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PoV Jimin

Einen Moment lang blieb ich vor der Kellertür stehen.
In Gedanken war ich dort gelandet, obwohl ich da gar nicht hin wollte.
Nachdem ich vom Training nach Hause kam, war ich völlig erledigt, also warum stand ich vor der Kellertür, die mich zu diesem verdammten Untoten bringen würde?
Alles in mir schrie danach ihm endlich eine Chance zu geben, mit ihm zu reden, doch mein Verstand war da anderer Meinung. Ich hörte lieber auf meinen Verstand, als auf alles andere, denn er war der Einzige, der immer klar geblieben war, der Einzige auf den ich vertrauen konnte. Doch für einen Moment setzte er aus, als ich meine Hand in Richtung Tür bewegte.
Ich legte meine Finger um den Türknauf. Es war ein alter Knauf, bei dem man deutlich sah, dass er schon oft benutzt wurde, weshalb er sich auch nur noch schwer drehen ließ.
Er war einmal golden lackiert worden, aber die meiste Farbe war schon abgeblättert oder verblichen.
Ich hielt den Atem an.
Wenn ich jetzt die Tür öffnen würde, würde ich bei ihm landen.
Wollte ich das?
Ich ließ meine Finger langsam von dem Knauf gleiten und setzte mich in Bewegung.
Wieso sollte ich zu ihm gehen wollen? Wieso erlaubt mein Verstand sich überhaupt diesen Gedanken?
Ich stieg die lange Wendeltreppe, welche zu meinem Zimmer führte, hoch.
Gleich als erstes als ich in meinem Zimmer ankam, streifte ich mir meine Kleidung ab und nahm ein Bad.
Ich stieg in das warme Wasser und lehnte mich am Badewannenrand an. Ich genoss die Hitze, die in meine Haut kroch und sie wärmte. Ich schloss meine Augen und versuchte mich endlich zu entspannen und zu der Ruhe zu kommen, die ich mir definitiv verdient hatte.
Morgen würde die gleiche Prozedur, wie heute, stattfinden.
Ich würde aufwachen, meinen Morgen mit lernen verbringen, am Nachmittag ihm sein Essen bringen müssen und danach müsste ich zum Training. Und wieder einmal würde ich erst spät Abends, wenn das ganze Anwesen schon schlief,  nach Hause kommen.
Mittlerweile lief das jeden Tag so, sieben Mal die Woche und ohne Pause.
Bei dem Gedanken an ihn beschleunigte sich mein Atem.
Ich schlug die Augen auf und versuchte meinen Atem zu beruhigen.

"Ganz ruhig...", schnaufte ich.

Das war das erste Mal, dass ich so auf ihn reagierte.
Und irgendwie machte es mir sofort eine Haiden Angst.
Es war nicht normal für mich. Aber was hieß in meiner Welt schon normal.
Normal wird als allgemein üblich oder gewöhnlich definiert, doch es war hier überhaupt nichts normal.
Die Untoten gab es schon lange, aber ich hatte bisher immer sehr behütet gelebt, bis meine Mutter und meine Schwester getötet worden waren. Was der Grund dafür war, dass ich mich vorher auch nie mit ihnen befasse musste, ich wusste vorher nicht mal von ihrer Existenz.
Erst nachdem sie tot waren, erzählte mein Vater mir über die Schatten der Nacht.
Über blutrünstige Monster, die hilflose Menschen in der Nacht töteten.
Monster die ungewöhnlich schnell und stark waren.
Monster, die jedem Angst machten, aber gleichzeitig auch von jedem verabscheut wurden.
Er wurde auch verabscheut.
Nicht nur von anderen, von mir auch. Deshalb war es verwirrend, dass ich so auf ihn reagierte.
Ich trocknete meinen Körper ab und ging dann in meinem Schlafanzug ins Bett, wo ich auch direkt seelenruhig einschlief.

