte. Nach einer kurzen Zeit öffnete mir Nathalie. Sie grinste mich aufgeregt an.

»In Liebe, Nat?«, kommentierte ich ihre Nachricht. Nathalie lachte ihr Lachen, bei dem ich mich sofort zu Hause fühlte. Dann zog sie mich in das Haus.

»Du bist viel zu früh«, meinte sie. »Aber dann kannst du mir ja wieder helfen.« Zusammen füllten wir Popcorn in große Schüsseln und stellten Bier kalt.

»Sag mal«, begann ich, als wir es uns auf der Couch gemütlich gemacht hatten und durch den Fernseher zappten, »wieso hast du mich damals auf dem Schulklo angesprochen?« Nathalie sah mich nicht an, aber sie antwortete mir trotzdem.

»Erst dachte ich, du wärst jemand anderes. Ein ganz normales Mädchen, dem es schlecht geht. Und irgendwie warst du das ja auch. Ich meine, klar du warst Jo - der freakige Todesengel höchstpersönlich - aber trotzdem. So wie du da auf dem Boden vor der stinkenden Toilette gesessen hast, da wollte ich nicht einfach wieder gehen.«

»Und warum bist du geblieben? Nach unserem Schulklo-Date meine ich.« Nathalie schwieg eine Weile.

»Ich war neugierig«, sagte sie schließlich. »Und irgendwie wusste ich, wie es dir ging. Ich weiß, wie es ist, anders zu sein. Von den anderen als komisch abgestempelt zu werden, nur weil man keine Blümchenkleider trägt und keine dämliche Boyband anhimmelt.«

»Ein Hoch auf die Rockmusik!«, rief ich und streckte meine Faust in die Luft. Nat lachte wieder.

»Amen, Schwester!« Dann schaltete sie den Fernseher wieder aus.

»Es läuft nur Schwachsinn«, beschwerte sie sich. Ich kicherte. Nathalie sah zu mir und zog eine Augenbraue hoch.

»Und warum bist du geblieben, grumpy cat?«, fragte sie ernst. Ich holte tief Luft.

»Du warst die Erste, die mich normal behandelt hat. Dir war egal, dass ich nie gegessen habe, oder nie lernte oder mich der Unterricht nicht interessierte. Dich hat es auch nie interessiert, warum ich so geworden bin. Außerdem braucht Logan moralische Unterstützung«, neckte ich sie. Nathalie sog empört die Luft ein.

»Ich fass es nicht, du schlägst dich auf seine Seite?«

»Nur heute!«, rief ich, ehe ich ein Sofakissen ins Gesicht bekam. Ich revanchierte mich und wir begannen uns mit Kissen zu prügeln. Vergessen waren der Fernseher und die Zeit. Wir hörten erst auf, als jemand Sturm klingelte. Nathalie ließ sich auf das Sofa fallen und atmete durch. Ich tat es ihr gleich. Dann hievte Nat ihren Allerwertesten hoch und lief zur Tür.

»Wenn du das noch mal machst, kastrier' ich dich«, drohte Nathalie.

»Jaja«, sagte Logan. »Laut dir hab ich doch eh keine Männlichkeit.« Logan rauschte mit Maya im Schlepptau an ihr vorbei und kam ins Wohnzimmer. Ich lugte über die Couch und sah, wie Nathalie ihm mit offenem Mund hinterher starrte. Kyle, der noch in der Tür stand, machte ein Nicht-schlecht-Kumpel-Gesicht.

Als seine blauen Augen meine trafen, spürte ich, wie mein Herz einen Satz machte. Ich lächelte ihn an. Er lächelte zurück.

Die Miniparty war ziemlich entspannt. Irgendwann bestellten wir Pizza. Der Pizzabote war ein Freund von Kyle. Da dies seine letzte Auslieferung war, blieb er bei uns. Logan rief seine Freunde an und nach einer Weile kamen auch noch ein paar Fußballspieler dazu. Anfangs war es komisch, als diese zwei Welten aufeinanderprallten. Nathalie, Logan und die anderen und Kyle und seine Freunde. Aber nach einer Weile verstanden sich alle ganz prächtig, wobei ich glaubte, dass das Bier dabei keine unwichtige Rolle spielte.

The Bucket ListWo Geschichten leben. Entdecke jetzt