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PoV Jimin

Was mich plötzlich dazu ritt ihn frei zu lassen und ihm zu sagen er solle verschwinden, wusste ich nicht.
Ich verstand überhaupt nicht, warum ich das tat.
Warum bloß? Wie sollte ich das meinem Vater erklären?
Wenn er erfuhr, was ich getan hatte, dann würde hier die Hölle toben.
Jetzt war es eh zu spät und früher oder später würde es raus kommen.
Ich rannte die Treppen hoch, durch die Eingangshalle und raus in die kühle Nachtluft.
Ich sah ein paar Männer und auch meinen Vater im Vorgarten stehen, wie sie sich nach allen Seiten umschauten.
Mein Vater winkte mich heran und ich kam vorsichtig näher.

"Was hast du getan, Junge?! Er ist weg! Dieser dreckige Untote ist einfach weg!", natürlich wusste er es schon, er war schließlich mein Vater.

"Er hatte mich überrumpelt...", versuchte ich mich zu retten.

Mein Vater lachte höhnisch auf.

"Glaubst du allen Ernstes, dass ich dir das glaube schon nachdem du diese Schule besuchst? Ich weiß das du Klassenbester bist und du willst mir jetzt weiß machen, dass dir dieser mickrige Vampir entkommen ist?", er war todernst um damit war nicht zu spaßen.
Wenn ich Glück hatte, bekam ich nur eine Schelle, wenn ich Pech hatte...
Davon wollten wir besser nicht ausgehen.
Ich senkte den Kopf und ließ die Standpauke über mich ergehen. Doch plötzlich ertönte ein Rascheln aus dem Gebüsch und Yoongi kam herausgesprungen.

"Lassen Sie Jimin in Ruhe, Sie Unmensch!", brüllte er und sprang meinen Vater an.

Sofort setzten sich die anderen Männer in Bewegung und versuchten zu helfen, was ihnen nur wenig gelang. Yoongi war einfach zu schnell und schlau, als dass er sich einfach so einfangen lassen würde.
Yoongi blickte kurz auf, um die Situation besser einschätzen zu können, bevor er von meinem Vater abließ, meine Hand packte und los rannte.
Ich wurde über dem Asphalt geschleift, bis Yoongi einfiel, dass ich nicht so schnell wie er war.
Warum überhaupt nahm er mich mit?
Konnte er mich nicht einfach dort lassen und alleine gehen?
Warum konnte er nicht einfach annehmen, was ich ihm gegeben hatte?
Warum war er nicht einfach von Anfang an verschwunden?
Vor einem kleinen Gasthaus ließ er mich von seinem Arm runter, hielt meine Hand aber weiter fest.
Während er mich hinter sich her zog, betraten wir gemeinsam das Haus.
Es war mitten in der Nacht, also warum sollte jemand an der Rezeption stehen?
Ich hatte recht, dort stand keiner.
Yoongi ging hinter den Tresen und bediente sich einfach an den Schlüsseln.
Er nahm zwei Schüssel, deren Zimmer direkt nebeneinander waren.
Einen gab er mir und ich folgte ihm widerwillig nach oben.
Er schloss die hintere Tür auf und ich machte mich an der Vorderen zu schaffen, doch ich schaffte es nicht einmal den Schlüssel ins Schloss zu stecken, geschweige denn ihn umzudrehen.
Ich war einfach viel zu perplex, als dass ich noch irgendwas auf die Reihe bekam. So viele Fragen schwirrten in dem Moment in meinem Kopf, doch ich war unfähig eine davon auszusprechen.

"Ich helfe dir.", meinte Yoongi plötzlich und griff unter meinen Armen hindurch.

Ich ließ den Schlüssel los und meine Arme baumelten einfach an meinem Körper herab, während der größere das Schloss aufschloss.
Meine Muskeln hatten sich während dieser paar Sekunden angespannt und mein Atem beschleunigte sich immer ein wenig, wenn sein Atem mein Ohr streifte.
Die Tür stand schon sperrangelweit offen und mein Verstand wäre jetzt schon Meilen weit weg von dieser Bestie, doch mein Körper wollte sich kein Stück bewegen.
Yoongi, der immer noch hinter mir stand, machte auch nicht Anstalt von mir weg zu treten.
Still und leise genossen wir den Moment, obwohl wir beide wussten, dass ich diesen Moment genauso auch verabscheute. Doch in irgendeiner Weise, war ich fasziniert und wollte einfach seine Nähe spüren.
Plötzlich schlang er seine Arme, um mich, was mich sehr versteifte.
Als ich dann aber merkte, dass von ihm Wärme ausging, entspannten sich meine Muskeln gegen meinen Willen.

"Danke, Jimin.", flüsterte und war in der gleichen Sekunde hinter verschlossener Tür im Zimmer nebenan.