Mitten in der Nacht stand ich auf. Ich hatte aus der Küche ein Geräusch kommen hören und wollte nachsehen. Das Geräusch hatte mich beunruhigt, ich musste wissen, was es war.
Langsam näherte ich mich der Tür, aus der das Geräusch kam.
Eigentlich musste ich schon schlafen, aber ich war viel zu neugierig, als das ich die Geräusche zu ignorieren konnte.
Die Tür stand einen Spalt weit offen, sodass ich problemlos hinein schauen konnte.
Was ich dort sah, prägte mich für den Rest meines Lebens.
Ein Mann stand in unserer Küche und beugte sich über etwas, vielmehr jemanden.
Ich konnte einen kurzen Blick auf sie andere Person erhaschen.
Meine Mutter.
Sie war blutüberströmt und dennoch stöhnte sie unter den Berührungen dieses Mannes.
Meine Mutter war im sechsten Monat mit meiner kleinen Schwester schwanger, also wie konnte sie auf Idee kommen meinem Vater fremd gehen zu wollen.
Der Mann schien sich an ihrem Hals verbissen zu haben, was wahrscheinlich auch der Grund dafür war, weshalb sie so stark blutete.
Dann plötzlich schrie sie.
Es war ein ohrenbetäubender Laut, welcher das ganze Haus mit Lärm füllte.
Ich stieß die Tür auf und schrie nach meiner Mutter.
Sie wimmerte und hielt sich mit der freien Hand vor ihr Gesicht.
Auch ihre Hand war blutüberströmt.
Es machte mir Angst sie so zu sehen. Sie benahm sich nicht wie meine Mutter.
Meine Mutter war eine starke Frau, doch diese hier war hilflos und kurz davor in Tränen auszubrechen.
Der Mann drehte sich zu mir um und ich sah zum ersten Mal etwas, was ich am liebsten wieder vergessen wollen würde.
Der Mann hatte blutrote Augen und lächelte mich grimmig an.
Seine blitzenden Reißzähne kamen zum Vorschein.
Er machte einen Satz auf mich zu und versuchte nach mir zu greifen, doch dann fiel ein Schuss und er kauerte auf dem Boden.
Mein Vater sprang auf ihn und rammte ihm einen Holzpflock ins Herz, jedoch verfehlte er es knapp, sodass der Mann einfach verschwinden konnte.
Meine Mutter rutschte an der Arbeitsfläche auf den Boden hinab und hielt sich am Hals, um das Bluten der Wunde zu stoppen.
Ihre letzten Worte waren: "Es tut mir Leid, ich liebe euch."
Dann schloss sie ihre Augen und machte sie nie wieder auf.

Ich fuhr aus dem Schlaf hoch und schnaufte.
Mein Puls war viel zu hoch und ich versuchte ihn zu regulieren.
Ich setzte mich auf und trank das Wasser, welches neben meinem Bett stand.
Ich ging zum Fenster und schaute raus. Es war früher Morgen. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, aber sie würde es schon bald tun.
Schlafen konnte ich eh nicht mehr und lernen tat ich immer mit meinem Vater.
Ich entschied mich dafür sein Essen vorzubereiten und es ihm zu bringen.
Normalerweise machte dies immer unsere Haushälterin, aber es war noch früher Morgen und sie war sicherlich noch am schlafen.
Ich nahm eine Schale und füllte dort Blut hinein und vermischte es dann mit Wasser.
Ich legte noch einen feuchten Lappen dazu, damit er sich sauber machen konnte.
Ich nahm das Tablett und trat den Weg in die Hölle an.
Ich stieg die Treppe hinunter, welche wie die, die zu meinem Zimmer führte, eine Wendeltreppe war.
Vor seiner Zelle machte ich halt und kramte die Schlüssel aus meiner Tasche.
Er lag auf der Nische und hatte einen Arm auf sein Gesicht gelegt, während der andere wie seine Beine an der Nische runter baumelten.
Ich schloss die Tür auf und trat ein.
Ich ging auf ihn zu und beugte mich über ihn, um ihn genauer zu betrachten.
Er war schön.
Doch das waren sie alle, sie glänzten vor Perfektion. Aber auch Perfektion war nicht alles im Leben.
Er machte die Augen auf und ich schreckte zurück.
Vor Schreck ließ ich beinahe das Tablett fallen.
Auch wenn ich es noch vor dem Fallen bewahren konnte, schwappte seine Mahlzeit über.
Ich fluchte leise vor mich ihn und sah dann zu ihm.

"Na na, hast du mich beim Schlafen beobachtet? Und jetzt lässt du mein Blut fallen, weil du gemerkt hast, wie perfekt ich bin?", er kicherte leise.

Ich hatte ihn tatsächlich beobachtet, aber er hatte mich erschreckt, weil er wach war. Doch das konnte ich ihm nicht sagen.
Ich antwortete nicht und blieb wie immer stur.

"Wenn du mir nichts neues holen willst...", mit einem Mal stand er ganz dicht bei mir.
"Stellst du dich mir dann zur Verfügung?", seine Stimme war tief und rau. Sie war einfach nur total sexy und maskulin, ganz anders als meine eigene.

Ich trat von ihm weg und seufzte, bevor ich die Tür wieder abschloss, nach oben ging und ihm was frisches holte.

"Schade...", hörte ich ihn lachen, als ich die Treppen nach oben stieg.
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Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen!

Ich wünsche euch noch einen schönen Tag😌

Bis zum nächsten Mal! :3

[Danke an alle, die hier immer mit dabei sind! Liebe euch 😙]

Undead Desire - YOONMINWo Geschichten leben. Entdecke jetzt