Marvel

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Clove blieb auch nach Trainingsschluss noch weiter im Center und übte. Sie wusste, dass sie es eigentlich nicht nötig hatte aber irgendetwas in ihr brauchte diese Ablenkung. Und ausserdem konnte sie sich nicht andauernd die langweiligen Geschichten von Cessica anhören.
"Ist es erlaubt länger zu bleiben?", fragte Marvel der gerade wiedergekommen zu sein schien.
"Wenn kümmert es was wir dürfen und was nicht?", gab Clove zurück und zog die Messer aus der Zielscheibe.
"Weil wir so wie so bald sterben?" Er lehnte sich lässig an die Wand und beobachtete Clove die ununterbrochen weiter übte.
"Du vielleicht", sagte sie mit hochgezogener Augenbraue.
Marvel grinste.
"Wirklich schade das wir uns bald gegenseitig töten müssen", sagte er.
Clove sah ihn fragend an.
Marvel kam einige Schritte auf sie zu und blieb nur Zentimeter vor ihrem Gesicht stehen: "Ich versuche bloss mir dieses Gesicht so oft wie möglich anzusehen, denn so etwas wunderschönes werde ich mit Sicherheit nicht mehr sehen."
Clove lächelte. Selbst wenn sie eigentlich gar nicht wollte. Marvel war nicht wie Cato. Sie spürte das er seine Arroganz vortäuschte. Die Rolle in die er sich begab um sie zu beeindrucken stand ihm nicht. Doch es reizte sie zu erfahren was wirklich das Gesicht hinter dieser völlig unpassender Maske war.
Als Clove zurück kam waren Cato und ihre Mentoren bereits beim Nachtisch. Der ganze Raum war erfüllt von einem Duft den sie kaum zuordnen konnte.
"Clove wo warst du?", rief Cessica besorgt, so als ob sie irgendwo weit weg hätte gewesen sein können.
"Beim Training", antwortete diese.
"Das Training ist seit drei Stunden vorrüber!"
"Nicht für mich", sagte sie grinsend und erwiderte Enobarias stolzen Blick.
Cloves Hunger hielt sich soweit in Grenzen das sie auf die übrigen Fleischspiesse verzichtete und in ihrem Zimmer verschwand. Sie konnte sich kaum hinlegen, da klopfte es schon wieder an ihrer Tür. "Nein ich..."
"Warum trainierst du so viel du hast es nicht einmal nötig", sagte Cato der ihr 'nein' einfach ignoriert hatte. So wie es eben Cato immer tat.
"Weil..." Darauf fand Clove keine Antwort.
"Du hast Angst oder?", fragte er sie ganz ernst. Was bei ihm aber beinahe so klang als würde er sich über sie lustig machen.
Clove sah ihn verdutz an. Natürlich hatte sie keine Angst. Sie wollte das, sie wollte in die Spiele. Sie hatte doch nicht all diese Jahre daran gearbeitet um sich nun zu fürchten. Es gab keinen Grund, denn sie würde gewinnen. Das wusste sie.
"Raus!", rief sie.
"Ich wollte dir nicht zu nahe treten.."
"Ich sagte raus, Cato", wiederholte sie und war nun wieder aufgestanden. Sie war ein so zierliches Mädchen, dass einem mit ihrer Wut dennoch einschüchtern wirken konnte. Er setzte erneut an, liess es dann aber doch sein und verliess das Zimmer mit gesenktem Kopf. Kein Mädchen hatte ihm je die Stirn geboten und im ersten Moment war er unglaublich beleidigt. Doch dann kam ein ganz anderes Gefühl in ihm auf. Ein unbekanntes.
Wut stieg in Clove auf, eine so grosse Wut, dass sie sich innerhalb von Sekunden wieder umschlug. Trauer. Tränen stauten sich in ihren braunen Rehaugen auf, denen sie es aber nicht erlaubte zu entwischen. Sie würde sich nicht sagen lassen was sie fühlte und was nicht, vor allem nicht wenn es nicht wahr war. Oder wenn sie es versuchte sich selbst zu verbieten
Niemand dürfte erfahren was für eine Angst sie wirklich hatte.

Clove und Cato - Töten ist meine BestimmungWhere stories live. Discover now