♯Cнαpтer 41 ~ Reαl ... Or Noт Reαl?

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Diesmal stand ich nicht auf einem Feld.

Diesmal saß ich in einem Raum.

Staubflocken wirbelten durch die Luft.

Dicke verkohlte Backsteine, mit schwarzem Ruß überzogen, sorgten für eine bedrückende Atmosphäre. In Kombination mit der niedrig angebrachten Decke kam ich mir klein vor, unbedeutend.

Eingeengt.

Gefangen.

Kein einziges Möbelstück war im Raum zu finden.

Kalter Wind zog durch die Ritzen im Mauerwerk, wo der Mörtel langsam begann, herauszubröckeln, und jagte mir eine Gänsehaut über die nackten Arme.

Wie schon in meinem Heuschreckenalbtraum lag auch hier der Geruch von Rauch in der Luft. Er brannte sich in meine Atemwege, beißend und scharf.

Ich hustete.

Hier musste es mal ein Feuer gegeben haben. Das würde zumindest die rußverschmierten Steine und die verkohlte Decke (bestehend aus ein paar schiefen Holzplanken) erklären - und natürlich den scheußlichen Geruch.

Der Boden, auf dem ich saß, war kälter als kalt.

Ich wollte aufstehen, näher an die mir gegenüberliegende Backsteinmauer heranrücken, mir die Arme um die Knie schlingen, und die Eiseskälte verdrängen, die mir inzwischen in alle Glieder zu fahren drohte, doch ich konnte mich nicht bewegen. Keinen einzigen Muskel.

Ein frustriertes Stöhnen entwich meinen Lippen - das hieß, zumindest meine Stimme schien noch intakt zu sein.

Doch was brachte es, um Hilfe zu rufen, wenn die eigenen Worte vom Wind verschluckt wurden, kaum, dass sie meine gefrorenen Lippen verlassen hatten?

Richtig.

Gar nichts.

Also hielt ich den Mund und wartete.

Worauf?

Gute Frage.

Ich war vollkommen allein.

Kein Hilferuf würde mich retten - denn es war keiner hier, der mich hören konnte.

Ich war allein - allein in dieser Ruine, fröstelnd, gefangen und verzweifelt.

Eissplitter gruben sich in meine Haut, Schnee fiel vom Himmel durch die Ritzen im Holz auf meine frostblauen Lippen.

Wäre das hier real, wäre ich binnen weniger Stunden erfroren.

Doch es war nur ein Traum.

Mir konnten noch so schlimme Dinge passieren - in der realen Welt war ich wohlauf.

Zumindest hoffte ich das.

Und mir war bewusst, dass bald etwas geschehen würde.

Sonst wäre es ja langweilig.

Oder das hier war nur ein Traum, in dem ich langsam erfror. Nicht sonderlich spektakulär, aber dennoch unglaublich frustrierend, weil ich mich ja nicht bewegen konnte. Ich konnte nur abwarten, auf eine Veränderung hoffen, und den langsam daherkommenden Tod fürchten.

born to die ✘ the hunger games [1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt