Teil 11

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Die Schlüssel auf den Tisch geschmissen, die Tasche in irgend eine Ecke geworfen und mich auf das Bett fallen gelassen, war das erste was ich tat.

Schwach... "Was kennt er mich schon? Er weiß gar nichts über mich. Soll doch sagen was er will.", dachte ich mir, doch das Wort wiederholte sich in meinem Kopf wie ein kaputter Rekorder.

Schwach...

Ich schloss für einen Moment die Augen. Es tat gut, das Brennen in meinen Augen ließ nach. In ein paar Stunden würde auch Luisa kommen, dann müsste ich ihr auch noch alles erklären, toll.

Wie dumm ich auch war, werde fast vergewaltigt und das Einzige worüber ich mich beschwerte war, dass ich es meiner Freundin erzählen musste. Ich schrieb ihr, dass ich zu Hause war und legte dann mein Handy zur Seite. Meinen Schrank machte ich auf und suchte nach bequemer Kleidung, die ich dann auf das Bett legte und verschwand dann in das Bad.

Ich brauchte jetzt eine warme Dusche, ich fühlte mich einfach dreckig, schon als der Psychopath mich das erste mal angegriffen hatte. Bei diesem Gedanken bekam ich eine Gänsehaut überall am Körper und mir kam alles wieder hoch. "Stark sein.", flüsterte ich zu mir selbst und versuchte, was passiert ist, zu verdrängen.

Langsam zog ich mein Oberteil aus und bemerkte, dass es Zayns Pullover war. Zayn... Da kam mir nur ein einziges Wort in den Sinn, schwach...

Schwach...

Stimmte es vielleicht doch, war ich wirklich schwach? Hatte er Recht? War ich wirklich schon wieder so weit? Schon wieder so am Boden. Es war doch nur ein einziges mal. Ich hatte es mir versprochen. Ich wollte nicht schwach sein. Ich wollte alles andere als schwach sein, stark und selbstbewusst. Jeder Mensch hatte doch seine Tage, wo er Hilfe suchte und es nicht allein durchstehen wollte. Ja ich brauchte ihn für den Moment um mir Halt zu geben, sonst wäre ich total zusammengebrochen. 'Tschuldigung das ich da nicht die stärkste bin, wenn ein Mann mit einem Messer vor dir steht und will das du dich ausziehst.

Vor Wut schmiss ich den Pulli in irgend eine Ecke im Badezimmer und ließ das warme Wasser im Bad schon mal laufen. Ich stieg in die Badewanne und lehnte mich an den Fliesen an. Das angenehm warme- manche würden schon sagen heiße- Wasser floss auf mich herab. Meine Augen schlossen sich ganz langsam, mein Körper versuchte sich zu entspannen, meine Seele suchte vergeblich nach Energie. Energie um mich wieder aufzubauen, Energie um alles zu vergessen und wieder von neu anzufangen. Doch wie oft im Leben konnte man von neu anfangen? Nicht unendlich das war klar. Aber so oft wie ich von Neuem angefangen hatte, oder eher anfangen wollte, konnte es nicht sein. Das was ich tat war nur die Einbildung von neu anzufangen, in den Gedanken ging das alles ab. Doch in echt änderte sich nichts. Die Lebensroutine sah genau gleich aus, so wie davor.

Ich rutschte an den Fliesen runter und setzte mich in die Wanne mit den Knien an die Brust gezogen und die Arme um die Beine, so wie ich sonst immer saß, wenn ich bedrückt oder nachdenklich war. Meine Stirn legte ich auf meine Knie.

Schwach...

So sah ich gerade auch wirklich aus. Verletzt und schwach, wie Zayn es schon sagte. Ich wollte das aber ändern. Stark und verheilt wollte ich sein. Daran musste ich jetzt wirklich arbeiten und das nicht nur in meinen Gedanken, ich musste es auch wirklich umsetzten.

Erster Schritt: aufstehen, Krone richten, weitergehen. Das tat ich auch, mehr oder weniger. Ich stand auf, wusch mich ordentlich, schrubbte die Stellen, wo er mich angefasst hatte, so gut es ging, da ich mich noch immer vor mir selber ekelte. Stieg aus der Wanne, wickelte ein Duschtuch um meinen Körper und betrachtete mich mal im Spiegel.

Von meinen Haarsträhnen tropften Wassertropfen und fielen zu Boden. Mein Blick wanderte von meinen Füßen zu meinen Augen im Spiegel. Das Problem lag an meinem Gesicht, irgendetwas fehlte. Der Ausdruck stimmte nicht so ganz.

