Kapitel 47

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Ich hab gewusste, dass Mom tot war, da sie sich nicht mehr bewegt hatte und ihre Augen... Ihre Augen waren so ausdruckslos gewesen. Bei Terry war das anders. Ich war nicht dabei als er gestorben ist und Owen war still gewesen. Vielleicht haben die Männer Terry einfach woanders hingebracht, weil er so große Schmerzen hatte. Ich hatte einfach gehofft, er sei noch am Leben...
Irgendwann kamen dann die Männer wieder und zogen uns von unserer Mutter fort. Wir hatte uns am Anfang noch gewehrt, doch wir waren viel zu erschöpft und hatten keine Chance gegen sie. Sie fingen am sich zu streiten. Das alles wäre nicht Teil des Plans gewesen und sie sollten uns doch lieber wieder frei lassen. Aber der Anführer der Truppe war anderer Meinung. Sie hatten ja nun das Geld, was sie wollten. Sie wussten, dass unsere Mutter unseren Dad nichts gesagt hat und ehe man sie finden würde, waren sie schon längst über alle Berge.
Ich weiß nicht was der Mann genau gesagt hat... Aber ich glaube er wollte, dass der andere Mann uns umbringt. Sie hatten nun keine Verwendung mehr für uns, da unser Vater nichts zahlen würde. Ausserdem hatten sie schon zwei Morde am Hals, ein Dritter und Vierter macht da auch keinen Unterschied mehr.
Der eine Mann führte uns also in den hinteren Teil der Lagerhalle und wollte uns rausbringen, doch Owen flüsterte mir leise ein paar Worte ins Ohr, "Belly, hör mir jetzt genau zu! Wenn ich sage 'jetzt' dann rennst du dort durch diese Tür da. Hast du mich verstanden?"
Ich hatte ihn nur erschrocken angeguckt. Wusste er denn nicht, dass die Männer uns trotzdem finden würden? Da hatten sie doch zu uns gesagt!
Als der Mann aufschloss und die Tür sich öffnete, sprang Owen auf den Mann zu und schrie 'jetzt'. Ich rannte durch die Tür und blickte mich kein einziges Mal um. Das Einzige an was ich dachte, war daran, dass ich nach Hause musste. Ich musste nach Hause, dort wo ich in Sicherheit war. Dort wo mich niemand finden würde...
Ich rannte solange bis meine Füße weh taten und ich mich vor Erschöpfung an einen Baum lehnen musste. Erst ab da realisierte ich, dass ich Owen vergessen hatte. Meinen eigenen Bruder... Er war immer noch bei den Männern und ich war hier draußen. Ich war einfach davon ausgegangen, dass er direkt hinter mir sein würde. Tja, nur leider war er das nicht.
Ich wusste nicht wo ich war und ich wusste nicht in welche Richtung ich sollte. Also lief ich einfach geradeaus bis ich an einer Landstraße ankam. Irgendwann kam dann auch ein Auto und hielt an. Ich war heil froh endlich mal jemanden anzutreffen. Allerdings hatte ich auch Angst, dass es einfach weiterfahren könnte, weshalb ich mich einfach mitten auf die Straße warf.
Das Auto hielt an und es stieg eine Frau im mittleren Alter aus. Ich weiß noch genau, wie erschrocken sie geschaut hatte und wie panisch sie sich über mich gebeugt hatte...
Meine Kleider waren ja vollkommen zerrissen gewesen und ich war von oben bis unten mit Dreck übersät. Sie verfrachtete mich auf die Rückbank und gab mir eine Decke. Sie fuhr mich erstmal in ein Krankenhaus, doch ich schrie nur nach meinen Bruder und meiner Mutter. Die Frau versuchte mich zu beruhigen, aber ich war viel zu aufgewühlt. Wie konnte ich so ruhig da sitzen bleiben, während mein Bruder noch gefangen war? Er war schließlich erst sieben Jahre und konnte sich noch nicht wehren. Die Frau aber sagte mir, dass wir meinen Bruder schon finden würden und dass sie mich später zu meinen Eltern brachte. Erstmal musste sich der Arzt meine Wunden ansehen. Ich hatte nur ein paar Schürfwunden und kleiner Schnittverletzungen. Das andere Blut war von meiner Mutter und von Owen.
Auch die Polizei wurde verständigt und nachdem der Arzt mich untersucht hatte, stellten sie mir fragen. Wie ich heiße, wo ich herkommen würde und was ich da draußen ganz allein gemacht hätte. Ich erzählte ihnen alles und sie riefen meinen Vater an. Ich wollte aber nicht. Ich schrie sie an, dass sie das nicht machen konnten, dass sie mich ja nicht zu diesem Mann zurückschicken konnten. Ich wollte zu meinen Bruder! Irgendjemand musste ihn finden. Ich sprang auf und wollte wieder zurück rennen und ihn suchen, aber sie hielten mich davon ab. Mein Vater kam ins Krankenhaus und rannte vollkommen besorgt auf mich zu. Er war schon immer ein begnadeter Schauspieler gewesen... Aber damals war mir das nicht so aufgefallen und ich ließ zu, dass er mich in seine Arme zog. Die Polizisten erzählten ihn, was ich Ihnen vorher gesagt hatte und sie versprachen, dass schon die anderen Einsatzkräfte auf der Suche nach meinen Bruder sind.
