Traumhafte Realität

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Sophie gähnte genüsslich und blickte sich im Krankenzimmer um.
Ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht, als sie Titus schlafend im Sessel neben dem Bett sitzen sah. Sein Kopf war zur Seite gekippt und er sabberte leicht.
Seit er sie vor vier Tagen gerettet hatte war er ihr nicht von der Seite gewichen. Ihr Liebster.
Das erste Mal in ihrem Leben kam ihr der Gedanke, dass es mit ihnen beiden vielleicht doch funktionieren könnte. Sophie schwebte im siebten Himmel.
Leise hüpfte sie aus dem Bett und begann ihre wenigen Sachen zusammen zu suchen.
Eigentlich sollte sie schon gestern entlassen werden, aber irgendein Arzt hatte sich dafür ausgesprochen sie einen Tag länger unter Beobachtung zu halten. Doch heute durfte sie gehen und musste wohl nicht mal zum Fäden ziehen kommen, da sich die Fäden selbst nach gewisser Zeit auflösten.
Natürlich durfte sie mal wieder keine anstrengenden Aufgaben machen, keine Missionen, nichts Schweres tragen, keinen Sport. Sie hatte den Arzt zwar freundlich angelächelt, aber innerlich wurmte es sie schon ziemlich. Sie war doch grade erst ausgefallen. Und jetzt schon wieder?
Das war wohl einfach Pech. Aber immerhin war Titus bei ihr, ein deutlicher Pluspunkt.
„Na, schon fleißig?" Hörte sie nun hinter sich, als sie versuchte ihre Tasche aus der obersten Etage des Schrankes zu angeln. Ehe sie sich umdrehen oder antworten konnte vernahm sie den Duft, der Titus so einzigartig machte, und sah, wie eine Hand über ihren Kopf hinweg nach der Tasche griff und sie aus dem Schrank hob.
„Sag doch was, Schnucki." Ein sanftes Lächeln lag auf seinem Gesicht, als sie sich umdrehte und ihn ansah. „Du hast eben noch so schön geschlafen, ich wollte dich nicht wecken."
Sein Daumen streichelte ihr Kinn, als er verträumt in ihre Augen blickte. „Kein Traum kann mit der Realität mithalten. Ich bin lieber wach und betrachte dich, als zu schlafen."
Errötend senkte Sophie ihren Blick. Titus war so süß. Sie hatte nicht gewusst, dass er auch so romantisch sein konnte.
„Sophie, sieh mich an." Sanft hob er ihr Kinn an, sodass ihr keine Wahl blieb als ihm erneut entgegen zu sehen. „Sophie, ich liebe dich. Ich habe es eigentlich schon immer, wenn ich jetzt zurückdenke. Seit dem Tag, als ich mich als Junioragent eingeschlichen hatte, habe ich dich nie aus dem Kopf bekommen. Deine blonden Haare, deine blauen Augen, deine lustige Art. All das hat mich dazu gebracht dich nur noch mehr zu lieben, obwohl ich dein Feind war. Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen, als du bei Onkel Kralle angerufen und mir deine Liebe gestanden hast. Ich hatte nämlich gar nicht mehr damit gerechnet, dass deine Gefühle meinen ähnlich sein würden. Du bist das Beste was mir bisher geschehen ist, wirklich. Danke dafür."
„Titus..." murmelte Sophie gerührt von seinen Worten. „Ich liebe dich auch. Und wie. Anfangs hatte ich Angst, dass du das alles vielleicht nur spielst-Mad ist ja schließlich vieles zuzutrauen- aber nachdem du mich mehrmals gerettet hast habe ich meine Zweifel letztendlich über Bord geworfen. Titus, ich möchte, dass alles so bleibt wie dieser Moment, ich will, dass du glücklich bist. Nichts ist wichtiger..." „Und ich möchte dich glücklich sehen."
Beide sahen sich verliebt an, bevor Titus sie fest in seine Arme zog und sein Gesicht in ihren Haaren vergrub. Nein, Sophie hatte nicht vergessen, wie schön es sich anfühlte, wie gut Titus roch, wie warm es war. Es strahlte Geborgenheit aus. Doch diesmal umarmte sie ihn zurück, als wolle sie ihn nie wieder los lassen.
Erst als eine Hand mit ihren Zöpfen spielte blickte sie auf und wurde mit einem Kuss überrascht.
Es war ein wilder, ein stürmischer Kuss, der alle Emotionen transportierte, die der Küssende empfand.
Doch leider war er wie so oft zu kurz, weil die Visite dazwischen funkte und sich Sophie von Titus lösen musste.
„Guten Morgen, Sophie." Der Arzt und eine Krankenschwester betraten das Zimmer und lächelten das Mädchen an, das noch immer in Titus Armen lag, was den jungen Mann jedoch weniger zu stören schien als Sophie selbst, die hochrot anlief. „Guten Morgen."
„Deine Blutwerte sind absolut perfekt und körperlich scheinst du ja auch wieder auf dem Weg der Besserung zu sein, daher denke ich nicht, dass wir dich noch länger hier behalten müssen. Ich habe dir alle Papiere für deine Entlassung vorbereitet, du musst sie nur noch unterschreiben und vorne an der Information abgeben. Einen schönen Tag noch."
Und so schnell wie die beiden gekommen waren, verschwanden sie auch wieder.
„Ich würde sagen, wir sehen zu, dass wir dich hier raus bringen." Murmelte Titus und flüsterte ihr ins Ohr. „..und bei Gelegenheit machen wir dort weiter wo wir aufgehört haben." Um seine Aussage zu unterstreichen klatschte er ihr auf den Hintern. „Titus..." Quietschte Sophie überrascht, konnte aber nicht leugnen, dass sie die Aussicht auf Mehr aufregend fand.

