"Wovon redest du?"

"Du willst mir weiß machen, dass du nach deiner morgendlichen Tändelei den Namen deines Schmachtobjekts vergessen hättest?"

"Oh." nun legte sich ein breites Grinsen auf seine Lippen. "Das."

"Genau 'das'." bestätigte ich erwartungsvoll.

"Ich kann mich wirklich nicht an ihren Namen erinnern."

"Dann bist du sogar noch schlimmer als ich dachte. Entschuldige mich, ich habe noch etwas zu tun." mit einem Ruck stand ich von der Fensterbank auf und wollte verschwinden, drehte mich aber noch einmal zu ihm um. "Du solltest anfangen dir die Namen der Mädchen zu merken, das steigert deine Chance die Richtige zu finden immens."

"Mariella -" er versuchte nach meinem Arm zu greifen um mich aufzuhalten, doch mitten in seiner Bewegung ertönte ein zerreißender Schrei, der uns beide augenblicklich gefrieren ließ. Für einen Moment konnte ich mein rasendes Herz pochen können, so still war es. Angst begann meinen Körper in gewaltigen Wellen zu überfluten.

"Was war das?" flüstere ich so leise, dass nur Aramis mich hören konnte. Er antwortete jedoch nicht, sondern nahm bloß meine Hand und drückte sie fest. Auch wenn ich ihn am liebsten abgeschüttelt hätte, musste ich mir selbst eingestehen, dass mich diese Berührung ein wenig beruhigte.

Und dann geschah es. Von einer Sekunde auf die Andere schien der Palast zusammenzubrechen. Dröhnende Schritte und laute Schreie erfüllten die Bibliothek mit Lärm, während draußen Schüsse zu hören waren.

Obwohl mein Hals wie zugeschnürt war, versuchte ich verzweifelt nach Luft zu schnappen. Tränen bahnten sich einen Weg zu meinen Wangen. Ich drückte Aramis' Hand fester. Auch ihm stand die Angst ins Gesicht geschrieben.

"Komm mit." er zog mich durch die Gänge, so prompt, dass ich ihm nur hinterher stolpern konnte. Irgendwo zersprang eine Fensterscheibe. Bücher fielen aus ihren Regalen. Aus Furcht vor dem was ich sehen würde, schloss ich meine Augen. Dennoch hörte ich was geschah. Immer häufiger wanderten salzige Tränen über mein Gesicht bis hin zu meinen Lippen. Ihr Geschmack erinnerte mich an Dad, an all die Tränen die ich nach seinem Tod vergossen hatte. Und in diesem Moment fühlte ich mich genauso schwach, genauso machtlos wie an dem Tag an dem er von uns ging.

Mit einem Mal blieb Aramis stehen. Vorsichtig öffnete ich die Augen.

"Hier." hauchte er leise, während er den Teppich beiseite schob und eine Falltür zum Vorschein brachte. Erleichterung kitzelte in meinen Fußspitzen. Zum ersten Mal an diesem Abend war ich froh den Prinzen bei mir zu haben, denn er kannte sich im Palast vermutlich besser aus als jeder andere. Ohne ihn wäre ich vermutlich völlig verrückt geworden.

Hastig kletterte ich eine hölzerne Leiter hinunter, dicht gefolgt von Aramis.

"Neben dem Bücherregal liegt eine Taschenlampe. Nimm sie und mach sie an!" befahl er mir und ohne ein Mucks gehorchte ich. Dann schloss er die Falltür. Inzwischen bemerkte ich die Schmerzen, die durch meinen Kopf schossen wie tausend Blitze. Ich wollte mich hinlegen, mich ausruhen, aber Aramis hatte andere Pläne.

"Wir müssen noch weiter." er nahm mir die Taschenlampe aus der Hand. "Hier sind wir noch nicht sicher."

"W-was passiert hier?" brachte ich stotternd heraus, während er am Bücherregal rumhantierte.