Ich hoffte nur, dass ihn nichts passiert ist und dass er den Männern entkommen konnte.
Mein Vater fuhr erstmal mit mir nach Hause. Er war ganz still gewesen und ich denke, dass er mir nicht geglaubt hat, dass Mom tot war. Es vergingen zwei Tage und dann klingelte es an der Tür. Davor standen zwei Polizisten und brachten uns Owen. Sofort bin ich auf ihn zu gerannt und habe ihn umarmt. Ich hatte mir solche Vorwürfe gemacht, in der Zeit, in der er nicht da war. Mein Bruder redete seit diesen Tage nur noch das Nötigste mit Vater, abgesehen von ihren Streitereien. Vater hatte den Chauffeur und die Kindermädchen gefeuert, obwohl es ja nicht ihre Schuld war. Seit dem haben wir kein Kindermädchen mehr gehabt, nur Henry -der Chauffeur unseres Vaters- und Nelson unseren Koch. Die beiden wurden also unsere Familie. Nelson zeigte uns wie man kocht und Henry spielte mit uns, wenn Vater ihm keine Aufgaben gab, Schach und andere Brettspiele.
Nach einiger Zeit aber, bekamen wir einen Privatlehrer. Dad wollte nicht, dass wir auf eine öffentliche Schule gingen und seit der einen Sache ließ er uns nicht mehr aus dem Haus, außer Owen und ich schlichen uns raus. Mitbekommen hat Dad das sowieso nicht. Er saß hauptsächlich in seinen Arbeitszimmer und hat mit anderen Firmenleitern telefoniert.
Irgendwann nahm er dann aber Owen mit auf Geschäftsreise und mich ließ er allein Zuhause. Er wollte, dass die Firma umbedingt von Owen übernommen wird, wenn er mal gestorben ist. Die beiden waren manchmal sogar mehrere Wochen weg und ich hatte nichts zutun. Ich lernte fleißig, lass unzählige Bücher, unterhielt mich mit Nelson, aber er bekam meistens immer Frei, wenn Vater und Owen weggefahren sind. Ich war schließlich groß genug um mir selber was Zuessen zu machen.
Meist ging ich dann immer in die Stadt und schaute mir die Schaufenster an. Zwar wurde ich oft von einigen ein bisschen komisch angeguckt, aber es war damals eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Manchmal setzte ich mich auch einfach nur in den Park und beobachtete die spielenden Kinder. Meist dachte ich dann immer an Owen, Terry und mich zurück. Mit den Kindermädchen sind wir auch ab und zu mal hergekommen. Aber dadurch fing ich wieder an Heimweh zu bekommen. Ich wollte nach Hause. Aber nicht in dieses riesige Haus, wo ich ganz allein war. Nein, ich wollte in das Haus wo meine Mutter auf dem Sofa saß und strickte, meine Brüder mit ihren Legokasten spielten und mein Vater sich ein Fußballspiel im Fernsehen anschaute. Wir waren damals eine richtige Familie gewesen, zwar war Dad immer sehr abweisend,  aber wenigstens war er da. Damals -als kleines Kind- war ich immer froh darüber wenn Dad bei uns war. Ich war froh wenn ich auf seinen Schoß sitzen konnte oder er mich mal ausnahmsweise ins Bett brachte.
Aber egal, diese Zeiten sind vorbei. Ich liebte die Zeit an der frische Luft und vorallem die Stadt. Auch wenn dort die Luft nicht umbedingt sooo frisch ist...
Als auch ich älter wurde, durfte ich sogar mal mit auf Geschäftsreise. Manchmal fuhren wir ans Meer oder in eine anderes Land! Das war immer total aufregend für mich.
Vater besaß mehrere Apartments -schließlich ist er ja in der Immobiliebranche tätig- und eins auch in der Stadt. Dieses wurde dann sozusagen mein neues Zuhause. Auch Owen war dort sehr oft. Schließlich war die Firma in der Stadt und es bot sich an, eben dort zu übernachten. Mein Bruder und ich besuchten auch oft Wohltätigkeitsveranstaltungen. Wir wollten besonders anderen Kindern helfen, welche auf andere angewiesen waren. Zum Teil haben wir da auch an Terry gedacht. Als wir dann gehört hatten, dass wir die Möglichkeit hatten, ein riesiges Projekt in die Tat umzusetzen, haben wir nicht lange gezögert. Wir arbeitete lange an das richtige Konzept und haben uns wirklich sehr viel Mühe dabei gegeben. Tja und den Rest kennst du ja bereits.




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Ich wollte mal nachfragen, ob ihr vielleicht ein paar Kapitel aus Alexanders Sicht lesen wollt. Also nicht alle, aber vielleicht ab und zu mal eins...Oder vielleicht von anderen Personen wie Owen oder so... ;)

Und auch nochmal ein großes Dankeschön an alle die bei meiner zweiten Story mal reingeschaut haben :D
Wie ich bereits erwähnt habe, werden alle meine Bücher einen Zusammenhang haben. Auch in 100 Million Reasons ist bereits schon eine Person aufgetaucht, die ihr alle aus diesem Buch hier kennen müsstet 😉
My Queen werde ich erst weiterschreiben, wenn ich dieses Buch hier fertig habe.😇😊♡♡♡

My Beauty -Abgeschlossen-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt