Reue

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"Wird es ihr gut gehen?", fragte Mia besorgt.
Nachdem alle im Hauptquartier angekommen waren, brachten sie Nathalie sofort in die Krankenstation. Rufus und Mia mussten draußen warten, während Khira mit in das Krankenzimmer konnte. Doch keine Minute später kam sie wieder heraus zu ihnen.
"Klar!", antwortete sie mit einem hoffnungsvollen ermunternden Lächeln. "Woher willst du das wissen? Was ist, wenn sie stirbt?", wollte Rufus wissen, mit einer zitternden Stimme. Khira erklärte es ihm: "Nun, unser Wissen und Technologie ist weiter fortgeschritten als die 'normalen' medizinischen Einrichtungen."
"Echt?"
"Ja, echt."
"Oh."
Sie schaute ihn mit einem prüfenden Blick an. "Lasst uns umziehen. Ich will endlich frische Sachen." "Gute Idee!", meinte Mia mit einem Glitzern in den Augen. "Endlich Dusche!"

Frisch geduscht und mit neuen Kleidern waren alle drei auf den Weg zum Speiseraum. Während der ganzen Zeit hatte Rufus komisch drein geschaut und einen ungewohnten Gesichtsausdruck genommen. Khira bemerkte es. "Was ist los, Rufus? Willst du deine Sorgen nicht raus posaunen oder warten, bis es Weihnachten ist?" "Ja. Sag schon. Wir sind doch deine Freunde!", meinte Mia zustimmend. Da nahm er tief Luft und sprach leise: "Ich... Ich mache mir nur Sorgen. Mehr nicht..." Weiterkonnte er nicht sprechen, denn Andrew kam angelaufen. "Oh gut. Ihr seid unverletzt." Er klang erleichtert und gleichzeitig besorgt. "Was ist?", fragte Khira nach. Kurz zögernd sagte er: "Ihr müsst kommen. Es gibt eine Notversammlung."

"Wie alle wissen, gab es einen Angriff. Doch nicht nur an einem Ort, sondern an mehreren, in der ganzen Stadt verteilt. Leider waren alle Ziele Schulen und bis jetzt sind immer noch die meisten Schüler dort gefangen. Doch glücklicherweise konnten jeder der Jüngeren von uns fliehen. Aber, nur bei einer Schule war die Flucht leicht verunglückt. Khira, ich weiß, du hast dir viel Mühe gegeben, um deine Freunde zu retten, aber hast du dabei gedacht, dass auf dem Schulhof noch andere waren?"
Jack schaute das Mädchen an. Sie konnte nichts aus seinen Augen herauslesen, was sie leicht beunruhigte.
"Ehm, nein. Das wusste ich nicht. Tut mir leid."
Der Anführer seufzte.
"Nun, ich hoffe, du hast etwas daraus gelernt. Jetzt müssen wir uns erst mal überlegen, wie wir die Schüler aus den Schulen retten und unterbringen können. Denn der Geheimdienst vom Land hat herausgefunden, dass das Terroristen waren. Alte 'Bekannte', die schon einmal Probleme gemacht haben."
Er machte eine Pause und ließ die versammelten Mitglieder ein paar Gedanken austauschen. Nur Mia, Khira und Rufus schauten sich besorgt an.
"Natürlich müssen die jeweiligen Schüler der jeweiligen Schule die Sache übernehmen", fuhr Jack fort, "aber nicht alleine. Wir haben genug Mitglieder, um die einzelnen Missionen mit genug Unterstützung zu versorgen. Macht euch jetzt Pläne und gebt sie mir auf einem Blatt. Erst dann werden die Operationen gestartet."
Er schaute in die Runde und nickte. Die Versammlung war beendet.

