21 | Mein Geld für den Kondensator

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2.137 Wörter

Ich schlucke. So viel Offenheit ist für mich, ungeachtet unseres Geständnisses am See, immer noch ungewohnt. Trotzdem antworte ich ihm ebenso offen, wenn auch leiser als er.

»Bei mir liegt es, glaube ich, daran, dass ich das Gefühl von Verliebtheit noch nie auf so intensive Weise gespürt habe.« Meine Hände spielen mit meinen Haaren.

»Dann komm her und lass und sehen, ob dieses Gefühl noch intensiver wird, wenn du in meinen Armen liegst.«

Allein die Reaktion meines Körpers auf diese Worte zeigt mir, dass dem der Fall sein wird, denn schon bei der Vorstellung beginnt mein Herz zu rasen und alles in meinen Bauch zu kribbeln.

Trotzdem antworte ich ihm grinsend: »Erst muss ich Zähne putzen gehen«, was ihm ein leichtes Seufzen entlockt, von dem er sicher nicht nicht beabsichtigt hat, dass ich es höre.

Ich flitze in mein Zimmer, hole mir meinen Kulturbeutel und mache mich dann im Bad schnell bettfertig. Das heißt, ich entferne rasche die Wimperntusche, was ich eigentlich nie tue, aber da ich morgen, wenn ich neben Roy aufwache, nicht aussehen möchte wie ein Panda, mache ich es heute abend doch einmal, und putze mir die Zähne. Danach gehe ich zurück zu Roy, der sich bereits umgezogen hat.

Er trägt nun statt einer langen Jeans eine Shorts und wie auch am Tag ein T -Shirt. »Normalerweise schlafe ich nicht mit T - Shirt, aber ich dachte, das ist vielleicht angenehmer für dich.«

Da hat er recht. Ohne Oberteil wäre mir das Ganze noch intimer als es sowieso schon ist. Und nachdem wir uns so viel Zeit gelassen haben, will ich das alles nicht durch einen übergroßen Schritt ruinieren und dieser Schritt hier hat schon gewaltige Ausmaße. Nickend stimme ich ihm zu.

»Ich gehe gerade auch noch Zähne putzen, okay?«

Wieder nicke ich nur und Roy geht rasch an mir vorbei ins Badezimmer.

Ein wenig zögerlich und wahnsinnig nervös im Inneren gehe ich auf Roys Bett zu und ... weiß nicht, was ich tun soll. Soll ich mich schon hinlegen? Oder warten, bis er kommt?

Als Roy aus dem Bad zurückkommt, stehe ich immer noch unschlüssig vor seinem Bett und spiele ein wenig am Saum meines, oder eher gesagt seines, Oberteils.

Er bemerkt meine Unsicherheit und übernimmt diese Entscheidung für mich, indem er einen Schritt auf mich zu macht, den Abstand zwischen uns bis auf ein Minimum verringert und mich in seinen Arm schließt, sanft an seine Brust drückt, an die ich mich glücklich schmiege. Dann gibt er mir einen zarten Kuss auf meinen Scheitel und ich genießerisch meine Augen.

Wenig später lässt Roy mich los und schlägt seine Bettdecke zurück, legt sich hin und hält die Decke für mich hoch, damit ich zu ihm schlüpfe. »Komm.«

Grinsend lege ich mich neben ihn und er schließt mich in seine Arme. Meine Nase ist tief in seinem Oberteil vergraben und ich atme diesen herrlichen Duft aus Ingwer und Orange ein. Meine Beine sind mit seinen verschränkt und ich spüre die kleinen Härchen, die mich ein wenig pieksen, ohne dass es mich stört.

»Annie?«

»Mhh«, murmle ich in sein Shirt und bin schon fast am schlafen. Bei seinen nächsten Worten bin ich jedoch sofort wieder hellwach.

»Vor kurzem hast du mich gefragt, was das zwischen uns ist und ich habe dir gesagt, dass ich dich mehr als nur mag. Mehr noch. Ich bin wahnsinnig in dich verliebt. Und jetzt frage ich dich: Was ist das zwischen uns?«

Ich rücke von ihm ab, lege dabei eine Hand auf seine Brust und spüre sein Herz heftig gegen meine Handinnenfläche pochen. Lächelnd genieße ich die Wirkung, die ich auf seinen Körper habe und antworte ihm dann ehrlich: »Ich glaube, dafür gibt es keine Bezeichnung, und wenn doch, dann kenne ich sie nicht, aber ich habe meinen Standpunkt inzwischen revidiert, ich würde gerne mit dir eine Beziehung eingehen.«

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