"Für eine Erklärung ist später Zeit." mit einem Mal bewegte sich das Regal wie von selbst zur Seite und brachte eine Tür zum Vorschein. Langsam begannen meine Beine zu zittern, beinahe als wären sie erschöpft davon meinen Körper zu tragen. Aramis schien nichts davon mitzubekommen, denn er zog mich schleunigst durch die Tür die zu einem nur spärlich beleuchtetem Gang führten. Ich musste schlucken, folgte ihm aber dennoch stumm. Mittlerweile hatte er meine Hand losgelassen und ich ertappte mich dabei, wie ich mir wünschte sie wieder zu greifen. Natürlich nur um mir weniger einsam, weniger verloren vorzukommen.

"Wir sind gleich da." flüsterte er. Obwohl ich wusste, dass er mich nicht sah, nickte ich. Entgegen seiner Aussage, liefen wir noch ein ganz schönes Stück und immer öfter musste ich nach Luft schnappen, hatte das Gefühl nicht genug zu bekommen. War ich wirklich so unsportlich?

Irgendwann, mein Körper fühlte sich zu diesem Zeitpunkt bereits komplett taub an, erblickte ich ein Licht. Wie von selbst begannen meine Füße schneller zu gehen, fast schon zu rennen. Mein Herzschlag drückte so heftig gegen meine Brust, dass diese schon schmerzte.

Ich sehnte mich danach mich hinzusetzen, etwas Wasser zu trinken und zur Ruhe zu kommen.

Am Ende des Ganges befand sich ein kleines Zimmer. Erleichtert über den Anblick eines Sessels, verschwendete ich keine Sekunde mit dem Umsehen, sondern ließ mich sofort in die weichen Polsterungen fallen, die mich sanft willkommen hießen. Erst jetzt bemerkte ich, wie mein Sichtfeld sich verkleinerte, Millimeter um Millimeter wurde alles um mich herum in eine tiefschwarze Farbe gehüllt. Wie bei einem alten Foto.

"Ist bei dir alles in Ordnung?" hörte ich es aus der Ferne, allerdings fehlte es mir an Kraft um zu antworten. Ich wollte schlafen. Einfach nur schlafen.

"Mariella- hey." ich nahm wahr wie jemand mein Gesicht in seine Hände schloss. Sie waren warm, angenehm warm. So wie Dads Hände - damals. "Hey, schau mich an. Schau mich an!"

Es fiel mir schwer meine Augen wieder zu öffnen, meine Liefer fühlten sich an wie tonnenschwere Gewichte. Trotz all dem Widerstand schaffte ich es dennoch sie leicht zu öffnen und erblickte Aramis' Gesicht. Wir waren also immer noch zu zweit.

"Geht es dir gut?" etwas an seiner Stimme passte nicht zu ihm. Verwirrt legte ich meinen Kopf schief - war das tatsächlich Besorgnis, die aus ihm heraus sprach?

"Was passiert hier?" wiederholte ich zögerlich die Frage, die mir vorhin schon auf der Zunge brannte.

"Ein Rebellenangriff, soweit ich das beurteilen kann."

"Oh." natürlich hatte ich schon von Rebellenangriffen auf den Palast gehört, jedoch hätte ich zu wenig damit zu tun und mein Kopf schmerzte zu sehr um zu verstehen, was das genau zu bedeuten hatte. Stattdessen ließ ich meinen Kopf nach hinten fallen und spürte, wie ich ins Unbewusste abdriftete.

~*~
Hallihallo,
Ich hab das Gefühl diese Geschichte wird immer schlechter...und zugegebenermaßen weiß ich nicht mehr, wie lange ich sie noch schreiben will.
Die Charaktere entwickeln sich nicht ganz wie ich es möchte (gerade Aramis) und von dem originalen Buch Selection weiß ich auch nicht mehr viel.
Was meint ihr, ist diese Geschichte irgendwie noch zu gebrauchen - inklusive der letzteren Kapitel! Ich bin wirklich am zweifeln, denn einerseits ist sie mir wirklich and Herz gewachsen, andererseits bin ich aber so unzufrieden...ach Mensch!
Naja ich hoffe dennoch euch gefällt das Kapitel hier mehr als mir und ihr hattet Spaß am Lesen!

Danke noch einmal für alle Leser und Votes und jedes liebe Kommentar! Ich kann euch nicht genug danken!

Eure Sternengalaxie

Selection: Die HoffnungWhere stories live. Discover now