"Also, hast du eine Idee?", wollte Mia wissen, nachdem sie in Khiras Zimmer gegangen waren. Andrew konnte nicht kommen, da er seine eigene Schule hatte. Rufus saß auf der Bettkante, Mia stand vor dem Kleiderschrank und Khira hockte auf dem Stuhl.
Ihr Zimmer war sehr schlich und einfach. Ein Bett links in der Ecke, daneben der Schreibtisch. Gegenüber die Tür und vor dem Bett der Schrank. Rechts vom Tisch war ein weiterer Raum: der Duschraum mit Toilette, Waschmaschine und Waschbecken.
"Wieso soll ich eine Idee haben? Was ist mit dir?", fragte Khira mit einer hochgezogenen Augenbraue. Da antwortete Mia: "Nun ja, da du die Oberschlauste und Beste von uns bist..."
"Also wirklich. Ich kann nicht alles."
"Klar kannst du das."
"Nene, da überschätzt du mich!"
"Nein, ganz sicher nicht! Du hast diese Männer da draußen spielend ausgeschaltet!"
"Ich hatte den Überraschungsmoment bei mir."
Das Mädchen seufzte und rollte mit den Augen. Nach kurzem Überlegen meinte Khira: "Alsogut. Ich habe noch keine Idee, aber ich weiß, dass wir Ablenkung brauchen. Damit wir die meisten rausholen können, muss sie lange dauern und alle der Feinde treffen. Mia, du musst dir überlegen, was wir da machen können."
"Warum ich?"
"Weil du eine sehr gute Streiche-Spielerin bist. Du weiß, was man machen musst, nicht verdächtig zu wirken und zu werden. Du täuscht andere, indem sie nicht wissen, wer das war."
"Okay, das war ein gutes Argument. Na schön. Ich glaube, ich habe was."
Während des Gesprächs war Rufus ganz still und hatte auf einen Punkt am Boden zwischen seinen Füßen gestarrt. Als Mia das bemerkte, fragte sie: "Hey,Rufus, was ist los mit dir? Du bist die ganze Zeit so still. Warum sagst du nichts?" Er starrte weiter vor sich hin. Dann, nach einiger Zeit, antwortete er brüchig: "Ich möchte, dass ihr mich bei dieser Angelegenheit mit nimmt und mich auch für andere Situationen trainiert."
Die beiden Mädchen starrten ihn an. Nach einer Weile wollte Khira wissen, warum er das wolle. "Ich...Ich dachte, es wäre cool, wenn jeder einen beneidet. Aber dann, als diese eine Sache kam, da wusste ich, es war falsch.", sagte er leise, schaute aber den Mädchen nicht in die Augen. Mia schüttelte ungläubig den Kopf. "Was meinst du damit?"
Rufus holte tief Luftund sprach: "Die Geschichten, die ich erzählt habe, waren nicht alle wahr. Einiges war auch erfunden." Jetzt blickte er hoch und schaute sie an. Khira entdeckte einen flehenden Blick, der mit Reue gefüllt war.
"Was! Alles gelogen? Und so einer will auch noch trainiert werden? Nein! Ganz bestimmt nicht! Verpiss dich, du faules Weichei mit Stück Scheiße im Mund!", schrie Mia verärgert und rannte mit roten Kopf aus dem Zimmer. Die Tür schlug hart und laut zu. Das andere Mädchen schaute nur zu und starrte es an. Nach ein paar Sekunden sagte sie: "Ich komme gleich, bleib hier." Dann ging sie hinaus, ohne ihn dabei anzusehen. Sie fand das Mädchen ein paar Meter neben dem Zimmer mit dem Rücken zur Wand, das fünf Räume weiter war. "Dieses Arschloch! Du hattest Recht. Ich hätte mich nicht von ihm täuschen lassen dürfen." "Hey, sei nicht so sauer auf ihn. Er... ", wollte Khira sagen, doch Mia unterbrach sie: "Sauer? Ich bin stinksauer!" "...wusste, das war falsch. Er bereute es und will es jetzt wieder gut machen. Anders als andere Jungs hat er Stolz, Ehre und Mut. Außerdem scheint er deswegen sehr bedrückt zu sein."
"Er und Stolz??? Und warum verteidigst du ihn eigentlich. Du hast ihn doch gehasst!"
"Nein, ich habe ihn nicht gemocht. Aber ich gebe ihn trotz allem eine zweite Chance. Eine, in der man sich verändern kann. Außerdem, ohne ihn wäre es schwierig geworden, Nathalie aus dem Schulgelände zubringen." Mia war immer noch wütend. Doch der Gedanke an ihre verletzte Freundin ließ ein Stück der Wut verrauchen. Außerdem meinte Khira mit einem Lächeln: "Und wenn er nicht das tut, was du sagst, dann kannst du ihn beschimpfen, schlagen, Soße auf dem Kopf schütten, ihn natürlich sanft foltern und dann raus werfen. Jack würde ihn dann nach Hause schicken oder woanders unterbringen. Unser Anführer wird das sicher verstehen."
Pause.
Das vor Wut kochende Mädchen schloss die Augen und beruhigte sich ein wenig. Dann schaute sie die Wölfin fest an. Diese konnte eine Spur von Hass und Traurigkeit in diesem Blick erkennen. "Bis später.", sagteMia nur und ging weg. Khira sah ihr mit Mitleid nach. Dann kam sie zurück ins Zimmer und sagte: "Komm, wir essen. Mia braucht etwas Zeit. Außerdem will ich Nathie besuchen."

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