아홉

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Sie hatten es geschafft. Sie hatten mich überrumpelt und mich dazu gebracht, mich ihnen zu unterwerfen. Jetzt konnte ich die Drecksarbeit für diese Feiglinge machen! Ich schmeckte die salzige Flüssigkeit auf meinen Lippen, und schon vielen die ersten Tränen auf meine Hose. Nicht nur, dass ich hier nun saß und mein Magen verdammt weh tat, nein, meinen Plan hatten diese dummen Typen auch zu nichte gemacht! Ich sah auf die 30 blauen Hefte. Ich konnte weder in die Klasse zu Chanyeol gehen, noch zu Kai und den anderen in den Freizeitraum. Ich musste nun schnellstmöglich diese Lösungen loswerden, denn ich wollte mir nicht vorstellen, was Luhan und sein Gefolge mit mir machen würden, wenn ich sie nicht an die anderen verkaufen würde.

Langsam versuchte ich mich aufzurappeln, doch sofort machte sich mein Magen bemerkbar. Ich zuckte zusammen und zog scharf die Luft ein. Wieder liefen mir einige Tränen über die Wangen. Ich war so zuversichtlich gewesen! Ich hatte mir doch vorgenommen, nicht mehr der Loser zu sein, ich hatte mir verdammt nochmal vorgenommen, mich niemals mehr verprügeln zu lassen! Doch jetzt stand ich hier, heulend wie eine Memme mit den Lösungsheften in der Hand. Ich hatte versagt.

Plötzlich kam zu meinem Trauergefühl noch das bekannte Panikgefühl dazu, denn mir wurde bewusst, dass ich jetzt meinen Schulplatz riskierte. Wenn mich jemand erwischen würde, wie ich die Lösungen den anderen Schülern unterjubelte, konnte ich mich definitiv auf einen Verweis gefasst machen! Ich schluckte. Ich durfte nicht von der Schule fliegen, auf keinen Fall! Dann würde ich Chanyeol ja nie wieder sehen!

Ich richtete mich ganz langsam, wohl bedacht meinem Magen zuliebe keine ruckartigen Bewegungen zu machen, auf und atmete tief ein. Ich würde das schon irgendwie hinkriegen. Ich würde diese Hefte loswerden, undzwar schneller als Sehun dies jemals verfolgen könnte! Ich würde diesen komischen Typen schon zeigen, dass ich nicht mehr das jämmerliche Opfer war, welches sich benutzen lässt. Für Chanyeol!

Vorsichtig, als müsse ich Handgranaten schmuggeln, schaute ich mich um und suchte nach Schülern, welche eventuell eines dieser Hefte gebrauchen könnten. Dann wanderte mein Blick zu den Teilen. Es waren hauptsächlich Lösungen für die Prüfungen der Juniorklassen. Ein kleines Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Die Kleineren würden sie mir dankbar aus den Händen reißen!

Doch da nur unsere Klasse gerade vom Unterrichtsentfall betroffen war, war natürlich keine Menschenseele zu sehen. Ich verdeckte die Hefte deshalb leicht unter meinem Sweatshirt und entschloss, mich doch noch einmal zur Klasse zu begeben.

Doch ich kam nicht weit, denn ich hörte eine mir sehr bekannte Stimme. ,,Baek? Alles okay, wo bleibst du denn?" rief Kai und lief auf mich zu. Er musterte mich besorgt. Ich merkte, wie meine Nervosität wuchs. ,,Ehm, mir...mir ging es gerade nicht wirklich gut, ich...ich brauchte ne kleine Pause." stotterte ich und merkte wie ich erneut anfing zu schwitzen. Kais Blick wanderte von meinem Gesicht zu meinen Händen. Ich schluckte schwer. ,,Was ist das denn?" fragte der silberhaarige misstrauisch und versuchte, nach den Heften zu greifen. Hastig zog ich sie weg, und jetzt wich sein misstrauischer Blick einem verstörten. ,,Das...das sind nur Hefte von ein paar Mitschülern...ich..ich soll die Stunde drauf aufpassen." versuchte ich die Sache zu erklären. Man sah meinem Freund an, dass er mir nicht glaubte, aber er bemerkte, dass ich mit der Situation gänzlich überfordert war, deshalb zog er seine Hand zurück und schaute mir erneut in die Augen.

