Kapitel 10 Kirian

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Schliessich fand einer meiner Raben Bradian. Ohne die Oberhäupter in Kenntnis zu setzen, verliess ich den unterirdischen Bau und fuhr mit dem Van viel zu schnell auf den Strassen, da es noch hell war, sodass ich meine Karten nicht als Flugtransport verwenden konnte. Die letzten hundert Meter legte ich zu Fuss zurück, bevor ich neben meinem Bruder schliesslich stehen blieb. Er war in die Knie gesunken und hielt seinen Kopf gesenkt. Er schien seine ausgeschickte zweite Hälfte wieder mit sich vereint zu haben, da ihn keine geisterhafte Atmossphäre umgab und doch schien die Luft um ihn herum sich verdüstert zu haben. Weiter vorne konnte ich dank meiner starken Sehkraft merkwürdige Tierspuren entdecken und natürlich entging mir auch nicht die Umgebung, welche an manchen Stellen zu Asche verbrannt worden war. Als er sich schliesslich bewegte, waren es die Bewegungen einer Person, welche zu viel Leid gesehen hatte. Ich erschrak, denn dies hatte ich erst einmal bei meinem Bruder gesehen, welcher seine Schwäche so viel zeigte, wie man Schnee im August in dieser Gegend sah. Dazumal in dieser einen Nacht, welche uns beide zu dem gemacht haben, was wir heute waren.

„Sie ist weg, sie kommt nicht wieder. Wie konnte ich so naiv sein, dass sie wegen mir zurückkehren würde, wie konnte ich annehmen, dass sie diese Verbundenheit zwischen uns auch sie gefühlt hat? Was bin ich doch für ein Narr, kein Stück besser wie vor fünf Jahren."

Ich wollte erwidern, dass dies nicht stimmen würde, dass er so viel stärker geworden war und das diese Person auch ihn in seinen Bann geschlagen hatte, ohne dass er sich hätte wehren können. Doch dies wollte mein Bruder nicht hören. Egal, was ich jetzt an gut gemeinten Worten an ihn richten würde, nichts würde ihn erreichen, nicht eine Silbe würde über die Schwelle seiner Tür gelangen, in der er sich verschanzt hatte. Ich legte eine Hand auf seine Schultern und Bradian liess es zu. Er starrte vor sich hin, an einen Punkt im Himmel, wo es nichts mehr zu sehen gab ausser blau. Seine blauen Augen waren dunkel und noch einmal schreckte ich zurück. Bitte lass ihn nicht zurück in seine Welt aus Schmerz fallen, nicht so wie letztes Mal, als ich ihn kaum noch am Leben erhalten konnte. Ich schauderte, als Bradian geistesabwesend sich über die dünnen rosa Linien strich, welche mir mal fast meinen Bruder genommen hätte. Ich verstärkte den Druck meiner Hand auf seiner Schulter und ich spürte wie sich meine Karten in meinem Mantel regten. Ich werde dich nicht allein lassen. Ich werde dich wieder zurückholen, wie ich es auch schon letztes Mal gemacht habe.

Blinded: Rache von Feuer und WindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt