Kapitel 6

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Die Sonne schien durch die große Fensterscheibe in den Gang rein und wärmte ihn langsam auf. Die Tür, welche abgeschlossen war, sah relativ langweilig aus, eine ganz normale Holztür, soweit ich es erkennen konnte, sogar mit einem ganz normalen Schloss verschlossen. In wenigen Minuten würden wir hinter dieser Tür Verwandelung haben, zusammen mit den Slytherins und hoffentlich zusammen mit Jason. Ich lehnte mich an die Wand neben der Tür und beobachtete den Gang, da kamen die anderen Schüler auch schon, fast wie in einer Fächerformation, Jason und der Blonde, Draco, ganz an der Spitze, ein kurzer Stich in mein Herz.

Ich war gerade dabei mich von der Wand abzustoßen und zu Jason zu gehen, als ich durch einen Kommentar von Draco in der Bewegung einfror. „Na, Jackson, hast du dich inzwischen bei den Losern eingelebt?" Er machte eine seltsame Fratze, wahrscheinlich sollte es ein fieses Grinsen sein, es sah aber einfach nur komisch aus. Mein Blick fiel auf Jason, erwartete ob er etwas sagen würde, mich verteidigen, er tat nichts. „Halt die Fresse, Malfoy" Justin stand plötzlich neben mir, verschränkte demonstrativ seine Arme und sah wütend zu Draco. Draco ging nicht auf ihn ein, sondern wendete sich wieder mir zu, „Zu ängstlich dich selber zu verteidigen" Jason zischte zwar ein wütendes „Draco" und zog ihn ein Stück nach nach hinten und schaute mich entschuldigten an, aber trotzdem wurde ich wütend. „Halt dein hässliches Schandmaul, Hurensohn" Ich ging einen Schritt auf ihn zu, ließ meine Tasche von meiner Schulter auf den Boden gleiten, er wich einen Schritt nach hinten aus. „Sonst was, Schlammblut?" Ich wusste nicht was ein Schlammblut sein sollte, aber er spuckte dieses Wort mit so einem Ekel heraus, dass ich annahm das es nicht gerade etwas nettes bedeutete. „Mister Malfoy, ich wünsche nicht noch einmal solche Worte aus ihrem Mund zu hören, 10 Punkte Abzug für Sytherin" Professor McGonagall war inzwischen zu uns gestoßen und öffnete die Tür, Malfoy warf mir noch ein feindlichen Blick zu, eher er in das Klassenzimmer stolzierte, Jason folgte ihm mit etwas Abstand und wich meinen Blick aus.

Ich weiß nicht was mich wütender machte, die Tatsache, dass Jason einfach regungslos daneben gestanden hatte, während einer seiner Freunde mich beleidigt hatte oder das er trotz dessen sich neben ihn gesetzt hatte oder das ich Malfoy keine verpasst hatte. Vom Unterricht bekam ich nicht wirklich was mit, ich war viel zu sehr damit beschäftigt wütend vor mich her zu starren. Hatte ich irgendetwas gemacht, was Jason verärgert hatte, irgendetwas so schlimmes, dass er sich gegen mich gewendet hatte?

„Hey, mach dir nichts aus deinem Kumpel, Mafloy konnte schon immer gut Leute manipulieren...", Ernie legte tröstend seine Hand auf meine Schulter und strich leicht über sie. Ernie war ein guter Freund, wirklich, zumindest soweit ich das bis jetzt beurteilen konnte, aber trotzdem waren seine Worte nicht gerade hilfreich. Jason war mein bester Freund, er hatte sich nicht von irgendeinem dahergelaufenen Draco manipulieren zu lassen. Ich stöhne gefrustet auf. War ich so ein schlechter bester Freund gewesen?

Als die Lehrerin die Stunde beendete, war ich der Erste, der den Klassenraum verließ. Meine Wut war einer Traurigkeit gewichen. Ich hatte Jason enttäuscht, ihn verletzt, gerade jetzt, kurz nach dem Krieg, kurz nach Leos Tod, gerade als Jason am Ende seiner Kraft war und ich Idiot hatte ihn im Stich gelassen. Und mich nannte man Held?

Ich fühlte mich alles andere, außer heldenhaft, ich war kein Held, das war ich auch noch nie gewesen und werde es auch nie sein. Ich war nur Percy Jackson, der Junge, welcher seine Freunde ständig enttäuschte. Die Sonne blendete in meinen Augen, als ich das alte Schloss verließ und zum See lief, ich hatte keine Lust mehr, auf den Unterricht, auf die Schüler, auf die seltsame Aussprache der Menschen, auf England, auf alles.

Das Wasser war revitalisierend, erfrischte meinen Körper und meinen Geist. Meine Hosenbeine hatte ich nicht hoch geschoben, ich spürte die angenehme Kälte, aber keine Nässe, ein großer Vorteil für Kinder des Poseidons. Ein kleiner Fisch schwamm erschrocken weg als ich mich ins Wasser fallen ließ. Verzeiht mir hoher Herr, ich wollte Euch nicht verärgern! Ein kleiner, naiver Teil in mir hoffte darauf, dass Jason kommen würde und sich bei mir entschuldigen, aber woher sollte Jason von dem See wissen, oder das ich hier war oder das ich genau hier heute fast unsere ganze Mission habe auffliegen lassen.

Ich war deutlich ruhiger, als ich den kleinen, erdigen Gang zum Gemeinschaftsraum hoch klettere, in dem Raum herrschte reges Leben, ein paar Schüler saßen in den verschiedenen Sitzgruppen, arbeiteten oder redeten miteinander. Einige Erstklässler rannten herum und jagten einander und irgendwo spielte ein Radio. Die Türe zu den Schlafsälen ging auf und Ernie, zusammen mit Justin kamen heraus gelaufen. „Hey Percy! Wir dachten du wärst tot!", lachte Justin, während er auf mich zu gelaufen kam. „Musst etwas nachdenken...", murmelte ich leise und zuckte mit dem Schultern. „Genug nach gedacht, jetzt haben wir Spaß", meinte Ernie mit einem Grinsen und legte eine Hand auf meinen Rücken, um mich zu dem Gang zu drücken, aus dem ich gerade erst gekommen war, ich gab den Druck nach und kletterte zurück. „Wir treffen uns mit den Leuten aus unseren Jahrgang", erklärte mir Justin als wir vor den Fässern standen. Ich nickte wortlos und folgte ihnen durch die Gänge, während wir liefen sprach keiner und immer wieder zog mich Ernie hinter eine Ecke, nur um zu verhindern, dass die patrouillierende Lehrer uns nicht bemerkten. Hatte ich mich wirklich solange im See aufgehalten?

Der Raum war ein verlassenes Klassenzimmer, die Bänke und Stühle waren zum größten Teil achtlos an den Rand geschoben, der Rest bildete einen Kreis, in dem schon einige Leute saßen, einige Leute waren untertrieben, es waren alle außer unserem Jahrgang, selbst Draco und Jason waren anwesend. Ich würdigte Jason keine Blick sondern setzt mich neben Hannah und einem, mir unbekannten Mädchen, welche die schwarze Hose trug und einen grauen Pulli mit blauen Akzenten, sie war also in Ravenclaw. „Hey, ich bin Caty", stellte sie sich vor und lächelte mich an. „Percy", murmelte ich nur erschrocken. Ihre Augen hatte keine besondere Farbe, irgendein undefinierte Farbe zwischen blau und grün. Aber irgendwas hatte sie... Annabeth hatte mir ein mal erzählt, dass wenn ich kämpfte einen bestimmten Ausdruck in meinen Augen hatte, ein bedrohlicher, mächtiger Ausdruck, welcher so manche Gegner aus Angst fliehen lies. Diesen Ausdruck hatte Caty, nur das er ruhiger war, geheimnisvoller. Ich schüttelte den Kopf, bestimmt nur eine Einbildung, keine Augen konnten so viele Gefühle zeigen und vor allem konnte ich sie nicht lesen. Vielleicht war ich zu lange im See gewesen, war zu lange in meinen Gedanken.

Der nächste Morgen kam viel zu früh, ich hatte mir dieses mal keinen Wecker gestellt, da ich Nico am Vorabend gesagt hatte, dass ich heute nicht trainieren würde, da es mir nicht gut ginge. Es ging mir auch nicht gut, mir war kotzübel. Jason hatte gestern so sorgenlos gewirkt, hatte gelacht, über Dracos Witze, hatte gelächelt, die anderen Slytherins an und mich kein einziges Mal angesehen. Tränen bildeten sich in meinen Augen und schnell blinzelte ich sie weg, ich würde nicht wegen Jason weinen, dafür war meine Ehre viel zu groß. Ich werde ihn zeigen, wer hier wen verloren hatte, ich nicht ihn, sondern er mich.

Hogwarts, teach us something [Percy Jackson/Harry Potter Crossover]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt