Kapitel 8 Kirian

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Bradian schloss sich mir schweigend an, als die Zeit kam, zu ihr zurück zu kehren. Ich wollte nicht wahrhaben, dass dieses erstaunliche Mädchen sterben musste. Hoffentlich hat der Greif Gnade gezeigt und sie schnell gerichtet. Ich verlangsamte meinen Schritt und wollte nicht dorthin, wo mich die Realität einholen würde. Dieses Mädchen verdiente einen ehrenvollen Tod während eines Kampfes und kein hinrichten. Früher hatte ich solche Arbeiten ohne mit der Wimper zu zucken, durchgeführt, doch diese Person hatte etwas in meinem Innern zum klingen gebracht und nun war es zu spät herauszufinden, was es war. Ich schaute zurück zu meinem Bruder. Sein Gang war widerwillig und sein blick starr zu Boden gerichtet, als wir den Platz erreichten. Ich wappnete mich, als ich aufblickte, auf eine durch Wind geschändete Leiche vor. Überrascht zog ich den Atem ein. Die Fessel hing nutzlos an dem Pfahl herunter und keine Spur weder von ihr noch von dem Greif. Leise fluchte ich. Hatte der Greif sie befreit, doch weshalb? Ich hatte dem Greif noch nie getraut, zu sehr hatte ihn die Tatsache mit seinem Meister mitgerissen. Mein Bruder hatte seine Augen geöffnet, auf das Schlimmste gefasst und keuchte ebenfalls überrascht auf. Plötzlich stürzte er auf die andere Seite des Platzes.

„Bradian warte!"

Ich rannte ihm hinterher und fand ihm kniend vor, den Kopf in die Hände gestützt. Flammen züngelten sich in die Höhe und formten Worte, welche meinem Bruder so sehr ins Herz schnitten, wie die Flammen heiss waren.

Bradian, wie sehr wünsche ich mir, dass dies nicht passiert wäre und ich zurückkehren könnte zu dieser Zeit, welche mich aus meinem Schmerz und Trauer rausgerissen hatte. Doch auch wenn es schmerzt, so waren unsere Schicksale verbunden und ich weiss nun wer ich bin. Du und dein Bruder, wir werden uns nie wieder sehen. Ich werde keine Bedrohung mehr für euch und euer Volk darstellen, ich gehe nun meinen eigenen Weg.

Als Unterschrift prangte ein Zeichen, welches mir bekannt vorkam, doch ich wusste nicht, wo ich es das letzte Mal gesehen habe.

„Was ist geschehen?!"

Die Oberhäupter schauten uns geschockt an.

„Ich habe meine Raben alles absuchen lassen, sie ist nicht mehr hier und auch die von der Wache haben niemanden hinausgehen gesehen."

„Und wo ist dieser nichtsnützige greif?"

Ich räusperte mcih. „Er ist weg."

Dies war zu viel für Durask. Wid fluchend schlug er auf einen Stuhl ein, welcher sofort zu Sperrmüll wurde. Sassari war der einzige, welcher Ruhe bewahrte.

„Irgendwelche Anhaltspunkte?"

Ich sah meinen Bruder an, welcher zusammengesunken in einer stand.

„Es war ein Abschiedgruss von ihr, welcher Inhalt keine Hinweise bietet, ausser, dass sie keine Gefahr mehr für unseres Volk sei. Das Einzige, was mir wichtig erschien, war ihre Signatur."

Mit meinen Gedanken zeichnete ich auf meiner Karte das Symbol ein. Zemuora wurde kreidenbleich und sogar Durask erstarrte, während von Sassari ein schockiertes Zischen zu hören war.

„Du sagtest, der Greif ist weg? Darf ich raten, dass die Nachricht mit Feuer geschrieben wurde?"

Verunsichert nickte ich. Mein Bruder sah nun auch auf. Die Oberhäupter blickten sich schweigend auf.

„Ich weiss nicht, ob ihr euch noch an das Massaker erinnert könnt, welches vor ein paar Jahren hier verübt wurde. Die Köter griffen am Tag an und töteten einen Windmagier und seine Frau vom Feuerkatzenstamm. Dieses Zeichen ist das Wappen des legendären Ehepaar Zesh Hiharish und Zeluma Zahaless. Der Greif war Zesh's Gefährte, genauso wie die Katze Zechar Zelumas Vertraute war."

Ich runzelte die Stirn. Ich hatte zwar von dem Massaker gehört, doch wieso es von Bedeutung war, konnte ich mir nicht zusammen reimen. Doch mein Bruder hatte anscheinend begriffen, denn auch er wurde kalkweiss.

„Kassra Hiharish. Sie war direkt vor unseren Augen!"

Er sprang auf und rannte aus dem Zelt. Ich verstand nun gar nichts mehr.

„Man nahm an, dass ihr Kind ebenfalls tot war, da man nirgendwo ein Zeichen mehr von ihr vernahm. Doch die Trauer um dieses wertvolle Kind blieb, welches die beiden mächtigsten Magien miteinander im Einklang gebrauchen konnte. Kassra Hiharish's Kräfte waren schon als Kleinkind legendär."

Um mich herum herrschte emsiges Treiben, denn alle versuchten sie zu suchen und konnten nun endlich auch ihre Spuren verfolgen, da das Siegel nun gebrochen war. Doch auch Kassra hatte nicht vergessen, was sie von ihren Eltern vor Jahren gelernt hatte. Irrwege narrten uns und wir konnten sie einfach nicht auffinden. Ich verbarg mein Gesicht hinter meinen Händen und war tief in meinen Gedanken vertieft. Wie viele Gesichter hatte diese Gestalt? Zuerst als Knabe bei den Kötern, dann als Mädchen und Freundin von meinem Bruder und jetzt als Magierin. Auch konnte ich den Ausdruck von meinem Bruder nicht vergessen, welcher voller Hoffnung nach draussen gestürzt war. Er hatte sich wahrscheinlich gegen jede Vernunft an seiner Magie bedient, welches ihm erlaubte sich aufzuteilen in zwei Personen ohne Stärke oder Ausdauer einbüssen zu müssen. Ich konzentrierte mich auf meine ausgeschwärmten Karten, welche überall nach diesem Mädchen suchten und natürlich auch nach meinem Bruder. Doch ich sah nur eine weite Fläche vor mir und der blaue Himmel, welcher verlockend nach Freiheit aussah. Endlich gestand ich mir ein, dass ich, auch wenn nur ein bisschen, erleichtert und froh gewesen war, den leeren Platz vorzufinden.

Blinded: Rache von Feuer und WindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt