33. Unverhofft

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Hallihallo meine Lieben, heute gibt es gleich wieder ein neues Kapitel! Viel Spaß dabei! Ich bin ja so gespannt auf eure Reaktion 😍

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> Hanna <

Blinzelnd öffne ich die Augen, verwundert stelle ich fest, dass Jules nicht mehr neben mir liegt, auch Marco ist verschwunden. Doch dann kriege ich einen richtigen Schreck – was zum Henker ist hier los? Gestern hatte ich die Ausmaße eines Walrosses, wo ist bitte mein dicker Bauch hin? Fast schon panisch befühle ich meinen Bauch, der flach und straff ist, abgesehen von den blöden Narben. Irgendwas stimmt hier nicht. Unsicher setze ich mich auf, denke angestrengt nach. Da betritt Marco das Schlafzimmer, grinst mir zu und meint: „Na? Auch mal wach?" Dazu bekomme ich einen liebevollen Kuss auf die Stirn, aber ich bin einfach schrecklich verwirrt. Deshalb frage ich ihn einfach: „Marco, wie alt bist du?" Entgeistert schaut er mich an, legt sofort seine Hand auf meine Stirn, fühlt, ob ich Fieber habe. „Geht es dir gut, Hann?" Mit knallrotem Kopf erwidere ich: „Ja, kannst du mir bitte meine Frage beantworten?" „Immer noch 26, so wie gestern auch. Sicher, dass ich keinen Arzt rufen soll?" Abwesend nicke ich, in mir überschlägt sich irgendwie alles. Das kann nicht sein. Gestern, da, da hatte ich einen Sohn, war schwanger und jetzt? Habe ich das tatsächlich alles geträumt? Mir wird allmählich klar, dass mir meine Fantasie einen bösen Streich gespielt hat und ich bin richtig enttäuscht darüber. Mir hat die Version gefallen, die ich mir da zusammengesponnen habe, so mit Kind, Familie und vor allem, weil Marco und ich noch so verliebt gewesen sind. Aber in meiner Realität werden wir in einer Woche heiraten und hier krebst kein Dreijähriger Racker rum und ich erwarte auch nicht unser zweites Kind. Halleluja.

Plötzlich beschleicht mich da noch ein anderes Gefühl. Eins, das mich total durcheinander bringt. Bin ich etwa? Nein, das kann nicht sein! Also, naja, vielleicht doch, aber ich wüsste das doch. Zumindest denke ich das. Allerdings bin ich sehr wohl die letzten Wochen schrecklich launisch gewesen, Marco schiebt das auf die bevorstehende Hochzeit, ich auch. Wortlos schwinge ich die Beine aus dem Bett, stelle mich vor den Spiegel, prüfe kritisch meinen Anblick im Spiegel. Besonders von der Seite. Also ich seh da nix! Trotzdem bin ich unruhig geworden und verschwinde ohne Umschweife im Bad, ziehe mich um und verlasse ohne große Erklärung das Haus. Das lässt mir jetzt einfach keine Ruhe!

„Hi!", begrüße ich die grauhaarige Apothekerin, die mich von oben bis unten mustert. Ja, okay, meine Haare sind noch etwas durcheinander, ich bin nicht geschminkt, aber könnte sie aufhören so zu gucken? „Was kann ich für Sie tun?", will sie mit diesem typischen Unterton von mir wissen, bei dem ich mir immer wie ein kleines Mädchen vorkomme. Schrecklich. „Tja, ich brauch nen Schwangerschaftstest", erkläre ich ihr mit knallrotem Kopf. Wieso ist mir das jetzt so peinlich? Ich bin erwachsen, es gibt doch nichts Normaleres auf der Welt! Mir ist es dennoch furchtbar unangenehm. Na das wird ja ein Ausflug zum Vergessen und diese Apotheke werde ich auch nie wieder betreten! „Aha", entgegnet sie, bei ihrem Blick vermute ich, dass sie sich gerade denkt, dass ich sicher noch viel zu jung dafür sei, was muss ich auch um einige Jahre jünger wirken als ich bin, vor allem, wenn ich ungeschminkt bin! Sie legt mir mehrere vor die Nase, erzählt irgendwas dazu und ich bereue es einfach nur noch, dass ich nicht einfach in die Drogerie gefahren bin, da hätte ich mir diese Peinlichkeiten erspart. Zerknirscht deute ich einfach auf irgendeinen der Tests, zahle und sehe zu, dass ich so schnell wie möglich wieder hier rauskomme. Gott, war das schrecklich, denke ich genervt, als ich wieder auf dem Weg nach Hause bin.

Dann kommt der Part, vor dem ich mich noch mehr fürchte. So albern das auch klingt. Jetzt steht der Test an und ich kann partout nicht sagen, welches Ergebnis ich mir wirklich erhoffe. Marco ist zum Glück schon beim Training, sodass ich ihm nicht erklären muss, wieso ich wie angestochen ins Bad renne. Das ganze Testdrama ist dann aber schnell erledigt und danach heißt es warten. Angeblich muss innerhalb von zehn, maximal fünfzehn Minuten ein zweiter Strich da erscheinen. Entsetzt bemerke ich nach nicht mal zwei Minuten, dass eben dieser besagte zweite Strich da schon mehr als deutlich aufgetaucht ist. Oha. Fast schon panisch suche ich in der Anleitung nach einer Erklärung, stelle dann fest, dass das sehr wohl vorkommen kann und dann sinke ich geplättet auf den Badewannenrand. Heftig poltert mein Herz vor sich hin, ich bin vollkommen überfordert mit der Situation. Ich bin schwanger? Ernsthaft? Eine Woche vor meiner Hochzeit erfahr ich das? Könnte man als schlechtes Timing bezeichnen. Noch immer starre ich den Test in meiner Hand an, viel zu viele Gedanken wirbeln wieder durch meinen Kopf, aber meine Mundwinkel werden wie von unsichtbarer Hand nach oben gezogen, in meinem Bauch breitet sich ein wärmendes Gefühl aus. Ich bin schwanger. Dieser Satz brennt sich in mein Hirn ein und mittlerweile grinse ich übers ganze Gesicht. „Oh mein Gott!", entfährt es mir dann quietschend, die Neuigkeit ist endlich wirklich in meinem Bewusstsein angekommen, ich kann es zwar noch immer nicht wirklich fassen, aber ich bin happy. Ich freue mich - ich werde Mutter und dieser Gedanke erfüllt mein Herz mit so viel Glück, Zufriedenheit und Wärme, dass mir leicht schwindelig wird. Klar hatte ich am Anfang der Beziehung irgendwie noch Zweifel, ob wir uns nicht noch viel Zeit mit dem Kinderkriegen lassen sollten, aber jetzt bin ich einfach nur glücklich! Marco ist der Richtige, um eine Familie mit ihm zu gründen, da spielt es doch keine Rolle, ob ich nun erst 26 oder 29 Jahre alt bin. Und Marco wird ausflippen vor Freude, das weiß ich jetzt schon. Trotzdem lasse ich den Test im Müll verschwinden, rufe danach meinen Gynäkologen an, ich will heute noch wissen, wie weit ich bin und auch alles andere, was ich vielleicht beachten muss. Glücklicherweise bekomme ich super kurzfristig einen Termin, als ich der Sprechstundenhilfe etwas unbeholfen gestanden habe, dass ich grad den Test gemacht hab und weiß, dass ich schwanger bin.

Noch will ich niemanden einweihen, nicht mal meine beste Freundin. Schon komisch, wenn man so ein kleines Geheimnis hat. Ich habe allerdings nicht vor, es lange für mich zu behalten, aber als Erstes muss ich zum Arzt. Da sitze ich dann eine Weile rum, was Folter gleicht – ich bin so abartig aufgeregt und nervös, ich kann kaum auf dem blöden Stuhl stillsitzen. Endlich wird mein Name aufgerufen und ich darf ins Behandlungszimmer. Kurz erkläre ich mein Anliegen, werde untersucht und als ich dann beim Ultraschall schließlich die Gewissheit habe und mein Baby, oder das, was mal mein Baby sein wird, in diesem Schwarz-Weiß-Gekrissel erkenne, verlässt meine Kehle ein Jauchzen. Vollkommen hirnrissig. Sind bestimmt die Hormone. „Na ich darf Ihnen gratulieren!", lächelt mein Arzt mich an, ich grinse überglücklich zurück. Ich bin laut ihm schon im dritten Monat, um genau zu sein in der zwölften Woche und bin darüber doch sehr überrascht, weil ich ja so gar nix gemerkt habe. Weder habe ich zugenommen, noch war von der gefürchteten Morgenübelkeit irgendetwas zu spüren. Sollte ich keiner anderen Schwangeren erzählen, die darunter leidet, die würde mich sicher auf den Mond schießen. Aber all diese Dinge seien nicht ungewöhnlich, behauptet zumindest mein Arzt. Ich bekomme zwei ausgedruckte Ultraschallbilder in die Hand gedrückt, meinen Mutterpass, etliche Broschüren mit Infos, muss meinen nächsten Termin vereinbaren und dann hopse ich förmlich zu meinem Wagen. Mit dem Kind scheint alles in Ordnung zu sein, ich bin einfach nur unfassbar froh, dass ich wie zufällig in den letzten drei Monaten keinen Tropfen Alkohol getrunken und auch nicht geraucht habe. Als hätte ich es geahnt. Haha. Als ob.

Jetzt, wo ich ganz sicher bin, kann ich es kaum noch abwarten es Marco zu erzählen. Aber einen kleinen Spaß werde ich mir doch noch erlauben. Vielleicht hab ich insgeheim doch ein bisschen Schiss, dass er nicht so freudig reagiert, wie ich mir das wünsche. Wieder zu Hause warte ich darauf, dass er nach der ersten Trainingseinheit kurz nach Hause kommt. Warten nervt. Total. Das mit dem Stillsitzen klappt zu Hause noch schlechter, also vertreibe ich mir die Zeit damit in seinem Haus ein Kissen auf der Couch von der einen auf die andere Seite zu räumen, im Netz zu surfen und Löcher in die Luft zu starren. Schließlich höre ich doch das erlösende Geräusch der sich öffnenden Haustür. Ein leicht erschöpft wirkender Marco wirft sich neben mich auf die Couch, drückt mir einen Kuss auf und seufzt. „Meine Herren, hat der uns heute über den Platz gejagt. Ich bin total im Eimer!" Ich nicke zwar, kann ihm aber gar nicht zuhören. Zu gerne würde ich es ihm sofort berichten, aber ich reiße mich zusammen und halte meinen Mund. Warum ich es so spannend machen will, weiß ich irgendwie selber nicht.

Als er abgelenkt ist, schleiche ich in den Flur, öffne vorsichtig seine Trainingstasche, die er nachher wieder mitnehmen wird, verstecke eins der Ultraschallbilder schnell zwischen seinen Klamotten. Gerade als ich den Zipper wieder zuziehe, ertönt Marcos Stimme neben mir: „Sweetheart? Suchst du was?" Verschreckt zucke ich zurück, hat er es gesehen? Ach manno, dann ist die ganze Überraschung versaut. „Äh, ja", stammle ich, mein Kopf ist sicher schon wieder knallrot, „meinen, meinen zweiten Schuh!" Was fasle ich da? „Welchen Schuh denn?" Wie zu erwarten klingt Marco etwas misstrauisch, kann man ihm nicht verdenken, nach meinem seltsamen Verhalten heute früh. „Ach da ist er ja!", behaupte ich, schnappe irgendeinen meiner Sneaker und halte ihn in die Höhe. Stirnrunzelnd sieht Marco mich an. „Dir geht es wirklich gut, Süße?" Er soll mich doch nicht Süße nennen. Egal. Bevor ich noch mehr dummes Zeug von mir gebe und mich verrate, lächle ich ihn lieber an und meine dann: „Ja, wirklich! Musst du nicht langsam wieder los?" Scheinheilige Frage, ich weiß. Ich will ja nur, dass er die doofe Tasche da wieder auspackt und das Bild findet. Schade, dass ich seinen Gesichtsausdruck nicht sehen werde. Aber in mir bleibt dieser kleine Rest der Unsicherheit und deshalb bleibe ich bei meiner Entscheidung. „Ähm, ja schon. Okay. Wir sehen uns heute Abend. Mach keinen Blödsinn, du bist heute irgendwie durch den Wind. Vielleicht rufst du Jodie mal an, dann kommt sie nochmal rum? Du brauchst dir keine Sorgen wegen der Hochzeit machen, wir haben alles perfekt geplant. Versuch dich zu entspannen", bittet er mich, schlüpft wieder in seine Schuhe, gibt mir einen Kuss, nimmt seine Tasche und verschwindet wieder.

Blöd schaue ich ihm hinterher. Ob das jetzt wirklich so eine gute Idee war? Keine Ahnung, aber jetzt ist es eh zu spät. Jetzt ist das Bild in seiner Trainingstasche und er wird es finden. Und sich hoffentlich wahnsinnig darüber freuen. Hoffentlich.

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Boum! Hab ich es doch noch geschafft, euch zu überraschen, oder? xD Aber dieses Mal ganz ohne Drama <3 Ich hoffe, ihr seid mir nicht böse, sondern freut euch über die 'frohe Botschaft' ^^

Na, wie wird Marco das wohl aufnehmen? Große Freude oder eher Schock?

Hoffe, euch hat das Pitel gefallen, auch wenn ich euch vorher ein bisschen hinters Licht geführt habe ?

Alles Liebe,

eure Floraly <3

PRECIOUS [2] [Marco Reus]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt