하나

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Beep beep beep!

Langsam versuchte ich meinen Wecker im Dunkeln zu ertasten um ihn wieder auf Stumm schalten zu können, doch ich verfehlte ihn knapp und schob ihn so weit nach hinten, dass er auf den Boden fiel. Promt verstummte das Piepen. "Das Teil ist jetzt sicherlich kaputt, aber immerhin ist es nun ruhig" dachte ich. Mit einem Seufzer ließ ich meinen Kopf wieder auf mein Kissen fallen. Ein fataler Fehler.

Gut zwei Stunden später wachte ich erneut auf, dieses mal jedoch von alleine. Und wenn ich von alleine wach wurde, hieß das, dass ich ausgeschlafen war. Und wenn ich ausgeschlafen war, bedeutete das-scheiße!

Schnell setzte ich mich auf und schaute auf meinen Wecker, der durch den Aufprall auf den Boden jedoch keine Uhrzeit mehr anzeigte. Völlig überfordert watschelte ich zu meinem Schreibtischstuhl und kramte unter meinen Klamotten nach meinem Handy. Panisch schaute ich auf die Uhrzeit: 9.25 Uhr! Verdammt! Ich bin zu spät, und das am ersten Schultag!

Ich glaube, ich war noch nie so schnell angezogen und geduscht gewesen wie heute. Ein wenig zu spät kommen ist ja ab und zu nicht so schlimm, aber gleich am ersten Schultag an einer neuen Schule die ersten beiden Stunden nicht zu erscheinen? Das war selbst mir noch nie passiert!

Achja, ich hätte es fast vergessen. Mein Name ist Byun Baekhyun. Leben tu ich in einem kleinen Apartment in Seoul. Ich war zwar noch ziemlich jung, aber endlich alt genug um alleine wohnen zu können. Ich hatte bis vor kurzem in einem Jugendheim in Bucheon gewohnt, da ich ein Vollwaise war. Meine Eltern hatte ich bei einem Autounfall verloren.

Ich erinnerte mich noch zu gut an die Zeit, die mich bis heute prägte. Ich war sechs Jahre alt gewesen. In drei Tagen hätte meine Einschulung stattgefunden. Meine Eltern und ich waren mit dem Auto auf dem Weg zur Stadt gewesen, um mir meine Schultüte zu kaufen, als plötzlich ein außer Kontrolle geratener Lastwagen in unser Auto reinfuhr und meine Eltern umbrachte.
Dadurch dass ich hinten gesessen hatte überlebte ich, doch ich war nun komplett ohne Familie. Meine Großeltern waren schon lange tot gewesen, und nun waren auch meine geliebten Eltern ihnen gefolgt.

Nachdem ich in das Jugendheim gebracht wurde, wurde ich dann auch 4 Tage verspätet eingeschult. Eine Schultüte hatte ich nicht, nur einen alten, kaputten Ranzen von einem der älteren Kinder aus meinem Heim. Jeder hatte mich angestarrt, und ich hatte mich noch nie so verloren gefühlt. Ich vermisste meine Eltern unfassbar und fühlte mich einfach nur fremd und verhasst.

Und wie es so sein sollte wurden die Schultage nicht besser. Im Gegenteil: sie wurden von Jahr zu Jahr schlimmer. Ich wurde gemobbt, man lachte über mich, weil ich ein armes Waisenkind war, welches weder Eltern, noch Geld noch gute Klamotten besaß. Ich hatte mit all den Jahren nie Selbstbewusstsein bekommen und hatte jedes Mobbing, jeden dummen Spruch, jede Schikane über mich ergehen lassen.

Ich wurde immer älter, doch das Mobbing hörte nie auf. Ich wurde verprügelt, angespuckt und beleidigt, und oft fragte mich meine Heimbetreuerin, ob es mir gut ginge. Ich bejahte natürlich immer, obwohl ich innerlich starb. Ich vermisste meine Eltern, hatte unfassbare Sehnsucht nach ihnen und schämte mich für mich selber. Ich hielt mich für wertlos und dreckig. Ich sah keinen Sinn, weiterzuleben.

Das einzige was mich am Leben hielt und meine starken Depressionen ein wenig besänftigte war, dass ich bald 18 werden würde. Mit 18 stand nämlich mein Umzug an, der Umzug in eine neue Stadt und: in eine neue Schule.

Und nun bin ich hier, in Seoul, frische 18 Jahre alt und zwei Stunden zu spät zur Schule. Durch meinen Supersprint war ich in 9 Minuten an der Schule, jedoch völlig außer atem. Keuchend blieb ich stehen und betrachtete das weiße Gebäude vor mir. Es war eine moderne Schule, groß, gepflegt und schön, nicht so heruntergekommen wie meine alte. Ich hoffte, dass die Schüler ebenfalls besser waren als die alten.

Denn ich mag nun vielleicht älter und reifer sein, aber an meiner Psyche hatte sich nichts verändert. Ich hatte immernoch einen unfassbaren Selbsthass und schämte mich. Ich hatte Angst, in dieser Schule das selbe erleben zu müssen wie in meiner alten. Ich hatte Angst, erneut gemobbt, geschlagen und erniedrigt zu werden. Wirklich, ich hatte einfach nur Angst.

Aber ich durfte nicht zeigen wie schwach ich wirklich war. Wenn die Schüler mitkriegen würden, wie eingeschüchtert und unsicher ich war, wäre ich leichte Beute. Ich musste versuchen, völlig normal rüberzukommen, unversehrt und glücklich. Und: ich brauchte Freunde.

Ich schluckte nervös. Mittlerweile war mein Puls wieder normal und ich setzte ein paar Schritte vorwärts richtung Schulgebäude. Hastig zog ich die extra langen Ärmel meines Pullovers über meine Unterarme, die von großen, langen Narben überzogen waren. Nun war es soweit: Ich müsste mich meiner neuen Zukunft stellen. Ich musste mich dieser Schule stellen, und diesen Schülern.






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Hey!

Dies ist das erste Chap meiner neuen Story, und es ist eher langweilig, da die Story ziemlich lang ist und sich deshalb alles etwas in die länge zieht :)Trotzdem hoffe ich dass sie euch gefallen wird!

Über Feedback würde ich mich wie immer freuen! <3 사랑해요!

strange boy |chanbaek Where stories live. Discover now