Teil 12

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Es war still. Ich hatte nicht den Mut um zu antworten und Luisa hatte wahrscheinlich Angst, etwas anzureden, was sie später bereuen würde. Deswegen redete keiner ein Wort. Wir saßen ohne ein Wort einfach nur da. Sekunden und Minuten vergingen und trotzdem hatte keiner den Drang die Stille zu unterbrechen. Wir sahen uns nicht einmal an. Jede war in seine eigenen Gedanken versunken. Jede von uns dachte vielleicht sogar darüber nach, wie wir die Unruhe beenden konnten. Jede starrte auf einen Fleck im Wohnzimmer. Wir quälten uns gegenseitig, ohne es zu wollen.

"Tut mir leid. Ich hätte einfach nicht fragen sollen.", kam schließlich von Luisa.

"Es war nicht halb so schlimm."

"Was?"

"Es war nicht halb so schlimm wie früher." - Stille. Ich wollte nicht mehr darüber reden. Nach ein paar Minuten kam ich wieder zu Wort: "Du brauchst dich nicht entschuldigen. Eigentlich sollte ich damit abgeschlossen haben und darüber reden können, kann ich aber nicht. Ich bin einfach schwach. Es ist meine Schuld, nicht deine.", ja ich hatte schlussendlich akzeptiert, dass ich schwach bin und ja Zayn hatte Recht. Ich hatte einfach übertrieben. Er hatte mir nur seine Hilfe angeboten und ich schrie ihn dafür an. Stimmungsschwankungen halt, eine andere Antwort hatte ich nicht. Ich sollte mich sobald wie möglich entschuldigen.

"Violet, unterschätz dich jetzt nicht so. Du bist ein starkes Mädchen. Jeder hat Aussetzer."

"Danke für die Aufmunterung, aber das ändert trotzdem nichts an der Tatsache." Luisa sah mich nur mehr an, sie wusste das ich schwach war und wollte mich jetzt nicht mehr anlügen. Das nahm ich auch so hin.

"Komm wir essen jetzt was. Ich bin extrem hungrig.", und da war die alte Luisa wieder. Wir gingen zusammen in die Küche und Luisa machte uns Sandwiches. Ich saß nur auf dem Sessel, meine Elenbogen auf dem Tisch und mein Gesicht auf meinen Händen gestützt, sah ich Luisa zu.

Nachdem wir fertig gegessen hatten, räumten wir das Geschirr auf und ich ging ins Schlafzimmer. Ich war sehr müde und einfach erledigt. Die letzte Nacht hatte ich auch kaum geschlafen. Luisa würde bald auch arbeiten gehen. Ich legte mich auf mein Bett, zog die Decke über mich und versuchte zu schlafen.

Plötzlich spürte ich etwas an meinem Rücken. Ich drehte mich um und sah, dass sich Luisa zu mir gelegt hatte. Sie lächelte über beide Ohren, automatisch musste ich auch grinsen. "Was ist denn?"

"Ach nichts.", sie umarmte mich einfach und legte ihren Kopf auf meine Brust. Ich streichelte durch ihre Haare und strich ihr den Rücken auf und ab, bis sie einschlief.

Sie war so perfekt, von außen sowie von innen. Sie war die beste Person, die ich je kennengelernt hatte. Ich konnte mich auf sie verlassen, was will man mehr. Sie war immer für einem da, hörte einem immer aufmerksam zu und behielt es für sich selbst und erzählte es keinem weiter. Humor, Herz, sie hatte alles was einen perfekten Menschen ausmachte, inklusive ihr Aussehen. Sie war einfach perfekt.

Sie schlief so friedlich, aber ich konnte irgendwie nicht einschlafen. Eine Unruhe herrschte in mir, ein mulmiges Gefühl, das ich nicht loswerden konnte. Ich war nicht mit mir im Reinen.

Auf einmal wachte Luisa auf. "Ich mach' mich dann mal fertig.", sprach sie gähnend aus und ich nickte nur. "Hast du nicht geschlafen?", fragte sie und ging ins Bad. "Nope"

Nach paar Minuten war sie auch fertig und ging aus der Wohnung. Das war fast jeden Nachmittag so. Dadurch das ich nur Nachhilfe gab und nur am Wochenende arbeitete sahen wir uns abends fast nie.

Nach etlichen fehlgeschlagenen Versuchen einzuschlafen, stand ich dann doch auf und ging ins Wohnzimmer. Ich versuchte mich mit fernsehen abzulenken, bis es irgendwann an der Tür klingelte. Seufzend stand ich auf und sah nach, wer es war. Durch das Spionloch entdeckte ich, wer geläutet hatte, doch ich wollte nicht aufmachen. Warum war er überhaupt hier? Ich wollte nicht mit ihm reden. Ich schämte mich irgendwie für das, was ich heute getan hatte. Jop, da machte sich meine Schwäche wieder sichtbar. "Ok, ich schaff' das!", sprach ich mir selbst Mut zu. Doch erst holte ich mir eine lange Weste und zog sie mir an, wie ich aussah war mir relativ egal. Meine Jogginghose würde ich jetzt nicht ausziehen, dafür war ich zu müde. Ich ging zur Tür und öffnete sie.

"Hey.", kam von Zayn, doch sein Blick war gesenkt und sah mich nicht an.

"Hey.", gab ich leise zurück.

"Ich wollte nur nachsehen, ob es dir gut geht.", sein Blick war immer noch auf dem Boden, als würde er nach etwas suchen.

"Ja, danke mir geht's gut. Ich muss mich nur erholen." Er nickte nur. Ich sprach sanft, um nicht wieder unnötig laut zu werden. Ich musste mich entschuldigen, doch ich wusste nicht wie.

"Also du musst dann noch zur Polizei um die Anzeige zu machen und so.", Zayn hatte mich noch kein einziges mal angesehen, seitdem ich die Tür geöffnet hatte.

"Zayn?"

"Solltest du diese Woche noch erledigen."

"Zayn?"

"Also das mit der Polizei."

"Zayn?", kam es nur mir so vor oder ignorierte er mich wirklich? "Zayn, bitte sieh mich an!", dann platzte es aus mir heraus: "Es tut mir leid, dass ich dich so angeschrien habe. Du hast recht, ich bin schwach, ich wollte es nur nicht einsehen. Ich bin einfach mental zerstört. Manchmal darf man mich einfach nicht ernst nehmen. Und nach dem was du für mich getan hast, konnte ich mir das eigentlich gar nicht erlauben. Es tut mir schrecklich leid." Ich hatte schon Tränen in den Augen, die darauf warteten, ihren Lauf zu nehmen. "Zayn?", ich redete so sanft und ruhig wie möglich.

"Ist schon ok. Entschuldigung angenommen.", sagte er kühl und sah mich immer noch nicht an. Mir fiel ein Stein vom Herzen, denn ich dachte, ich hätte ihn verletzt und es war sehr undankbar von mir, nach alldem was er getan hatte. Aber irgendwas war los.

"Sieh mich bitte an!", ich war noch immer ruhig, wollte nur wissen warum er mich nicht ansah. Er hatte irgendwas auf den Herzen, dass er mir nicht sagen konnte.

"Ich geh dann mal. Pass auf dich auf!"

"Zayn, bleib stehen!", er ging noch ein Stück, blieb dann abrupt stehen und fiel plötzlich auf die Knie.

Meine Wunden- Zayn.Malik FFWhere stories live. Discover now