Die sehnlichst gewünschte Gelegenheit kam leider vorerst nicht.
Als sie zuhause ankamen wurden sie schon von Fino und Sophies Onkel erwartet, die sie den restlichen Tag nicht aus den Augen ließen und einen Familienspieleabend ausriefen.
Dieser artete natürlich wieder in Chaos aus, da Gadget die Regeln von UNO selbst nach etlichen Jahren nicht richtig beherrschte.
Müde schleppten sich Titus und Sophie danach in ihr Zimmer. Sophie fand es traurig, dass ihr Bett nicht groß genug für zwei war und Titus daher auf einer Luftmatratze schlafen musste, doch ihren Onkel schien es zu freuen. Er war eh schwer umzustimmen gewesen ihren Freund nicht im Gästezimmer, das im Keller lag, einzuquartieren, doch irgendwie hatte sie es geschafft.
Naja, immerhin wurde sie im Sommer auch 17.

Als sie am nächsten Morgen aufwachte war die Luftmatratze neben ihr leer.
Nanu, wo war er denn? Fragte sie sich und rieb sich verschlafen die Augen.
Als aus der Küche Gelächter und Stimmen ertönten wusste sie jedoch wohin ihr Liebster verschwunden war. Langsam tapste sie zum Kleiderschrank und warf sich eine Strickjacke über, bevor sie die Herren in der Küche begrüßte.
„Guten Morgen zusammen!" Als Sophie mit diesen Worten die Küche betrat schlug ihr direkt der Geruch von Speck entgegen. „Mmh, das riecht ja gut! Seit wann weißt du, wie mach Speck zubereitet, Onkel Gadget?" „Wer sagt, dass es dein Onkel ist?" Nun drehte sich Titus um, der neben dem Inspector am Herd gestanden hatte. Er hatte seine lila Montur gegen unauffälliges Grau und Schwarz getauscht, bloß das Haargel hatte er nicht aufgeben wollen. Über seinem grauen Shirt und der schwarzen Jeans hing eine rote Schürze und sein Gesicht zierte ein selbstsicheres Grinsen.
„Stets zu ihren Diensten, Madame. Gestatten: Meisterkoch Titus!" Sophie war fasziniert.
„Du kannst kochen?" Der junge Mann nickte. „Natürlich, oder riecht es anders?"
„Na, dann weiß ich ja, wer ab heute für das Essen zuständig ist..." Kicherte Sophie und gab Titus einen guten-Morgen-Kuss. Ihr Onkel war so damit beschäftigt gewesen den Brötchen beim Backen zuzusehen, dass er ihr Auftauchen erst jetzt bemerkte. „Oh, hallo Sophie! Gut geschlafen? Ich denke das Frühstück sollte gleich fertig sein." „Ja, ich habe super geschlafen und ihr? Das eigene Bett ist doch noch immer das Gemütlichste."
Fino, ihr Onkel und Titus bejahten die Frage ebenfalls.
Der Tisch war fertig gedeckt und alle saßen gemütlich beim Frühstück. Titus hatte seine Hand ganz locker auf Sophies Oberschenkel abgelegt und sie ihre Hand auf seine.
Ihr Onkel las währenddessen eifrig in der Zeitung, von deren Rückseite den beiden Verliebten eine Werbung besonders ins Auge stach.
„Winterjahrmarkt" las Titus und blickte Sophie vielsagend an. „Na, Schnucki? Hast du Lust? Ich lade dich ein!" Sophie war hocherfreut. „Das heißt, wir haben ein Date?" fragte sie aufgeregt und Titus zwinkerte ihr zu. „Ja, ich denke das heißt es. Hat Miss heute schon etwas vor oder würde sie mir das Vergnügen bereiten mich auf den Jahrmarkt zu begleiten?"
„Mit einem solchen Gentleman an der Seite jederzeit." Lächelte Sophie zurück und biss glücklich in ihr Brötchen.
Auf einem Jahrmarkt war sie schon lange nicht mehr gewesen. Das letzte Mal lag bestimmt schon 10 Jahre zurück.

Bis ans Ende der Welt (Inspector Gadget 2015)Where stories live. Discover now