Schwach...

Ja, vielleicht lag es sogar daran, dass man mir meine Schwäche ansah. Ich sah wahrscheinlich gerade wie eine eingebildete Göre aus, die sich selbstverliebt im Spiegel ansah, aber dafür fehlte mir gerade wahrscheinlich das extreme Selbstbewusstsein. Oder wie eine Gestörte die ihren Körper analysierte, warum auch immer. Das zweite traf es wohl eher. Das traf es nicht nur, das war es auch wirklich.

Ich versuchte zu lächeln. Doch es stimmte noch immer nicht. Natürlich stimmte es nicht, es war kein echtes Lächeln. Etwas vortäuschen ist wieder ein Anzeichen von Schwäche. Stärke ist das zu zeigen, was man hat, was man wirklich fühlt. Doch das konnte ich nicht, wollte ich eigentlich auch nicht.

Langsam wurde mir kalt und ich ging in mein Zimmer. Ich setzte mich auf mein Bett und versuchte an gar nichts zu denken, ich musste meinen Kopf von den ganzen Gedanken frei bekommen.

Dann hörte ich ein Klingeln, mein Handy. Als ich mein Handy in die Hand nahm sah ich, dass mich Luisa anrief. "Hey.", kam es leise und dazu auch noch mit einer kratzigen Stimme aus mir. "Violet! Geht's dir gut? Ich habe mir so Sorgen um dich gemacht. Was ist passiert? Warum warst du bei Zayn? Ist etwas schlimmes vorgefallen? Und warum ist der Typ in der Sache? Es kann doch nicht sein, dass du bei ihm warst, weil du auf ihn stehst, oder doch? Und warum-" "Luisa, bitte langsam.", das Mädchen konnte aber anstrengend sein, ich grinste vor mich hin. "Ja dann antworte! Ich bin eh schon auf dem Weg, bin gleich da." "Ich erzähl dir alles, wenn du da bist." Ich hörte nur mehr ein piepen, sie hatte aufgelegt.

Ich stand endlich mal auf und zog mich an. Das Verband am Hals ging wegen dem Wasser ab und ich riss es vorsichtig runter, säuberte ein bisschen die Wunde und ging schließlich ins Wohnzimmer. Kurz darauf hörte ich das Schloss knacken und Luisa reif: "Violet!" "Wohnzimmer.",  sagte ich, was einem wie ein Flüstern, im Vergleich zu ihrem Schrei, vorkam. Sie kam angerannt ins Wohnzimmer und schmiss sich auf mich. "Man kann einem doch bescheid sagen, wenn man wohin geht.", sagte sie und starrte mich an. "Hätte ich gewusst, dass das passiert hätte ich es dir gesagt.", erwiderte ich und versuchte mich aufzurichten. "Was? Erzähl jetzt sonst platze ich noch!", forderte sie mich und richtete sich nun auf.

"Warum bist du so rot?", fragte sie. Rot? Ich sah auf meine Arme, ja die waren rot noch von dem heißen Wasser und abschrubben.

"Hab' geduscht."

"Mit kochendem Wasser oder was?"

"Mehr oder weniger." Sie schaute mich skeptisch an.

"So jetzt erzähl!"

Ich erzählte alles, an was ich mich erinnern konnte. Dadurch dass ich die ganze Zeit geweint hatte und in Schockstarre war, wusste ich so oder so nicht alles so genau.

Bei der Hälfte zirka nahm sie mich in den Arm und lies mich die ganze Zeit nicht los. Sie unterbrach mich kein einziges mal. Manchmal hoffte ich das sie mich unterbrach, damit ich nicht weiter erzählen musste, tat sie aber nicht. Ein paar Tränen rollten, die ich mir immer wieder schnell wegwischte.

"... dann brachte er mich her." Das was im Auto passiert ist hatte ich ihr nicht erzählt, war nicht wichtig und sie musste auch nicht alles wissen. Denn dann wurde es mir unwohl, wenn sie jedes Detail meines Lebens wusste.

Sie saß still da, hatte ihre Arme noch immer um mich, schaute runter auf ihren Schoß und hatte noch immer nichts gesagt. Ich sah sie erwartungsvoll an.

Sie wollte etwas sagen, das erkannte ich, doch sie traute sich nicht. "Violet?" Ich sah sie fraglich an, doch sie sah noch immer auf ihren Schoß.

"Hat sich das so wie früher angefühlt, als wärst du zurückversetzt worden?"

Meine Wunden- Zayn.Malik FFWhere stories live. Discover now