,,Wenn du meinst. Aber wenn etwas ist, wenn du Hilfe brauchst, sag was, wir sind für dich da." meinte er nun und lächelte. Ich konnte förmlich spüren, wie ich mich entspannte. ,,Klar, danke!" entgegnete ich und setzte ebenfalls ein, wenn auch eher erzwungenes, Lächeln auf. ,,Ich bringe die nur schnell weg und komme dann zu euch, ja?" erklärte ich und deutete auf die Hefte in meinem Arm. Ohne eine Antwort von Kai zu erwarten lief ich zur Tür und betrat die Klasse. Das war knapp gewesen.

Ich bemerkte plötzlich, dass mich jemand anschaute. Mein Blick traf den von Chanyeol, welcher mich wie Kai misstrauisch beäugte. Ich wurde sofort rot, wie jedes mal wenn ich in diese wunderschönen braunen Augen blickte. In wenigen Sekunden entschied ich mich, einfach locker zu bleiben. ,,Muss nur kurz was holen." meinte ich, dabei bemerkte ich wie zittrig meine Stimme klingen musste.

Doch Chanyeol hatte sich schon wieder von mir abgewandt und hing über seinen Matheaufgaben. Seine dunklen Locken wurden von seiner Jackenkapuze bedeckt, und auch sonst sah er ziemlich verschlossen aus. Dennoch wagte ich es, ihn noch einmal anzusprechen. ,,Ähm...also, wenn du Hilfe brauchen solltest...in Mathe meine ich..., dann...dann...kann ich dir helfen. Ich kann sowas ziemlich gut, denk ich." erklärte ich und ärgerte mich innerlich selbst über mein weniges Selbstbewusstsein ihm gegenüber. Chanyeol hatte mein Angebot anscheinend gehört, denn seine Augen waren erneut auf mich gerichtet. Er schaute mich wieder einfach nur an, als wäre ich ein besonderes Ausstellungsstück in einem Museum. Ich zog die Luft ein.

Plötzlich glitt sein Blick meinen Körper entlang, er musterte jeden Zentimeter meines Körpers. Unsicher folgte ich seinem Blick und sah an mir herunter. Mein Gesicht war nun bestimmt um die zwei Nuancen dunkler als sonst. Noch einmal schaute mir der riesige Koreaner in die Augen, dann drehte er sich wie so oft einfach wieder um ohne etwas zu sagen. Ich atmete hörbar aus. Was soll das eigentlich? Ich habe mir den Mut genommen um ihm etwas anzubieten, und er starrt mich einfach nur an!

,,Gut...sieht so aus als...als könntest du das selber. Sorry wenn ich gestört habe." brachte ich noch hervor, bevor ich schnellstmöglich zu meinem Platz taumelte und nach meiner Tache griff. Die Art, wie Chanyeol mich angeschaut hatte und meinen Körper gemustert hatte verursachte bei mir eine extreme Gänsehaut. Wie sehr wünschte ich mir, dass dieser Junge mehr mit meinem Körper tut als ihn bloß anzuschauen!

Ich wurde sofort aus meinen seltsamen Gedanken gerissen als ich meine Hand hob, in der ich die blauen Hefte hielt. Wieder zog sich mein Herz ein kleines bisschen zusammen. Ich schloss für ein paar Sekunden die Augen, in der Hoffnung, die Hefte würden einfach so verschwinden, doch sie blieben in meiner Hand, bewegten sich keinen Millimeter. Seufzend schob ich sie in ein Fach meiner Tasche und nahm diese auf.

Beim Vorbeigehen warf ich Chanyeol noch einmal ein freundliches Lächeln zu, welches er natürlich nicht erwiderte, da er nicht einmal hochschaute. Dann trat ich auf den Flur und schloss die Tür hinter mir. Mit schweren Schritten machte ich mich auf zum Freizeitraum. Alle meine Vorsätze hatten sich in Luft aufgelöst. Denn nun hatte ich doppelt so viele Probleme wie vorher.

strange boy |chanbaek Where stories live. Discover now