Die allerste Begegnung

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Cato's Sicht

Sie anzusehen war alles gewesen was diese Spiele erträglich für mich gemacht hatte. Mein ganzes Leben lange wollte ich das hier. Genau das. Kein Leben voller Langeweile und verrotten in einem Haus das mir nicht gerecht wurde. Aber die Wahrheit war, die Spiele waren brutal. Sie waren grausam. Und sie hatten mich gebrochen. Die Worte meines Vaters waren wahr geworden. Es war ein Fehler gewesen hier zu sein. Eine Weile schien ich einen neuen Sinn gefunden zu haben. Ich wollte ihr Leben retten. Und nicht einmal das schaffte ich. Nun lag sie vor mir. Eine leblose Hülle ihrer selbst. Obwohl ihre Augen geschlossen waren, sah ich sie immer noch vor mir wie damals. Wie dort als ich ihre Hand auf der Bühne nahm und sie versuchte ihre Stärke zu beweisen. Und wie an jenem Tag als ich sah wie sie aus der Schule kam. Die Haare wehten im Wind, der die orangen Blätter, die der Herbst mit sich brachte, von den Bäumen trug. Sie lächelte nicht. Das tat sie fast gar nie. Und dennoch schien sie das Wunderschönste zu sein was ich jemals gesehen hatte. Wenn man sie ansah dann konnte man einfach nicht mehr wegsehen. Man wollte unbedingt ihr Lächeln sehen. Und noch viel lieber wollte man der Grund sein warum sie lächelte. Ich hasste mich dafür, dass ich sie gehen gelassen hatte. Ich hasste mich dafür, dass ich nicht schnell genug gewesen war. Und ich hasste mich dafür, dass ich nicht an ihrer Stelle lag. Clove hatte den Tot nicht verdient. Schon gar nicht auf diese Weise. Clove war anders gewesen. Obwohl ich wusste wie gefährlich sie war und das sie fähig und auch bereit war zu töten war sie so rein. Sie schien so unschuldig und gebrechlich. Als könnte man sie mit nur einer Berührung verletzen. Clove wollte immer kühl sein. Und auf eine gewisse Weise war sie tatsächlich wie Eis. Oder noch viel mehr wie ein Eisberg. Mann sah immer nur einen winzigen Teil von ihr, während sie alles andere vor allem und jedem zu verstecken versuchte.
Ich strich mit meinen zittrigen Händen über ihre Wange.

Ihre Haut war warm.

Cato legte ihren Körper behutsam auf den Boden. Mit einem Schlag war alles Glasklar vor ihm. Er horchte. Es gab keinen Schuss. Keine Kanone, kein Toter. Er erinnerte sich an einen Kanonenschlag, aber dies musste jener von Thresh gewesen sein. Cato fühlte nach ihrem Puls. Er spürte den Schlag ihres Herzens schwach. Er sah wie ihre Brust sich leicht hob und sank. Und er hörte ihre flache Atmung, die immer wieder aussetzte.

Clove war am leben. 

Noch...

Sein Blick fiel auf den Rucksack mit der 2 als Aufschrift. Ohne zu zögern rannte er auf den kleinen Tisch zu und griff nach dem Inhalt. Eine kleine Dose mit einer durchsichtiger Creme, die nach Kräutern und Blumen roch. Er eilte zu Clove zurück. "Alles wird gut. Ich hab deine Medizin. Halt durch, bitte Clove", flüsterte er und trug zitternd die Salbe auf ihre Kopf und Hüftwunde auf. Es zischte als hätte er kaltes Wasser auf einen heissen Stein getropft. Nichts passierte. Das Blut klebte an seinen Fingern doch Clove bewegte sich noch immer nicht. Hatte er etwa doch zu lange gewartet? War es zu spät gewesen?

Doch dann schoss ihr Brustkorb in die Höhe und sie atmete panisch alle Luft ein die sie in ihre Lunge zu bekommen schien.
"Clove", wisperte Cato erleichtert.
"Cato?" Clove sah ihn an als wäre sie nicht ganz sicher ob er es wirklich war.
"Du lebst. Wir leben. Clove, wir könnten es schaffen. Wir können gewinnen", sagte Cato sofort voller Freude.

Clove, die ihren Sieg noch vor wenigen Stunden nicht einmal mit einem Erdmännchen geteilt hätte, lächelte. Und es war das schönste Lächeln das Cato jemals auf ihren Lippen gesehen hatte.
Er half ihr aufzustehen und nahm sie dann in seinen Arm. Und er hielt sie so fest wie er noch nie jemanden gehalten hatte.
"Ich dachte du wärst Tod", flüsterte er in ihr zerzaustes Haar, dass aber dennoch nach ihr roch.
"Hattest du etwa Angst?", sagte sie grinsend.
"Du nicht?", fragte er sie.

Cato hatte Clove zu einer Lichtung im Wald gebracht. Obwohl sie es nicht gerne zu gab brauchte sie jetzt seine Hilfe. Ihre Wunden waren immer noch tief und drohten noch immer zu entzünden. Aber sie lebte. Und das war alles was Cato wichtig war. Er setzte sie an einen Baum und machte ein Feuer, dass er aber nur solange brennen lassen konnte, wie es hell war. Denn so schwach wie sie beide gerade waren, würden sie leichte Beute sein. Sie wussten das sie schnellst möglich wieder aufrüsten mussten, denn die Gegner waren stark.

"Warum bist du gekommen Cato?", fragte Clove und nahm dankend die Wasserflasche entgegen.

"Du hast mich gerufen", antwortete dieser.

"Ja, aber ich habe dich auch gebeten zu gehen und würde mir jemand sagen ich solle gehen, dann würde ich auch nicht mehr zurück kommen", sagte Clove.

"Weisst du Clove, ich bin hier um zu gewinnen. Ich habe Menschen getötet, und ja ich habe es genossen. Aber wenn du mich ansiehst dann fühle ich mich als wüsste ich nicht mehr wer ich bin. Du lässt mich das Monster in mir vergessen und ich möchte dieses Gefühl nicht verlieren. Ich will dich nicht verlieren. Das würde ich nicht ertragen."

Es schien alles so zu sein wie er es immer wollte. Doch wie es eben so ist; nichts ist wie es wirklich scheint...

Clove und Cato - Töten ist meine BestimmungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt