Kapitel 13

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Ich bringe an dieser Stelle eine kleine Widmung an (lasst euch bitte nicht stören)

Danke arthurfrommars, dafür dass du mich bis zu diesem Kapitel begleitet hast (was mich ungemein freut) und auch für deinen wunderbaren Blick auf meine Geschichte, der mich sie manchmal klarer sehen lässt (ihre Schwächen aber auch Stärken).

Und jetzt: Viel Spaß beim Lesen :)

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Selbst Onab hat uns die Manschetten nur mit einem sanften Lächeln abgenommen und zum Abschied leicht genickt. Aber umso näher wir uns den Unterkünften nähern, umso öfter wird die Ruhe, die uns umhüllt von Lachen, Stimmengewirr und allerlei kleineren Nebengeräuschen gestört.

Willkommen zurück im Käfig Alice, denke ich mir, weil ich es genau so empfinde. Ich bin eingesperrt. Aber zum ersten Mal habe ich dabei nicht nur ein beengendes Gefühl, sondern weiß genau welchen Verlust ich beschreibe.

An der Ecke zu den Schlafräumen trenne ich mich von Iven. Er legt mir kurz die Hand an die Wange und verschwindet dann geschmeidigen Schritts. Ich atme tief durch, in meinen Haaren hängt noch der verblassende Geruch von Sonnenschein und auf meiner Zunge schmecke ich noch den zarten Geschmack von frischem Wind. Ich weiß genau wo ich jetzt sein will, am liebsten ganz wo anders. Aber mir bleibt nicht viel Wahl, also flüchte ich dorthin, wo ich schon immer Zuflucht gesucht habe. In der Welt zwischen bedruckten Seiten.

Auf dem Weg zur Bücherei vernehme ich mit einem Mal Lydias scharfe Stimme und gehe neben einen Türrahmen in Deckung. Ich möchte mir das Gefühl von oben nicht nehmen lassen und eine Begegnung – oder vielmehr Auseinandersetzung- mit ihr hätte dies sicherlich zur Folge.

„Was findet er nur an dieser Neuen?", ertönt ihre Stimme und fährt fort: „Ich meine sie ist so uninteressant. Was macht sie denn? Alle andern kriegen es hier auf die Reihe. Sie suchen eine Aufgabe in der Verteidigung, in der Struktur, Organisation oder Betreuung, und sie? Sie schleicht den ganzen Tag nur herum, taucht auf wenn ihr es passt und blickt wehmütig in der Gegend rum. Und er findet das auch noch gut? Warum?" „Sei nicht so streng. Du bist kein Spare, kannst du dir vorstellen wie es ist so etwas zu erfahren? Geschweige denn so aufzuwachsen? Für uns ist der Gedanke schon so schrecklich, dass wir uns gegen alles stellen, was wir kennen. Wir gehen Risiken ein und kämpfen dafür, aber wir haben jemanden mit dem wir darüber reden können und wir können vor allem darüber reden. Wir wissen, was das alles bedeutet, was da vor sich geht, was es bedeutet. Sie nicht, obwohl sie am allermeisten davon betroffen sind.", es ist Joe, der gutmütig Lydias harsche Worte beschwichtigt. „Du weißt, dass ich aus ganzem Herzen hinter der Sache stehe, aber deswegen muss ich nicht gleich jeden der zum Ersatzteil reduziert wurde mögen", meint sie trocken, während sich ihre Stimmen leise weiter entfernen.

Für den ersten Moment tief getroffen verharre ich an meinem Platz. Gedanken geistern durch meinen Kopf. Sie hat Recht – so ungern ich es auch zugeben mag. Ich helfe hier wirklich nicht mit, ich kehre den Blick lieber nach innen als nach außen, beschäftige mich nur mit mir... wie egoistisch. Aber Joes Worte bewirken noch viel mehr, sie sind so wahr, vielleicht sogar mehr als er ahnt. Ich weiß kaum etwas, nur das Nötigste. Ich spiele immer noch mit meinen Puzzelteilchen: Ich habe sie noch nicht zusammengefügt, einige liegen noch umgedreht in meiner Reichweite, andere habe ich noch gar nicht. Und das Wissen wie man sie alle zusammensetzt fehlt mir auch.

Mit einem Mal fühle ich mich schrecklich dumm. Ich kann noch immer nicht das gesamte Ausmaß begreifen. Ich setze mich in Bewegung ohne einen Plan zu haben wo ich eigentlich hin möchte – aber das ist immer noch besser als rumzustehen ohne zu wissen was man überhaupt will.

Spares - Sag mir wer ich binKde žijí příběhy. Začni objevovat