Kapitel 7

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„Geliebter Nico" Mit diesen Worten begannen immer die Briefe von Will, ich wusste nicht ob es daher kam, dass sein Vater der Gott der Dichtkunst war oder ob Will ihn nur etwas necken wollte. Trotzdem legte sich jedes Mal ein Lächeln auf meine Lippen wenn ich die zwei Worten in der unordentliche Schrift meines Freundes las. Das Lächeln verging meist schnell wieder, Will schrieb über die Geschehnisse im Camp, sowie ich darum gebeten hatte, bevor ich gegangen war, aber es waren selten glückliche Geschehnisse. Will schrieb nicht über den Alltag im Camp, sondern darüber, was der Krieg mit den Halbgöttern machte, er schrieb darüber wie sich die Lücken im Speisepavillon anfühlten und über die leeren Augen von seinen Geschwistern. Aber dieser Brief war anders, er wirkte noch bedrückter als sonst, die Schrift war noch unleserlich als bei den Briefen davor und ich hätte schwören können, kleine Wasserflecken auf den weißen Papier zu erkennen.

„Es ist heute passiert, Nico, ich hätte niemals gedacht, dass es wirklich so weit kommen würde, auch wenn es nur eine Frage der Zeit war. Heute früh hat die Patrouille Nathan gefunden, er hatte sich in der Nacht erhängt. Ich weiß nicht ob du Nathan kennst, er war ein Sohn des Hermes, gerade mal dreizehn Jahre alt, ich kannte ihn, er war häufiger bei mir im Krankenflügel, meistens als Patient. Heute Abend wird die Trauerfeier sein, keiner hält es aus in der Nähe seiner Leiche zu sein, alle fühlen sie schuldig. Connor kommt, Chiron weiß nicht was er machen soll, die Hermeshütte steht kurz davor zusammen zu brechen. Es war schrecklich ihn zu säubern und herzurichten. Nico, ich hätte besser auf ihn aufpassen sollen, ich hätte ihn retten können. Lou geht es noch schlimmer, sie muss die Zeremonie alleine durch führen, ihre Schwester Caty hat sich nicht mehr gemeldet, sie ist am Anfang des Sommers gegangen.

Nico, ich weiß nicht mehr wie es weiter gehen soll, ich vermisse dich. In Liebe, Will"

Neben den verblassten Wasserflecken fielen meine Tränen auf das Papier.

Ich konnte Will verstehen, genau so gut wie ich Nathan verstehen konnte. Der Brief fiel zu Boden, legte sich neben einem schwarzen Umhang, meine Zimmerkameraden waren sehr unordentlich, aber ich konnte es ihnen kaum verübeln, zu sechs in einem Zimmer zu leben war anstrengend und langsam fragte ich mich, wie Will es mit mehr als zwanzig Geschwistern in einer Hütte aushielt. Ich hob den Brief auf und setzte mich auf mein Bett, langsam trockneten meine Tränen und wichen einer unfassbaren Wut, Wut auf alles, vor allem auf mich, ich hätte Will nicht allein lassen dürfen.

„Hey, Nico, alles klar?" Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Ron und Harry den Schlafsaal betreten hatten. Schnell riss ich mich zusammen und antwortete mit möglichst neutraler Stimme: „ Ja, mei- ein Freund hat mir gerade geschrieben, mehr nicht", mein Lächeln sah mehr als nur gefälscht aus, aber die Beiden schienen mit meiner Antwort zufrieden zu sein. „Kommst du heute Abend wieder mit?", fragte mich Ron während er seine Schuluniform gegen einen gemütlichen Pullover tauschte. Ich nickte zustimmend, als ich den Brief zu den anderen in eine Schublade in meinem Nachtisch räumte.

Wir waren die letzten, welche das nicht verwendete Klassenzimmer betraten, es war wieder der Kreis aus Tischen und Stühlen aufgebaut, Jason und Percy saßen soweit wie möglich auseinander, aber so, dass sie sich ja nicht in die Augen schauen mussten. Ich wusste nicht, was zwischen ihnen geschehen ist, aber irgendwas musste passiert sein. Aber da keiner der beiden mit mir sprach, war es schwer herauszufinden und es zu klären.

Der Abend war lustig, es wurde gelacht und geredet, ich unterhielt mich mit Seamus über den Unterricht und er erzählte gerade darüber wie er in der ersten Klasse fast ein ganzes Klassenzimmer gesprengt hatte als ein Glas voll Wasser auf dem Steinboden zersprang. Es wurde für einige Sekunden still und Hermine hatte schon ihren Zauberstab gezückt um die Sauerei verschwinden lassen, als das Mädchen, welches neben Percy saß, sie davon abhielt. „Warte mal kurz, Percy zeig mal das was du am See gemacht hast" Auf den verwirrten Blick von Percy hin, fügte sie hin zu, „Das, was dir dein Vater gezeigt hatte" Percy, welcher die Aufmerksamkeit von allen deutlich unangenehm war stotterte mit rötlichen Worten. „Ich glaub nicht, dass das eine gute Idee ist, Hannah" „Ach komm schon, was kann schon den passieren", forderte nun auch die anderen aus seinem Haus. Ich hatte keine gute Vorahnung.

Jason anscheinend auch nicht, er sprang auf und sah mit wütenden Blick zu Percy. „Komm, zeige es uns, Perseus, ich bin schon ganz gespannt" Die Kälte in seiner Stimme ließ das Blut in meinen Adern erfrieren. Jason stand gerade, sein Rücken durchgestreckt, sein Kopf gerade nach vorne gerichtet, seine Gesichtsknochen wirkten durch das wenige Licht noch krasser aus, man könnte meinen mit ihnen Glas schneiden zu können, aber sein Blick war noch kälter als seine Stimme und jetzt verstand ich, was Reyna meinte, als sie sagte, dass Jason der geborene Anführer war. Niemand im Raum wagte es zu atmen.

„Oder du kannst deine tollen Tricks zeigen, Grace, das wäre bestimmt sehr unterhaltsam" Percys Faust bebte, auch er war aufgestanden, stand genauso wie Jason, aber Percy hatte eine andere Wirkung, während Jason andere einschüchterte, sie unter seinen Bann brachte, wirkte Percy bedrohlicher, wie eine Bombe auf dem die Zeit hinfort tickte. Percys Augen stürmten wie das Meer, ein Wirbel aus blau und grün. Langsam begann die Luft sich elektrisch zu laden.

Hogwarts, teach us something [Percy Jackson/Harry Potter Crossover]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt