Kapitel 12 Kirian

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Die leere Blicke meines Bruders liessen mich wieder an dorthin zurück denken, als ich dachte, ihn für immer verloren zu haben. Vor ein paar Sommer hatte ich nach einer Ewigkeit endlich seine Seele von der Dunkelheit befreit, welche seine Seele befleckt hatte. Aus diesem Elend und Schmerz entkommen, war er das geworden, was er war. Unfähig einer Person gegenüber sich zu öffnen und nur zu spielen, damit ihm niemanden mehr weh tun konnte. Aus der früheren so offenen und gutmütigen Gestalt wurde ein Mann, welcher sich nur seiner Vorteile und Umstehenden bedient und alleine in seiner Gefühlswelt lebt. Bitte Bruder, dies ist nicht damals, dies ist nicht sie, sie ist freiwillig gegangen, sieh das ein.

„Bradian, du musst etwas essen oder willst du einem Köter so leicht zum Opfer fallen, weil du nicht mal einen Mehlsack heben kannst, weil du so schwach bist?"

Vor noch einer Woche hätte mich einen übeln Fausschlag getroffen, jetzt reichte es kaum, um mich überhaupt wahrzunehmen. Langsam schob ich den Löffel in dieses Haferzeug, welches von der Küche für Bradian bereitgestellt worden war. Innerlich verzog ich vor diesem Brei mein Gesicht, doch etwas anderes würde mein Burder sein Wagen sicher nicht zulassen. Als ich den Löffel zu

seinem Mund führte, bangte ich für eine Sekunde, dass er wie damals jegliche Nahrung ablehnen würde und ich mit einer Spritze ihn am Leben erhalten müsste. So war ich schon fast überrascht als sich sein Mund langsam öffnete und ich erschrak regelrecht, als sich seine kalten Finger um mein Handgelenk schlungen und mir den Löffel entwanden.

„Ich bin doch kein Kleinkind mehr."

Diese einfachen, trotzigen Worte, waren die Ersten, welche ich gehört hatte seit sie gegangen war. Eine Glückswelle durchfloss meinen Körper und ich musste mir ein Lachen verkneifen. Er war auch dieses Mal nicht in die Dunkelheit gegangen, so wie ich es befürchtet hatte. Dieses Mädchen hatte etwas an sich, welches niemand aus seinem Bann liess und doch hatte sie meinen Bruder nicht in den Abgrund hinunter stossen können. Kassra musste jetzt schon weit weg sein, denn trotz intensiver Suche hatte man sie und ihren Gefährten selbst nach einer Woche nicht gefunden, nicht einmal einen Hauch von einer Ahnung, wohin sie die Lüfte getragen hatte. Ich war so in Gedanken gewesen, dass ich die Blicke meines Bruders auf mir nicht gespürt hatte. Das Brennen in seinen Augen flackerte kurz auf, doch auch wenn ich mich dafür hasste, durfte ich ihn nicht in der Hoffnung schwelgen lassen.

„Sie kommt nicht wieder zurück zur Gemeinschaft, Kassra hat nicht einmal einen einzigen Hinweis hinterlassen."

Etwas zog wie ein flüchtiger Schatten über sein Gesicht, sodass nicht einmal ich es zu lesen vermochte.

„habe ich dich nach etwas gefragt?"

Ich schüttelte traurig den Kopf, auch wenn es so leicht von seinen Augen abzulesen gewesen war.

„Wieso hast du auf diese Köter eine Anspielung gemacht?"

Froh auf andere Gedanken zu kommen, beeilte ich mich mit der Antwort, wobei ich jedoch trotzdem auf meine Worte achtete.

„Sie sind ruhig, zu ruhig. Wir haben keine Aktivität mehr gespürt seit wir damals Kassra als Köter fälschlicherweise entführt haben. Wahrscheinlich formieren sie sich bloss neu und werden uns wieder mit kleinen Fischen testen."

Bradian stand langsam auf und schritt aus dem Zelt, worauf er den Weg zu dem èbungsplatz nahm und sich schweigend von mir entfernte. Eine Last, welche ich zuvor nicht wahrgenommen hatte, fiel von meinen Schultern und ein Lächeln stahl sich auf meine Züge. Ich hatte mir eingebilfet, dass Kassra einen speziellen und seltenen Platz in seinem Herzen eingenommen hatte und mir Sorgen geamcht. Doch wie es schien, hatte es kein solches Loch hinterlassen wie dazumals, sonst wäre er immer noch schweigend in der Dunkelheit am leiden.

Blinded: Rache von Feuer und WindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt