Kapitel 5

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Das Kapitel heute enthält eine Widmung an the_world_in_books und darkangel25774

Danke, dass ihr mir mit euren lieben Kommentaren ein Lächeln ins Gesicht zaubert und mich an meine eigene Geschichte glauben lasst.

***

Sie stürmen in dunkelgrauen Uniformen auf mich zu, immer schneller, erbarmungslos.

Ich bleibe stehen und warte, denn ich weiß, der Tod rückt näher, immer schneller, erbarmungslos.

Sie heben Waffen, schwarz wie der Tod und Bumm, Bumm ... bohren sich Glassplitter in mein Herz.

Ich sinke auf die Knie und lege die Hände auf die Brust, spüre meinem Herzschlag nach, während er langsam schwächer wird.

Ganz sanft fallen leuchtende Tropfen auf den grauen Boden, tödlich rote Flammen auf dem tristen Alltag der Angst.

Und ticktack bewegt sich der Zeiger stetig – unaufhaltsam- vorwärts.

Die Zeit läuft ab...


Schweißüberströmt richte ich mich auf.

Schon seit einer Woche bin ich hier und noch immer verfolgt mich dieser Alptraum. Er lässt mich ebenso wenig los, wie meine Erinnerung an diese eine Nacht.

Denn diese Erinnerungen sind klar, wie die glasigen Scherben, die sich im Traum in mein Herz bohren.

...so als wären all meine Tränen zu Glas gehärtet.

Und in dieser neuen Welt mit den vielen Gesichtern und den vielen Antworten geben sie mir ein neues Wort für das neue Gefühl,

sie nennen es Trauer,

aber sie scheinen nicht zu ahnen, dass sich dieser tiefe brennende unerträgliche Schmerz niemals in nur ein Wort fassen ließe.

Als ich am nächsten Morgen aufwache, starre ich stur auf das Leinen, welches mein Bett von den anderen trennt. Es ist ein schlichter, weißer Stoff, den sie als Vorhang bezeichnen. Er birgt ich vor neugierigen Blicken, sperrt mich aber auch weg... schon wieder.

Hier habe ich Zeit zum Nachdenken. Ich denke an ihn, sein Gesicht, sein Lächeln und immer wieder an seine leblosen Augen.

Ich denke an Schuld, die ich auf mich geladen habe und an die tonnenschwere Schuld, die die Protektoren tragen.

Ich denke an Schuld und an Rache und daran, dass Worte so treffend sie sind, manchmal nicht alles beschreiben können. Weder die Last, die auf meinen Schultern ruht, noch den Schmerz in meinem Herzen, noch der Hunger nach Vergeltung. Sie nennen es Schuldgefühl, Trauer, Rachedurst. Keins der Worte hilft mir. Ich denke viel – und ich weine.

Aber oft erwische ich mich wie ich nur stumpf auf einen Fleck starre, sollen die anderen doch denken ich sei versunken, krankhaft traurig, ich will – und kann- es nicht rechtfertigen... es macht mir ja selbst Angst, wie ich nur einen Punkt fixiere und sich die Leere mit jeder Minute kriechend ausdehnt.

An die Momente außen erinnere ich mich kaum, ich weiß nur dass ich ohne ihre Hilfe nicht rausgekommen wäre. Grelles Licht, das hin und her schwenkt, gebrüllte Befehle, Schreie, Zäune, quietschende Metallungeheuer, noch mehr Rufe, so entsetzlich viele ohrenbetäubende Schüsse ... und ich, die orientierungslos durch die Dunkelheit und blendende Lichtkegel taumelt. Das alles hat sich eingebrannt, aber es ist vielmehr der flüchtige, schmerzliche Eindruck, als eine klare Erinnerung an die Flucht.

Spares - Sag mir wer ich binWhere stories live. Discover now