blutrot

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8 Wochen.
Verdammte 8 Wochen war sie krankgeschrieben worden.
Das bedeutete keine Missionen, kein Spaß, minimales Training und maximale Langeweile.
Heute war der letzte Tag ihrer Krankschreibung.
Ab morgen war sie wieder vollkommen einsatzbereit, zumindest laut den Hauptquartier Ärzten.
Seufzend blickte Sophie hinunter auf ihre Hände.
Die Brandwunden waren komplett verheilt und man erkannte nur an den etwas helleren, noch leicht geröteten Stellen, wo sich die Haut regenerieren musste.
Nähen durfte sie deshalb auch nicht, der einzige Trost war, dass Karla hin und wieder vorbei kam um sie zu unterhalten.
Von der Begegnung mit Titus hatte sie ihr schon lang und breit erzählt, doch je länger sie über ihre Situation nachdachte, desto unsicherer wurde sie sich über seine Aufrichtigkeit.
Doch nicht nur Titus hatte in ihrem Kopf herum gespukt, sondern auch Gontiers Reaktion auf die Maulwurfaffäre und die Verbesserungen von Professor Rotoskop, die endlich fertig waren und schon einige Tage zuvor von ihr abgeholt wurden.
Gontier wusste nichts davon, meinte aber bloß, dass er es mal prüfen lassen wolle. Weiter hatte sie nichts gehört.
Der Professor war fleißiger gewesen.
In ihrer Taucherbrille befand sich nun bruchsicheres Glas, der Turbo hatte seine Dauer verdoppelt und noch die ein oder andere Spielerei hatte er eingebaut.
Dazu gehörte auch das Update ihres Holo-screens. 4K war bei so einem kleinen Bildschirm zwar eigentlich nicht nötig, aber dem Professor war das scheinbar egal. Was möglich war, wurde auch realisiert.
Er hätte sicherlich auch die Raketenstiefel von Titus verbessern können. Mit Einbauradio oder anderen lustigen Gimmicks.
Ach Titus.
Sophie seufzte und schaltete ihre Musik-Anlage wieder ein, auf der seit Tagen das gleiche Lied in Dauerschleife lief. Es passte einfach zu gut zu ihrer Situation.
Nur ihrem Onkel zuliebe hatte sie es mal für kurze Zeit abgeschaltet.

There's a boy I know,
He's the one I dream of.
Looks into my eyes,
Takes me to the clouds above.

Ooh, I lose control,
Can't seem to get enough.
When I wake from dreaming,
Tell me is it really love?

Kaum fing der Text an erschien das Bild von Titus vor ihr.
Ihr Titus.
Wie es ihm wohl ging? Waren seine Wunden verheilt oder hatte sein Onkel ihm noch mehr zugefügt?
Dieser Schmerz, der in seinen Augen gelegen hatte. Wie gerne wüsste sie, was er zu dem Zeitpunkt gedacht hatte. Sie wollte ihn doch bloß glücklich sehen. Wie gerne hätte sie ihn noch länger im Arm gehalten um ihm zu zeigen, dass alles gut ist, dass sie ihm helfen wird, bei allem was ihm auf dem Herzen liegt.
Das kannst du doch nicht denken! Schaltete sich ihr Unterbewusstsein ein.
Er ist immer noch Erzfeind Nummer 1! Vermutlich spielt er nur alles vor!  
Nein, das tat er ganz bestimmt nicht, oder? Seine Gefühle hatten so real gewirkt.
Konnte sie sich täuschen?
Woher sollte sie wissen was er wirklich fühlte?

How will I know?
Don't trust your feelings.
How will I know?

How will I know?
Love can be deceiving.
How will I know?

How will I know if he really loves me?
I say a prayer with every heart beat.
I fall in love whenever we meet.
I'm asking you what you know about these things.

Der Refrain trällerte vor sich hin, als hätte er ihre Gedanken gehört.
Deprimiert rollte sich Sophie auf dem Bett zusammen.
Ja, woher sollte sie wissen ob seine Gefühle echt waren. Was, wenn sie blind vor Liebe war. Das sagte man doch so, oder?
Aber er war so süß. Er hatte sie gerettet, mehrfach. Das sprach doch für ihn, oder?
Sophie wusste nicht, was sie denken sollte. Er war einerseits Kralles Neffe, aber andererseits hatte er sie fast immer gerettet, wenn sie in Schwierigkeiten geriet.
Kopfschmerzen.
Sie hatte Kopfschmerzen.
Immer wenn sie versuchte ihr Gefühlschaos zu bereinigen kamen sie angeschlichen.
Vermutlich war ihr Kopf einfach genauso überfordert wie sie.
Ein Klingeln an der Haustüre ließ sie hoch schrecken.
Das musste Karla sein! Die Zeit würde zumindest in etwa stimmen.
Und tatsächlich konnte sie die Stimme ihrer besten Freundin ausmachen, die mit ihrem Onkel redete, bevor ihre Schritte auf der Treppe ertönten.
„Sophie! Ich bin es!“ summte sie fröhlich, als sie die Türe schwungvoll öffnete und Sophie zusammengerollt auf dem Bett liegen sah.
„Ach Herrgott, was ist denn los?“ fragte Karla sanft und setzte sich neben sie.
„Titus?“ Scheinbar wusste ihre beste Freundin die Antwort, wie so oft, bereits.
„Ja..“ murmelte Sophie und richtete sich auf.
„Sag mal Karla…“ begann sie nun und blickte zu ihrer Freundin. „…woran erkennt man ob die Gefühle echt sind, die einem entgegengebracht werden? Ich meine du bist jetzt seit einem knappen Monat mit Luc zusammen, hast du nie an seinen Absichten gezweifelt?“
Einen Moment herrschte nachdenkliche Stille.
Ja, Karla hatte den jungen Mann, den sie an der Strandbar kennen gelernt hatte, einige Male getroffen und scheinbar war daraus etwas Ernsteres geworden.
„Hmm, das ist eine schwierige Frage, Sophie. Mein Freund ist ja schließlich nicht mein ehemaliger Erzfeind. Ich würde dir gerne helfen, aber ich glaube die Antwort musst du bei dir suchen. Höre auf dein Bauchgefühl und lass den Kopf mal ausgeschaltet. Ich weiß, du vertraust sehr auf deine Logik, aber manchmal, und vor allem bei Gefühlen, ist sie fehl am Platz.“
Karla legte einen Arm um Sophie und drückte sie an sich. „Das wird schon gut werden. Sobald er aus seinem Hausarrest raus ist wird es mit euch beiden bergauf gehen, da bin ich mir sicher.“
„Danke für deine Zuversicht.“ Murmelte Sophie und umarmte ihre Freundin zurück.
Sie fühlte sich ein wenig besser und konnte es kaum erwarten Titus wieder zu sehen.
Sie hoffte ihm ging es gut.

Bis ans Ende der Welt (Inspector Gadget 2015)Where stories live. Discover now