Mein Atem ging flach und schnell. Yoongis Handeln warf mich völlig aus der Bahn.
Ich trat in das spärlich beleuchtete Zimmer und warf mich ins Bett.
Ich versuchte zu schlafen, aber mich quälte mein schlechtes Gewissen meinem Vater gegenüber.
Ich hatte ihn mehr als nur enttäuscht, ebenso hatte ich mich selber enttäuscht, dennoch war ein Teil von mir überzeugt, das Richtige getan zu haben.
Aber was war schon "richtig"?
Wer legte fest, was richtig und was falsch war? Wer gab sich das Recht, ein Maß an Richtigkeit anzugeben?
Ob etwas richtig war, lag im Auge des Betrachters.
In meinen Augen war meine Entscheidung im ersten Moment richtig gewesen, doch dann bereute ich sie.

Am nächsten Morgen wachte ich auf, als die Sonne schon hoch stand.
Ich streckte mich, um die Müdigkeit aus meinen Knochen zu schütteln.
Ich setzte mich auf und blickte mich im Zimmer um.
Gestern Abend hatte es mich nicht mehr interessiert, wie was aussah. Ich war nur dankbar, dass ich nicht in meinen eigenen vier Wänden schlafen musste.
So musste ich nicht darüber nachdenken, ob mein Vater mich wohl im Schlaf erdolcht.
Das Zimmer, dass Yoongi mir gegeben hatte, war groß und in hellen Tönen gestrichen. Im gesamten war der Raum recht schön.
Ich stand auf und öffnete die Tür, welche ins Badezimmer führte.
Ich wusch mich, um erst mal wach zu werden.
Als ich wieder zum Bett ging, bemerkte ich erst den Zettel, welcher auf dem Tisch daneben stand.

Jimin,
wie ungern ich dich verlasse, aber es muss sein.
Ich weiß nicht womit ich dich verdient habe, aber ich danke dir für alles.

-Yoongi

Er war gegangen?
Ohne etwas zu sagen?
Verärgerung machte sich in mir breit. Er konnte nicht einfach so gehen, und vor allem nicht ohne etwas zu sagen.
Ich wusste zwar nicht, warum mich solche Dinge plötzlich störten, aber ich wollte partu nicht, dass er mich zurück ließ.
Ich setzte mich auf das Bett und zog mir meine Sachen über, bevor ich zur Rezeption lief und meinen Schlüssel abgab.
Als ich nach Yoongi fragte, meinte der Mann, er wüsste nicht von wem ich spreche.
Und als ich dann auch noch sagte, dass ich nicht verstand, wie er einen Untoten übersehen konnte, schaute er mich völlig entgeistet an.
Als es mir dann zu blöd wurde, trat in aus dem Gasthaus hinaus in die kühle Morgenluft.
Ich schaute mich erst um, um mir ein Bild von meiner Umgebung zu machen.
Dann fand ich schließlich den Weg nach Hause.

"Du wirst nach ihm suchen!", kaum war ich Zuhause, wurde ich auch schon wieder weg geschickt.

"Er wurde auf dem Weg zu den Philippinen gesehen. Du wirst ihn finden und zurück bringen."

Er schaute mich erneut todernst an.

"Ansonsten komm mir ja nie wieder nach Hause."

Schnaubend schlurfte ich in mein Zimmer.
Warum immer ich?
Womit hatte ich das immer verdient?
Andererseits war ich es ja selber Schuld gewesen. Ich wusste schon, warum ich meine Entscheidung hinterher bereute.
Ich nahm mir eine Tasche und packte das nötigste ein, bevor ich nach unten ging und mich von der Haushälterin und meinem Vater verabschiedete.
Es war immer noch morgen als ich los ging, doch schon ein paar Stunden später, steuerte der Morgen den Mittag an und der Mittag den Nachmittag an, bis es dann Abend wurde und ich gezwungen war, zu rasten.
Ich hatte schon ein gutes Stück zurück gelegt, war aber dennoch noch Meilen weit von meinem Ziel entfernt.
Ich nahm mir ein Zimmer und orderte Abendessen, bevor ich mich zurück zog, um zu baden.
Als ich mich frisch und befreit von Schweiß und Gestank fühlte, war mein Essen bereits auf dem Zimmer.
Ich vergeudete keine Zeit und machte mich über meine Mahlzeit her.
Das Essen schmeckte erstaunlich gut. Natürlich nicht so gut, wie früher immer von meiner Mutter, aber es war akzeptabel genug.
Es war schon später Abend, als ich mit dem Essen fertig war und mich in mein Bett unter die warme Decke kuschelte.
Ich hatte nicht gedacht, dass ich so schnell einschlafen konnte, doch scheinbar konnte ich es, denn es vergingen wenige Minuten und ich war schon im Land der Träume.
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Undead Desire - YOONMINWhere stories live. Discover now